Verwandtschaftliche Gruppen. 197
um die gleiche Person handle. Dies ist nun freilich schwerlich der Fall.
Denn die Münchener Messalina (Kopf) lässt sich nicht wohl mit der
ebenda befindlichen Agrippina (Statue) und ihrer muthmasslichen Wie-
derholung im M. Chiaramonti vereinigen; und die lateranensische Statue
wenigstens nur schwer mit der Campana'schen (verdächtigen?) Büste im
Louvre. In diesen Kreuzungen der Verwandtschaftsverhältnisse liegt eine
deutliche Mahnung, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Statt der
drei obigen Paarungen sind offenbar auch noch andere Combinationen
möglich. Welches darunter die wahrscheinlichsten, wollen wir bei An-
lass der Agrippinen zu bestimmen suchen; die bloss äusserliche Ver-
gleichung führt zu keinem sicheren Ergebnis. Uebrigens ist nicht
gesagt, dass die Zahl der verwandtschaftlich zu jener Gruppe gehö-
rigen Bildnisse mit den 6 genannten erschöpft sei. Namentlich dürfte
noch eine Statue und vielleicht auch eine Büste in der Antikensamm-
lung von Venedig (oben Nr. 39 und Nr. 40) mit diesem oder jenem
darunter in Beziehung stehen.
Ein hievon verschiedener, ebenfalls in verwandten Bildnissen
wiederkehrender Typus liegt in der zu einer Hygieia ergänzten sog.
Domitia der Statuengallerie des Vaticans (Nr. 9) vor. Die Ver-
schiedenheit zeigt sich namentlich im Gesicht, in dem gebrochenen,
an der Nasenwurzel einen starken Winkel bildenden Profil und in dem
Vortreten der Nase. Die Schönheit ihrer Formen ist weniger klassisch,
der ganze Ausdruck weniger imponierend. Ob die ähnlich ergänzte
und ebenfalls Domitia genannte Statue des Chiaramonti (Nr. 3)
die gleiche Person darstellt, scheint zweifelhaft. Stirn und Nase bil-
den hier keinen so starken Winkel und das Untergesicht ist kleiner.
Sehr wahrscheinlich dagegen ist es bei dem Florentiner sog. Messa-
linakopf (Nr. 31) der Fall, wiewohl dann dieser wieder stark an
eine (oder zwei) verhüllte Statuen in Parma (Nr. 35) erinnert, die
mit der Domitia der Statuengallerie kaum zu vereinigen sind. — Jeden-
falls nur verwandt die Neapler Büste (Nr. 25) und die des Mus.
Chiaramonti (Nr. 5). Diese beiden haben statt der gewöhnlichen
Kräuselung die Seitenhaare in lose gerollten Strängen oder Kork-
zieherlocken über die Ohren zurückgenommen. Auch bei der Statue
von Petworth (Nr. 48) muss man sich vorderhand mit der Notiz
der Aehnlichkeit begnügen. — Die Bezeichnung Agrippina prävaliert
bei diesen Köpfen weniger als bei den vorigen, obgleich die Haar-
tracht ebensogut, und der gerade Nasenrücken sogar noch besser zu
den Münzen der Agrippinen, der älteren wie der jüngeren, stimmen
wurde. Es beruht dies wohl auf dem Gefühl, dass wir es hier nicht
fflit Frauen von dem grossartigen Charakter der Gattin des Germa-
öicus und ihrer Tochter zu thun haben.
um die gleiche Person handle. Dies ist nun freilich schwerlich der Fall.
Denn die Münchener Messalina (Kopf) lässt sich nicht wohl mit der
ebenda befindlichen Agrippina (Statue) und ihrer muthmasslichen Wie-
derholung im M. Chiaramonti vereinigen; und die lateranensische Statue
wenigstens nur schwer mit der Campana'schen (verdächtigen?) Büste im
Louvre. In diesen Kreuzungen der Verwandtschaftsverhältnisse liegt eine
deutliche Mahnung, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Statt der
drei obigen Paarungen sind offenbar auch noch andere Combinationen
möglich. Welches darunter die wahrscheinlichsten, wollen wir bei An-
lass der Agrippinen zu bestimmen suchen; die bloss äusserliche Ver-
gleichung führt zu keinem sicheren Ergebnis. Uebrigens ist nicht
gesagt, dass die Zahl der verwandtschaftlich zu jener Gruppe gehö-
rigen Bildnisse mit den 6 genannten erschöpft sei. Namentlich dürfte
noch eine Statue und vielleicht auch eine Büste in der Antikensamm-
lung von Venedig (oben Nr. 39 und Nr. 40) mit diesem oder jenem
darunter in Beziehung stehen.
Ein hievon verschiedener, ebenfalls in verwandten Bildnissen
wiederkehrender Typus liegt in der zu einer Hygieia ergänzten sog.
Domitia der Statuengallerie des Vaticans (Nr. 9) vor. Die Ver-
schiedenheit zeigt sich namentlich im Gesicht, in dem gebrochenen,
an der Nasenwurzel einen starken Winkel bildenden Profil und in dem
Vortreten der Nase. Die Schönheit ihrer Formen ist weniger klassisch,
der ganze Ausdruck weniger imponierend. Ob die ähnlich ergänzte
und ebenfalls Domitia genannte Statue des Chiaramonti (Nr. 3)
die gleiche Person darstellt, scheint zweifelhaft. Stirn und Nase bil-
den hier keinen so starken Winkel und das Untergesicht ist kleiner.
Sehr wahrscheinlich dagegen ist es bei dem Florentiner sog. Messa-
linakopf (Nr. 31) der Fall, wiewohl dann dieser wieder stark an
eine (oder zwei) verhüllte Statuen in Parma (Nr. 35) erinnert, die
mit der Domitia der Statuengallerie kaum zu vereinigen sind. — Jeden-
falls nur verwandt die Neapler Büste (Nr. 25) und die des Mus.
Chiaramonti (Nr. 5). Diese beiden haben statt der gewöhnlichen
Kräuselung die Seitenhaare in lose gerollten Strängen oder Kork-
zieherlocken über die Ohren zurückgenommen. Auch bei der Statue
von Petworth (Nr. 48) muss man sich vorderhand mit der Notiz
der Aehnlichkeit begnügen. — Die Bezeichnung Agrippina prävaliert
bei diesen Köpfen weniger als bei den vorigen, obgleich die Haar-
tracht ebensogut, und der gerade Nasenrücken sogar noch besser zu
den Münzen der Agrippinen, der älteren wie der jüngeren, stimmen
wurde. Es beruht dies wohl auf dem Gefühl, dass wir es hier nicht
fflit Frauen von dem grossartigen Charakter der Gattin des Germa-
öicus und ihrer Tochter zu thun haben.