Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.663#0212
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kriterien für seine Bildnisse. 199

geben1. Diese unedeln Neigungen scheinen ihn so erfüllt zu haben,
dass für den Ehrgeiz kein Raum mehr blieb. Die Eifersucht auf
Sejan hatte mehr den Charakter persönlichen Hasses. Dem Germa-
nicus trug er keinen Groll, als er sich durch dessen Kriegsruhm in
den Schatten gestellt sah.

Unter den Denkmälern, die ihm errichtet wurden, scheint nament-
lich ein Triumphbogen mit seiner Statue beim Tempel des Mars Ultor
neben einem ähnlichen des Germanicus, beide aus dem Jahre 19 n.
Chr., von Bedeutung gewesen zu sein2.

Münzen. — Die kurz vor seinem Tode geschlagenen Mittel-
bronzen (abg. Taf. XXXIII. 2. 3) geben uns ein ziemlich deutliches
und unter sich übereinstimmendes Bild seines Kopfes. Er erscheint
für einen Mann, der die Mitte der Dreissiger hinter sich hat, sehr
jugendlich, mit niedriger, zurückgewölbter Stirn, über welcher die
Haare, im Winkel geschnitten, voll aufliegen. An der Nasenwurzel
kein Einschnitt, ausser dem, welcher durch die leichte Wölbung von
Stirn und Nasenrücken gebildet wird. Die Nase kräftig, der Mund
wie bei seinem Vater im Profil einwärts gezogen, das Kinn wieder
vorspringend und durch eine leichte Falte vom Unterkinn getrennt.
Die Scheitellinie des Kopfes etwas gewölbter als sonst bei den Clau-
diern. — Der gleiche Typus, nur weniger scharf ausgeprägt, kehrt
auf den kurz nach seinem Tode geschlagenen Denaren wieder (vgl.
Taf. XXXIII. 4).

Da hier ausnahmsweise in den Münzen ein bestimmterer Typus
vorliegt, als es bei den nicht regierenden Prinzen gewöhnlich der Fall
ist — eine Ausnahme f die allerdings vielleicht nur auf der geringen
Zahl der Prägungen oder der erhaltenen Exemplare beruht —, so
werden wir die Alternative, ob wir besser sie oder die drei oben
(p. 179) erwähnten heroischen Claudierstatuen zum Ausgangspunkt
nehmen, diesmal zu Gunsten der Münzen entscheiden. Denn Beides
zusammen, wie es das methodisch nichtigste wäre, die Münzen mit
Bezug auf eine der drei Statuen, würde schwerlich zu einer Ent-
scheidung fuhren, da keine der letzteren mit dem Münztypus eine
deutlich ersichtliche, geschweige eine irgendwie prägnante Verwandt-
schaft zeigt. Die pompejanische in Neapel und die vejentische im
Eateran sind höchstens der Möglichkeit nach mit ihm zu vereinigen,

1 Sangtrine gaudens. Tac. Ann. I. 7B; Dio a. a. 0.

2 S. Tacitus in den Annalen IL 64; vgl. IH. 57. Die Inschrift eines Ehren-
denkmals Corp. Inscr. Gr. Nr. 317.
 
Annotationen