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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0219
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206

Drusus, der Sohn des Tiberius.

dem jüngeren Drusus und Germanicus sehwankt, und die nackte
Neapler vom Motiv des belvederischen Hermes (pag. 172, Nr. 15),
die ausser auf denselben Drusus bisweilen auch auf Tiberius be-
zogen wird. Da die im Theater von Cervetri gefundenen Bildnis-
statuen alle dem Anfang der Kaiserzeit, und soviel ich sehe, speciell
dem julischen Kaiserhause angehören, so scheinen die der Panzer-
statue zugeteilten Namen nicht sehr weit vom Ziel zu treffen. Indes
müsste man sich jedenfalls eher für Germanicus entscheiden (s. d.);
denn die Beziehung auf den jüngeren Drusus wird durch die Münzen
vollständig dementiert. — Einen besseren Rückhalt an den Münzen
hat die Neapler Statue. Aber hier sind Nase und Lippen ergänzt
und die jetzige Uebereinstimmung vielleicht trügerisch. Mit dem
Turiner Typus, der somit das einzige Kriterium bildet, besteht
meines Erachtens keine Identität.

Der Kopftypus sodann ist derjenige, dessen bekanntestes Exem-
plar die Büste des sog. jüngeren Drusus im Capitol (abg. Taf. XII.).
Als Darstellungen der gleichen Person haben wir oben (p. 178) einen
verschleierten Kopf im palatinischen Museum und zwei im Aus-
druck etwas abweichende unverschleierte im vaticanisehen Büsten-
zimmer und in Mantua genannt, mehr vielleicht vom allgemeinen
Eindruck geleitet, als weil sich die Identität im Einzelnen nach-
weisen lässt. Denn die weitgehende Restauration des capitolinischen
Kopfes und das Hinzutreten des Schleiers beim palatinischen er-
schweren das Vergleichen und mahnen zur Vorsicht. Eben diese
Momente machen sich aber auch geltend, sobald es darauf ankommt,
das Verhältnis zu bestimmen, in welchem der Typus zu den Drusus-
bildnissen steht. Eine gewisse Aehnlichkeit zwischen der capitolin.
Büste und den Drususmünzen und wiederum zwischen ihr und dem
Kopf der vejentischen Statue ist jedenfalls da; aber es lässt sich
kein sicherer Identitätsbeweis darauf gründen, zumal nicht auf die
Münzen, denen ein Hauptzug des Kopfes, das tief am Nacken herab-
gehende Haar, fehlt. Der vejentischen Statue gegenüber ist das Mass
der Aehnlichkeit etwas grösser. Dafür schwankt hier der ikono-
graphische Boden, indem man es bei jener Statue selber mit einer
mehr oder weniger unbekannten Grösse zu thun hat. Gleichwohl
möchte es das Richtigste sein, die Bedeutung unseres Typus in erster
Linie von derjenigen der vejentischen Statue abhängig zu machen
(als identisch oder nächstverwandt), und so lange diese nicht er-
mittelt ist, auch bei ihm auf einen speciellen Namen zu verzichten x)

Eine sog. Drususbüste des Museo Torlonia in Rom Nr. 435

') Vgl. auch hier wieder den Absch. über d. Söhne des Grermanieus.
 
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