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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0223
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210

Nero Drusus.

und ein Kenotaph am Rhein1 errichteten, und durch den Senat, wel-
cher ihm einen marmornen Triumphbogen mit Trophäen an der ap-
pischen Strasse beschloss 2, und ihm für sich und seine Söhne den
Beinamen Germanicus gab. Dass Augustus nicht hinter ihnen zurück-
blieb, versteht sich bei dem aufrichtigen Schmerze, den ihm sein
Tod verursachte, von selbst. In der Errichtung von Standbildern
that sich besonders seine Mutter Li via hervor 3. Aber auch später
wurde sein Andenken noch lange hochgehalten *. Namentlich fand
eine Erneuerung desselben statt, als mit Caligula und Claudius seine
unmittelbare Descendenz auf den Kaiserthron gelangte.

Unter Claudius wahrscheinlich wurden auch die Münzen ge-
schlagen, die uns das Bildnis des Drusus überliefert haben 5, teils
Grossbronzen, teils Goldstücke und Denare, auf deren Rückseite
meist Ehrendenkmäler von ihm figurieren (s. Taf. XXXIII. 5—8)6.
Sein Kopf hat darauf eine quadratische, verhältnismässig niedrige,
abgeflachte Form, ein senkrechtes Profil mit geradem, wenig von der
Stirnlinie abweichendem Nasenrücken. Das Haar ist claudisch ge-
schnitten, manchmal (vgl. bes. Nr. 6) im Nacken etwas länger und
schichtenweise tief herabgehend. Das ganze Bildnis, obwohl jugend-
lich, erinnert auffallend an das des Claudius; zumal auf den.Gross-
bronzen erscheint der Vater gleichsam als der verjüngte Sohn. Da
nun die Münzen eben auf Befehl des Claudius geschlagen wurden,
und zwar mindestens fünfzig Jahre nach dem Tode des Drusus, so
kann man nicht umhin, eine gewisse Absicht in dieser Aehnlichkeit
zu argwöhnen, wie ja auch die Bildnisse der späteren Restitutions-
münzen gewöhnlich eine Modifikation zu Gunsten des regierenden
Fürsten erfahren haben. Sie sind daher keine ganz lautere Quelle
für die Ikonographie, und so sehr man a priori eine physiognomische
Verwandtschaft zwischen Drusus und Claudius voraussetzen mag, so
darf man doch diejenigen Münztypen, wo uns diese Verwandtschaft

1 Bio LV. 2; nach Mommsen a. a. O. in Vetera.

2 Suet. Claud. 1. Schiller Gr. d. röm. Kaiserz. I. p. 219 spricht von einem
am Rhein errichteten Triumphbogen, wahrscheinlich -weil Dio 55. 2 einen solchen in
Verbindung mit dem Kenotaph nennt. Es ist aber ohne Zweifel derselbe gemeint,
der bei Sueton erwähnt wird, sehr wahrscheinlich der noch jetzt erhaltene bei Porta
8. Sebastiano zu Rom.

3 Seneca consol. ad Marc. 3.

4 Dmsi magna apud populum Mmnanum memoria. Tac. Ann. 1. 33.

5 lieber sie vgl. bes. Könne Zeitschr. f. Münz-, Siegel- und Wappenkunde
1843 p. 258 ff.

• Cohen I. p. 220 f.
 
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