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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0231
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218 Antonie.

Münzen. — Als ikonographische Quelle steht ohne Frage die
schöne, unter Claudius geschlagene Mittelbronze obenan, welche auf
der einen Seite ihren Kopf mit der Umschrift Antonio, Augusta, auf
der andern sie selbst in ganzer Figur als Priesterin der Vesta zeigt
(abg. Taf. XXXIII. 10. II)1. Der Kopf zeigt ein jugendliches Bildnis
von edlem Contour, mit einfach gescheiteltem, leicht gewelltem Haar,
das sich mit Freilassung der Ohren überall dem Schädel anschmiegt
und in einem länglichten Zopf auf den Nacken fällt. Das Profil,
obwohl je nach dem Stempel etwas verschieden, zeigt reine, fast
classische Formen, Stirn und Nase liegen in derselben Flucht, mit
kaum merklichem Einschnitt an der Nasenwurzel; aber die Züge
sind nichtsdestoweniger individuell, die Brauen gewölbt, der Mund
fein mit schmalen Lippen, das Kinn klein und reizend vom Munde
abgekehlt; im Ganzen eine höchst anmutige, keineswegs an Marc
Anton erinnernde Physiognomie. — Ungefähr derselbe Typus, nur
mit dem Zusatz eines Aehrenkranzes, manchmal mit etwas längerer
Nase, kehrt auch auf den Gold- und Silbermünzen wieder (vgl. Taf.
XXXIII. 9)2. — Die in Beziehung auf Schönheit und Treue zurück-
stehenden griechischen Münzen (eine von Alexandria abg. Taf. XXXIII.
12) bestätigen wenigstens die Haartracht. Selbst wo Antonia ver-
schleiert erscheint, wie auf der kretensischen (ebenda Nr., 13), sieht
man deutlich, dass die Haare hinten nicht in einen Knoten aufge-
steckt sind.

Statuarische Denkmäler.

Von Statuen und Büsten, welche auf Antonia bezogen werden
oder ihre Haartracht zeigen, führen wir folgende auf:

Nr. 1. Sogenannte Antoniabüste im Kaiserzimmer des Capi-
tols Nr. 8 (abg. Bottari II. 8)8, mit künstlicher, auf den Anfang der
Kaiserzeit weisender Frisur. Auf dem Scheitel sind die Haare in drei
platte Flechten, seitwärts in je vier horizontallaufende Rollen gelegt,
hinten ein Zopf mit nach vorn fallenden Schulterlocken. Statt einer
Binde ein (ziemlich verstümmelter) Lorbeer- oder Olivenkranz. Wohl
hauptsächlich dieses letzteren wegen auf eine Frau des Kaiserhauses
bezogen. Die Haartracht findet sich noch einmal ähnlich bei der
sog. Domitia im Mus. Chiaramonti Nr. 623.

1 Cohen I. p. 223. (>: Lenormant Icon. pl. 10. 14. Das bei Mongez pL 21.
7 abgebildete Exemplar hat den Kopf auch auf der Kehrseite (iacusum).

2 Cohen I. p. 222; Mongez a. a. 0. Nr. 8; Lenormant Nr. 1:3.
5 Righetti I. 86; Detrey Hist. des Rom. IV. p. 314.
 
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