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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0242
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Köpfe der Antonia (Nr. 344—354), zum Teil sehr verschiedene Bild-
nisse, aber auch nicht eines, das man auf Grund der Münzen mit
voller Ueberzeugung auf sie beziehen dürfte, während doch grade
für diese Kunstgattung die Münzen sehr wohl massgebend sein könnten.

Hübner (Bildnis einer Römerin, p. 9) ist geneigt, zwei darunter
gelten zu lassen, nämlich den jetzt verschollenen Cameo Nr. 349
(abg. a. a. 0. p. 3 Nr. 1) und den aus der Sammlung Vidoni stam-
menden Aquamarin Nr. 354, welche beide auch durch ihre Aus-
führung hervorragen. Indes warum eigentlich? Höchstens wegen
einer entfernten Aehnlichkeit der Haartracht. Denn die Gesichtszüge
stimmen bei keinem von beiden; bei Nr. 349 auch nicht der kleinlich
abgerundete Schädelbau1, bei Nr. 354 nicht die völlige Bedeckung
der Ohren durch das Haar.

Noch eher Hesse sich der Name bei dem clypeusartig vorspringen-
den Kopf auf dem schönen Sardonyx des Saturninus (Nr. 352, zuletzt
in Seguin's Besitz) rechtfertigen, der auch dasselbe Schulterband zeigt
wie der Campana'sehe Marmorkopf (oben Nr. 13). Aber auch er hat
vollere Formen und künstlicher gewelltes Haar. Köhler erklärte den
Stein für modern, Stephani und Brunn nehmen seine Echtheit in
Schutz2.

Nicht dem Münztypus, wohl aber einem sog. Antoniakopf des
M. Chiaramonti (oben p. 220, Fig. 42) entspricht der Cameo Nr. 345.

Auch was sonst noch in den Daktyliotheken für Antonia aus-
gegeben wird, steht auf schwachen Füssen und hat unserer Meinung
nach, soweit es sich um nennenswerte Arbeiten handelt, kein Becht
auf ihren Namen.

Zwei Intaglio's in Berlin (Tölken Verz. V. 2. Nr. 143 und 144)
hat schon Hübner abgewiesen (a. a. 0. p. 9).

Für den aus Castellani's Besitz ins brit. Museum übergegan-
genen Cameo (abg. bei Hübner p. 3. Nr. 3) s dürfte man sich etwa
noch auf gewisse Denare berufen. An dem Typus der Bronzemünze
mit seinem verhältnismässig schlichten Haar und geraden Profil hat
er keinen Halt.

Vollends nicht der grosse Sardonyx in Wien (Sacken u. Kenner
p. 415 Nr. 32)4: Brustbild eines mohnbekränzten Mädchens von
üppiger Fülle des Haares, welch letzteres breit auf den Nacken fliesst,

1 Auf der Abbildung ist der Contour" desselben allzusehr den Münzen an-
genähert.

ä Vgl. Brunn Gesch. d. griech. Künstler. II. p. 578.

3 Vgl. Arch. Ztg. 1807, Anzeiger p. 70 unten.

4 Abg. Arneth XVII. 6; Lenorniant Icon. pl. XI. Nr. 2.
 
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