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Auf die Familie des Augustus bez. Denkmäler.
geteilt und ihr in mancher Beziehung analog. Im Hauptfeld eben-
falls eine Anzahl historischer (und allegorischer?) Figuren um ein
thronendes Paar gruppiert. Unten Gefangene, welche die Siege der
oder des Gefeierten andeuten sollen. Dazu kommt indes hier, den
höheren Dimensionen des Steines gemäss, oben noch eine dritte Fi-
gurengruppe, in der Luft schwebend und nicht streng von der mitt-
leren getrennt, vielmehr mit ihr in unmittelbare Beziehung gesetzt
und zusammen ein einheitliches Ganzes bildend, etwa wie die himm-
lischen Visionen auf den Kaulbach'schen Wandbildern mit dem
historischen Vorgang unten in Beziehung gesetzt sind.
Die Benennung dieser Figuren und die Erklärung des Vorgangs
hat die Gelehrsamkeit und den Scharfsinn der Archäologen seit dem
Beginn des 17. Jahrhunderts beschäftigt, ohne dass man bis jetzt
zu allgemein gebilligten Resultaten gelangt wäre. Die massgebenden
Gesichtspunkte sind zwar gleich von Anfang an richtig, d. h. wie sie
jetzt noch gelten, aufgestellt worden, und danach werden die fünf
Hauptpersonen in der Mitte mit völliger Uebereinstimmung gedeutet.
In Beziehung auf die andern aber und in Bezug auf die Idee des
Ganzen und auf viele Einzelheiten schwankte und schwankt man
hin und her in einem Meer von Vermutungen, die sich gegenseitig
entweder ausschliessen oder bedingen, und unter welchen das Richtige
und Endgiltige herauszufinden vielleicht schon deswegen unmöglich
ist, weil dasselbe noch gar nicht ausgesprochen. — Neuerdings hat
indes Wieseler die Frage ihrer Lösung entschieden um einen Schritt
näher gebracht, indem er noch ein anderes glyptisches Denkmal,
welches denselben Gegenstand in kleinerem Massstab darstellt, ans
Licht und zur Vergleichung herbeizog '. Da wir nicht werden umhin
können, uns im Folgenden zuweilen auf diese bisher unbeachtete
Replik zu beziehen, so mag hier gleich das Nötige darüber voraus-
geschickt werden.
Es ist ein Cameo im Besitz des Mr. Hawkins in Bignor
Park, Sussex (abg. Fig. 45), 6 auf d1j2 Cent, gross, von der Form
einer liegenden Ellipse. Eben dieser Form gemäss ist die Darstel-
lung im Verhältnis zu der des Pariser Cameo etwas in die Breite
gezogen und der Streifen mit den Gefangenen ganz weggelassen. In
der unteren, resp. mittleren Abteilung decken sich die Figuren beider
Steine vollkommen, indem nur in der Körperhaltung, in der Dra-
pierung und im Beiwerk kleine Verschiedenheiten vorkommen. So
1 Wieseler Ueber einen bisher nicht bekannten Onyxcameo mit einer Replik
der Darstellungen auf dem oberen und dem mittleren Streifen des grossen Pariser
Cameo's de la Sainte Chapelle, in d. Gott. Nachr. a. a. 0. mit einer Lichtdracktafel.
Auf die Familie des Augustus bez. Denkmäler.
geteilt und ihr in mancher Beziehung analog. Im Hauptfeld eben-
falls eine Anzahl historischer (und allegorischer?) Figuren um ein
thronendes Paar gruppiert. Unten Gefangene, welche die Siege der
oder des Gefeierten andeuten sollen. Dazu kommt indes hier, den
höheren Dimensionen des Steines gemäss, oben noch eine dritte Fi-
gurengruppe, in der Luft schwebend und nicht streng von der mitt-
leren getrennt, vielmehr mit ihr in unmittelbare Beziehung gesetzt
und zusammen ein einheitliches Ganzes bildend, etwa wie die himm-
lischen Visionen auf den Kaulbach'schen Wandbildern mit dem
historischen Vorgang unten in Beziehung gesetzt sind.
Die Benennung dieser Figuren und die Erklärung des Vorgangs
hat die Gelehrsamkeit und den Scharfsinn der Archäologen seit dem
Beginn des 17. Jahrhunderts beschäftigt, ohne dass man bis jetzt
zu allgemein gebilligten Resultaten gelangt wäre. Die massgebenden
Gesichtspunkte sind zwar gleich von Anfang an richtig, d. h. wie sie
jetzt noch gelten, aufgestellt worden, und danach werden die fünf
Hauptpersonen in der Mitte mit völliger Uebereinstimmung gedeutet.
In Beziehung auf die andern aber und in Bezug auf die Idee des
Ganzen und auf viele Einzelheiten schwankte und schwankt man
hin und her in einem Meer von Vermutungen, die sich gegenseitig
entweder ausschliessen oder bedingen, und unter welchen das Richtige
und Endgiltige herauszufinden vielleicht schon deswegen unmöglich
ist, weil dasselbe noch gar nicht ausgesprochen. — Neuerdings hat
indes Wieseler die Frage ihrer Lösung entschieden um einen Schritt
näher gebracht, indem er noch ein anderes glyptisches Denkmal,
welches denselben Gegenstand in kleinerem Massstab darstellt, ans
Licht und zur Vergleichung herbeizog '. Da wir nicht werden umhin
können, uns im Folgenden zuweilen auf diese bisher unbeachtete
Replik zu beziehen, so mag hier gleich das Nötige darüber voraus-
geschickt werden.
Es ist ein Cameo im Besitz des Mr. Hawkins in Bignor
Park, Sussex (abg. Fig. 45), 6 auf d1j2 Cent, gross, von der Form
einer liegenden Ellipse. Eben dieser Form gemäss ist die Darstel-
lung im Verhältnis zu der des Pariser Cameo etwas in die Breite
gezogen und der Streifen mit den Gefangenen ganz weggelassen. In
der unteren, resp. mittleren Abteilung decken sich die Figuren beider
Steine vollkommen, indem nur in der Körperhaltung, in der Dra-
pierung und im Beiwerk kleine Verschiedenheiten vorkommen. So
1 Wieseler Ueber einen bisher nicht bekannten Onyxcameo mit einer Replik
der Darstellungen auf dem oberen und dem mittleren Streifen des grossen Pariser
Cameo's de la Sainte Chapelle, in d. Gott. Nachr. a. a. 0. mit einer Lichtdracktafel.