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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0337
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324 Die Schwestern des Caligula.

Von den drei Schwestern des Caligula kommen, da wir der
Agrippina einen besondern Abschnitt widmen, nur die beiden jüngeren,
Drusilla und Julia Livilla, hier in Betracht; jene wahrscheinlich
im Jahre 17 n. Chr. zu Trier, diese im Jahre 18 auf der Insel Lesbos
geboren. Tiberius vermählte beide im Jahre 33 * die Drusilla mit
L. Cassius Longinus, die Livilla mit M. Vinicius; an die Stelle des
ersteren trat später Marcus Lepidus, der Enkel von Augustus Tochter
Julia. Diese Ehen hinderten indes die entarteten Frauen nicht, neben-
bei mit ihrem Bruder Caligula blutschänderischen Umgang zu pflegen2.
— Für Drusilla war Caligula von so rasender Leidenschaft erfüllt,
dass, nachdem er zur Herrschaft gelangt war, er damit umgieng, sich
in förmlicher Ehe mit ihr zu verbinden. Ihr frühzeitiger Tod (38 n.
Chr.) versetzte ihn in wahre Verzweiflung. Er erhob sie unter dem
Namen Panthea in den Rang einer Gottheit und Hess ihr Statuen
und Kapellen errichten3. Sie war nur 21 Jahre alt geworden. —
Livilla, welche zeitweise ebenfalls die Gunst des Caligula genossen,
wurde bei Anlass der bald darauf erfolgenden Verschwörung des M.
Lepidus (38) sammt der jüngeren Agrippina nach Pontia verbannt
und kam erst unter Claudius (41) wieder zurück. Aber ihre ausneh-
mende Schönheit erregte die Eifersucht der Messalina. Sie wurde
zum zweiten Mal vertrieben und endlich ums Leben gebracht (42 n.
Chr.), 24 Jahre alt4. Man hat im Jahre 1777 ihre Grabschrift und
vielleicht auch ihre Aschenurne in der Nähe des Mausoleums des
Augustus wieder gefunden 5.

Münzen. — Ausser einem mit Recht angefochtenen Goldstück,
dessen Avers die Köpfe des Caligula und der Drusilla neben einan-
der, dessen Revers die der jüngeren Agrippina und der Julia einander
gegenüber zeigen (oben pag. 321, Anm. 1), giebt es von römischen
Münzen mit hiehergehörigen Bildnissen nur die in Apamea geschla-
gene Mittelbronze, wo die Büsten der drei Schwestern zusammen dar-
gestellt sind (abg. Taf. XXXIV. 8), Drusilla en face in der Mitte als
Diva bezeichnet, die beiden andern links und rechts im Profil, mit
der ihrer Mutter eigenen Haartracht (Nackenschleife und Seitenlocken).
Bei der Grossbronze des Caligula mit ebendenselben Personen in
ganzer Figur als Securitas, Pietas und Fortuna (Taf. XXXIV. 7) kann
des kleinen Massstabes wegen nicht mehr von Bildnissen die Rede

1 Postquam instabat viryinum aetas. Tac. Ann. VI. 15.

2 Suet. Cal. 24.

3 Dio LDL 11.

4 Dio LX. 8.

5 S. Visconti Pio Clem. VII. p. 171; Orelli Inscript. lat. I. 677.
 
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