326 Die Schwestern des Caligula.
Weder auf numismatische noch auf glyptische Typen, sondern
auf eine mitgefundene Inschrift1 basierten Benndorf und Schöne die
wahrscheinliche Drusillabedeutung einer cervetrischen Statue im La-
teran Nr. 213 (abg. Garrucci Mus. Lat. Taf. VII), welche bis dahin
für Livia gegolten hatte2. Sie ist in eine feinfaltige Stola und eine
unter dem rechten Arm hindurch über die linke Schulter zurück-
geschlagene schwere Palla gekleidet und trägt eine hohe Stirnkrone
mit bandartigem Kranz darunter. Die noch erhaltene Räucherbüchse
in der Linken könnte an die vestalischen Vorrechte erinnern, welche
Caligula seinen Schwestern erteilt hatte. Da indes der aufgesetzte
Kopf nicht zur Statue gehört und sich die Inschrift jedenfalls nur
auf letztere beziehen kann, so wird dadurch für das Bildnis der Dru-
silla als solches nichts gewonnen. — Die ähnliche Figur in der Cande-
labergallerie des Vaticans (abg. Clar. pl. 886, 2269)s — Benndorf
und Schöne nennen sie wohl mit Unrecht eine genaue Wiederholung
der vorigen — hat ebenfalls einen fremden Kopf (j. Faustina?).
Warum eine Schleierstatue aus Velleja im Altertumsmuseum zu
Parma (s. oben p. 188 Nr. 35), bei der die acerra ergänzt isti
Drusilla genannt wird, ist mir unbekannt. Sie hätte zwar vor der
cervetrischen die claudische Haartracht und durch den Schleier einen
noch ausgesprocheneren vestalischen Charakter voraus. Allein wir
wissen ja gar nicht, ob ihr der letztere überhaupt von den Darstel-
lern gegeben wurde. Im Motiv entspricht sie der pompejanischen
sog. Livia in Neapel (p. 90 Nr. 2), nach deren Vorbild sie auch re-
stauriert ist.
Die Neapler sogenannte Sibylle (Clar. 779; vgl. oben p. 103),
die von Einigen für Drusilla erklärt worden, passt schon als Matrone
nicht zu dieser Bezeichnung; wie umgekehrt ein Kopf im double
cube room von Wilton House (Michaelis Anc. Marb. p. 711 Nr. 189)
mit schlicht gekämmtem, in ein Zöpfchen gefasstem Haar seiner
Mädchenhaftigkeit wegen auszuschliessen ist. — Ebensowenig Gewicht
wird man dem Einfall Hirts (Kunstbemerkungen p. 167) beimessen,
dass in den Dresdner Herculanerinnen (abg. Becker Augusteum
Taf. 19—24)4 Caligula's Mutter und zwei Schwestern dargestellt seien5.
' DIYAE DPXSILLAE SOROBI.....AUGUSTI GERMAOTCI. Vgl.
Bennd. u. Schöne a. a. 0.; Orelli-Henzen Nr. 5389.
ä Vgl. oben p. 107. Nr. 18.
3 Biondi Monum. Amarant. 33.
* Müller Wieseler Denkin. I. Kr. 372, 373.
'" lieber die kleine Florentiner Marmorgruppe (Caligula. u. Drusilla), siehe
oben p. 306. Anni. li.
Weder auf numismatische noch auf glyptische Typen, sondern
auf eine mitgefundene Inschrift1 basierten Benndorf und Schöne die
wahrscheinliche Drusillabedeutung einer cervetrischen Statue im La-
teran Nr. 213 (abg. Garrucci Mus. Lat. Taf. VII), welche bis dahin
für Livia gegolten hatte2. Sie ist in eine feinfaltige Stola und eine
unter dem rechten Arm hindurch über die linke Schulter zurück-
geschlagene schwere Palla gekleidet und trägt eine hohe Stirnkrone
mit bandartigem Kranz darunter. Die noch erhaltene Räucherbüchse
in der Linken könnte an die vestalischen Vorrechte erinnern, welche
Caligula seinen Schwestern erteilt hatte. Da indes der aufgesetzte
Kopf nicht zur Statue gehört und sich die Inschrift jedenfalls nur
auf letztere beziehen kann, so wird dadurch für das Bildnis der Dru-
silla als solches nichts gewonnen. — Die ähnliche Figur in der Cande-
labergallerie des Vaticans (abg. Clar. pl. 886, 2269)s — Benndorf
und Schöne nennen sie wohl mit Unrecht eine genaue Wiederholung
der vorigen — hat ebenfalls einen fremden Kopf (j. Faustina?).
Warum eine Schleierstatue aus Velleja im Altertumsmuseum zu
Parma (s. oben p. 188 Nr. 35), bei der die acerra ergänzt isti
Drusilla genannt wird, ist mir unbekannt. Sie hätte zwar vor der
cervetrischen die claudische Haartracht und durch den Schleier einen
noch ausgesprocheneren vestalischen Charakter voraus. Allein wir
wissen ja gar nicht, ob ihr der letztere überhaupt von den Darstel-
lern gegeben wurde. Im Motiv entspricht sie der pompejanischen
sog. Livia in Neapel (p. 90 Nr. 2), nach deren Vorbild sie auch re-
stauriert ist.
Die Neapler sogenannte Sibylle (Clar. 779; vgl. oben p. 103),
die von Einigen für Drusilla erklärt worden, passt schon als Matrone
nicht zu dieser Bezeichnung; wie umgekehrt ein Kopf im double
cube room von Wilton House (Michaelis Anc. Marb. p. 711 Nr. 189)
mit schlicht gekämmtem, in ein Zöpfchen gefasstem Haar seiner
Mädchenhaftigkeit wegen auszuschliessen ist. — Ebensowenig Gewicht
wird man dem Einfall Hirts (Kunstbemerkungen p. 167) beimessen,
dass in den Dresdner Herculanerinnen (abg. Becker Augusteum
Taf. 19—24)4 Caligula's Mutter und zwei Schwestern dargestellt seien5.
' DIYAE DPXSILLAE SOROBI.....AUGUSTI GERMAOTCI. Vgl.
Bennd. u. Schöne a. a. 0.; Orelli-Henzen Nr. 5389.
ä Vgl. oben p. 107. Nr. 18.
3 Biondi Monum. Amarant. 33.
* Müller Wieseler Denkin. I. Kr. 372, 373.
'" lieber die kleine Florentiner Marmorgruppe (Caligula. u. Drusilla), siehe
oben p. 306. Anni. li.