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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,1): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Das julisch-claudische Kaiserhaus — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.663#0380
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Haltlosigkeit der ikonogr. Bestimmungen. 367

schnür und nicht einmal die Wahrscheinlichkeit, dass noch Bildnisse
vorhanden: so wird das Capitel über Britannicus kurz zu fassen sein.

Wenn man die togabekleideten Knabenstatuetten im Augustus-
saal des Louvre, Descr. Nr. 742 (abg. Clarac pl. 351. 2300 A)1 und
im zweiten Corridor des Mus. zu Neapel (abg. Clar. pl. 937. 2389)2,
welche den Namen Britannicus führen, als solche anerkennen will, so
lässt sich wenigstens nichts Positives dagegen einwenden. Beide haben
das ungefähr passende Alter, und bei der Pariser lässt ausserdem
die Bulla und die Schönheit der Toga auf eine gewisse Vornehmheit
schliessen.

Zwei ähnliche Statuetten in Florenz Nr. 281 (Dütschke Nr. 379;
abg. Clarac 937. 2391) und in Dresden Nr. 260 (abg. Clarac 892.
2280)3; welche mit der gesenkten Rechten an den Sinus der Toga
greifen, scheinen bereits die Knabenjahre hinter sich zu haben, nament-
lich die Dresdner, die eher einen achtzehnjährigen Jüngling darstellt.
Und dass eben dies auch bei der Neapler Büste (abg. Mus.
borb. III. 52. 2)4 der Fall, geht aus dem Flaumbart an den Wangen
deutlich hervor.

Der als Britannicus bezeichnete Gypskopf der chiaramon-
tischen Statue Nr. 240 (abg. Clar. pl. 937. 2388) ist ein sog.
Annius Verus 6. —Die Benennung der nackten Azära'schen Statue
aber, „Britannicus als Bacchus" (abg. Clarac 937. 2390)8, beruht
ganz nur auf dem Reversbild der Münze von Alabanda (p. 366 Anm. 2),
welches man irrtümlich auf Bacchus mit dem Panther statt auf
Mercur deutete.

Natürlich werden auch eigentliche Kinderbüsten mit dem Namen
Britannicus beehrt, wie z. B. das hübsche Köpfchen in Florenz
Nr. 60 (Dütschke Nr. 126); wobei es sich dann schon mehr um sichere
Unrichtigkeit als um mögliche Wahrheit handelt. Denn an und für sich
wird man seine Bildnisse eher unter den Knaben suchen. Auch die

1 Es ist ohne Zweifel die aus Villa Borghese stammende, die schon Perrier
Icones Taf. 40 publieiert hat. Weitere Abbildungen in den Seulture d. V. Pin-
ciana II.; Monum. sc. Borghes. ed. Born. I. 29, ed. Mil. XVI. 1; Bouillon II.
Vgl. Winekelmann W. VI. 2. p. 333:.Mongez Icon. rom. IL p. 203.

2 "Wahrscheinlich identisch mit der angeblich herculamschen Bronze bei
Durny Hist. des Rom. IV. p. 464 und in Wahrheit von Telesia stammend.

3 Augusteum Taf. 124.

4 Weisser Bilderatlas Taf. 43. !>.
8 Bio Clem. VII. 20.

ft Xach Guattani Monum. ant. 1784, Maggie, Taf. 1; vgl. Duruy Hist. des
Bom. IV. p. 447.
 
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