Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
64

Heft 3.

hin, um endlich der Sonne zu weichen, die roth und strahlen-
los emporsteigt. Tiese Stille liegt über der Erde; man hört
nichts als den Hufschlag der Pferde. Aber plötzlich schallt
ein Hussah! Der Führer hat in weiter Ferne eine Trappe

Das Buch für Alle.

erspäht, und nun fliegen die Reiter mit Blitzesschnelle dahin,
weit vornüber geneigt, halb auf dem Halse der Pferde liegend.
Der Kosak schmiegt sich immer enger an sein kluges Thier,
macht jede seiner Bewegungen mit, denn er möchte den Vogel

auch jetzt noch täuschen, und trotz des tollen Rennens ver-
gißt er keinen Augenblick die alte schlaue Jägerregel. End-
lich kommt man dem Wilde näher und näher; sausend fliegt
endlich der Wurfstab durch die Lust, und tödtlich getroffen

Humoristisches.

Gin

Hausfrau: Herr v. Flottwitz! Nehmen Sie nur Ihren
Extraschlüssel und vor Allem die Hundeleine mit, damit der
Pluto nicht wieder zuriickkommt, so lange ich allein zu Haus bin.



KränrrhenaUentLuev.
Von A. v. Mischern.

Ein paar Tage will der Zimmerherr fort bleiben, da
wollen wir einmal von Grund auf die ganze Wohnung rein
und sauber machen.

Nein, wie hübsch und nett diese Studentenbude wieder ge-
worden ist; da werden wir nur gleich heute das Kränzchen
hier halten; so kann ich meinen frisch gestrichenen Fußboden
noch länger schonen.


Mein Zimmerherr ist auf ein paar Tage verreist und
meine Wohnung frisch gestrichen, ich führe euch deshalb hier-
heriiber. Bitte, hier im Kabinet auf dem neuen Schlafdivan
abzulegen!


Hausfrau: Ich dächte, zu euren grausigen Spuk- und
Gespenstergeschichten machte sich ein Stückchen Ritterthurmtortc
mit Mohrenköpfcn und Kirschgeistfiille doch recht stylvoll;
bitte, ordentlich znlangcn!


A. : So lange unsere liebe Wirthin das obligate Piinschchcn
macht — geschwind an die lieben Kinderchen gedacht.
B. : Die gute Rcmpert hat mir so viel Süßigkeiten auf-
gcnöthigt, daß ich meinen ganzen Pompadour voll mit nach
Haus bringe.


Chorgesang: Mich fliehen alle Freuden, ich sterb' vor
Ungeduld! — An allen meinen Leiden ist nur die Liebe — Huh !
was war das? — Ein schrecklicher Ton! — Ach geh', spiel'
doch weiter, Lungerten. — Du hörst immer so ungeheuerliche
Töne! Nichts ist's.

Frau Lungert: Jetzt war's wieder! Jetzt noch einmal!


Tutti: Ja, jetzt haben wir's Alle auch gehört! — Da
draußen, war's! — Nein, da drinnen war's, wo unsere Sa-
chen liegen! O wie das schnarcht und faucht!


Schreckliche, entsetzliche Töne! — Ach, da ist gewiß der
Pluto einmal allein nach Haus gekommen, und cs hat ihn Je-
mand vorhin durch's Außcuthiirl in's Kabinet gelassen.
Liset—te — Liset—te!


Hausfrau: Kein Mensch zu hören und zn sehen. Li-
sette ist nach der Abendmilch gegangen, das Außcnthiirl zum
Kabinet ist abgeschnappt; aber da bring' ich Sukkurs, der Haus-
mannsbub, der fürcht' sich nicht, der soll voraus gehen.


Also vorwärts, Bub', in's Kabinet, und Du, Johanna,
Du nimmst die Lampe und gehst als Jungfrau von Orleans
voran, wir folgen Dir mit bewaffneter Hand! Also au
uvunb! Nur Courage!


v. Flottwitz (in äuloi .subito): Hier lieg' ich auf
Rosen, mit Veilchen bekränzt!
Tutti: Ach, unsere Hüte, unsere Schirmchen, unsere guten
Sachen für die Kinder!

von der bleiernen Kugel, die im Ende desselben verborgen,
sinkt die Trappe zu Boden. Der geschickte Jäger trifft fast
immer den Schädel des Vogels; selten, daß er ihn fehlt. Ein
Wurf, der den Flügel oder Rücken trifft, ist gegen die Jagdregel
und wird durch beißenden Spott gerügt." In anderen Theilen

der russischen Steppe werden Trappen auch nut Windhunden
gehetzt. Fallen und Schlingen, die man hier und da sür
sie aüfstellt, führen nur selten zum Ziele. Wenn man Trappen
zähmen will, muß man sie jung fangen, denn alte Vögel
halten den Verlust ihrer Freiheit meist nicht aus. Stallleben

vertragen sie nicht, müssen vielmehr Winter und Sommer
im Freien bleiben. Sie nähren sich in der Jugend vor-
zugsweise von Kerbthieren, später von Grünzeug, Körnern
und Sämereien.
 
Annotationen