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Das Buch für Alle.
Heft 5.
Diese Art Belustigung ist charakteristisch für den Geschmack und
das Hofleben einer noch gar nicht sehr lange vergangenen
Zeit. Heutzutage würden die Thierschutzvereine sehr ent-
schieden gegen eine derartige Unterhaltung ihr Wort erheben,
und das ist auch gut.
Das Peller'sche Haus in Nürnberg.
(Siehe das Bild auf Seite 120.)
nter den vielen schönen Privatbauten Nürnbergs aus der
Blüthezeit der freien Reichsstadt ist das Peller'sche Haus
zwar eines der jüngsten, aber hervorragend durch seine Größe,
seinen Styl, seine Renaissancefassade und seinen schönen
Hof, so daß es zu den sehenswerthesten Gebäuden der an
Baudenkmälern der Vergangenheit so reichen Pegnitzstadt ge-
hört. Es liegt an der Nordseite des Aegidienplatzeo und
Humoristisches.
GLtttns rh t e Grrrrnrtung.
Klärchen Ivar schon 30 Jahr
Und noch frei, wie sonderbar!
Viermal halt' sie zwar die Wahl,
Doch nun fehlte der Gemahl.
Rathin Kipp, die ist zwar alt.
Doch den Neffen liebst Du bald;
Und den Antrag bald erhältst."
Von dem Kopfe bis zum Fuß
War ihr Anblick Hochgenuß;
D'rum dem Ziele zugewandt
Dampften sie nach Helgoland.
Alles, was inan unternahm,
Endete mit Sorg' und Gram,
Als ein Brief von Helgoland
Ihrem Vater ward gesandt.
Klärchen war nun auch gescheidt.
Kaufte sich manch' theurcS Kleid;
Prächtig war noch die Figur,
Selbst von Alter keine Spur.
Auf der Brücke zum Empfang
Kam schon Räthin Kipp entlang,
Rief erregt: „Wie ist das schade!
Neffe Fritz ist grab' im Bade!"
Dieser sprach : „Wir reisen, Kind!
Näthin Kipp und Neffe sind
G'rad' auf Helgoland; — wie nie
Bietet sich 'ne Prachtparthie.
Mit dem Hut von weißem Flor
Kam sie sich entzückend vor.
Schelmisch blickte das Gesicht;
Widerstehen könnt' man nicht.
Doch bald war auch er zur Stelle,
Und des Meeres laute Welle
Wob in dnmpfeS Einerlei
Märchens leisen Schreckensschrci.
wurde in den Jahren 1601 bis 1605 von den Inhabern
eines damals bedeutenden italienischen Handelshauses, dein
Herrn Bartolomäus Viatis und dessen Schwiegersohn, Martin
Peller, nach welch' Letzterem es den Namen erhielt, in vene-
tianischem Style erbaut. Die Außenseite zeigt, wie schon er-
wähnt, reichen Renaissanceschmuck, besonders bemerkenswerth
aber ist der Hof dieses Hauses, bei dessen Betreten wir uns
ganz nach Italien versetzt fühlen. Wie unser Bild aus S. 120
gewahren läßt, ist der Hof des Peller'schen Hauses ein läng-
liches Viereck, umgeben von drei übereinander aufgeführten
offenen Gallerten mit flachen Kreuzgewölben und dreifacher,
durch hervortretende Thörlein reich ausgestatteter Bogen-
stellung. Eine Wendeltreppe, welche beim Aufstieg reizende
perspektivische Durchsichten gewährt, führt uns in die einzel-
nen Geschosse des Hauptbaues mit seinen holzgetäfelten Kor-
ridoren und Zimmern. Besonders bemerkenswerth ist die
schöne alte Holzdecke des Saales, die erst 1883 ausgefuuden
wurde. Der jetzige Besitzer des Hauses, der Möbelfabrikant
Eysser, hat das Innere mit Möbeln und kunstgewerblichen
Erzeugnissen aller Art ausgestattet und hält es der Besichti-
gung der Fremden offen. Am interessantesten aber ist jeden-
falls das Bauwerk selbst, und wer inmitten des Hofes steht
oder unter den hallenden Bogengängen dahinwandelt, fühlt
sich unwillkürlich in den Hof "einer jener italienischen Palazzi
versetzt, wie wir sie in Florenz, Rom, Venedig, Verona u.s.w.
so zahlreich finden, während derartige Bauten in Deutsch-
land zu den Seltenheiten gehören.
Das Buch für Alle.
Heft 5.
Diese Art Belustigung ist charakteristisch für den Geschmack und
das Hofleben einer noch gar nicht sehr lange vergangenen
Zeit. Heutzutage würden die Thierschutzvereine sehr ent-
schieden gegen eine derartige Unterhaltung ihr Wort erheben,
und das ist auch gut.
Das Peller'sche Haus in Nürnberg.
(Siehe das Bild auf Seite 120.)
nter den vielen schönen Privatbauten Nürnbergs aus der
Blüthezeit der freien Reichsstadt ist das Peller'sche Haus
zwar eines der jüngsten, aber hervorragend durch seine Größe,
seinen Styl, seine Renaissancefassade und seinen schönen
Hof, so daß es zu den sehenswerthesten Gebäuden der an
Baudenkmälern der Vergangenheit so reichen Pegnitzstadt ge-
hört. Es liegt an der Nordseite des Aegidienplatzeo und
Humoristisches.
GLtttns rh t e Grrrrnrtung.
Klärchen Ivar schon 30 Jahr
Und noch frei, wie sonderbar!
Viermal halt' sie zwar die Wahl,
Doch nun fehlte der Gemahl.
Rathin Kipp, die ist zwar alt.
Doch den Neffen liebst Du bald;
Und den Antrag bald erhältst."
Von dem Kopfe bis zum Fuß
War ihr Anblick Hochgenuß;
D'rum dem Ziele zugewandt
Dampften sie nach Helgoland.
Alles, was inan unternahm,
Endete mit Sorg' und Gram,
Als ein Brief von Helgoland
Ihrem Vater ward gesandt.
Klärchen war nun auch gescheidt.
Kaufte sich manch' theurcS Kleid;
Prächtig war noch die Figur,
Selbst von Alter keine Spur.
Auf der Brücke zum Empfang
Kam schon Räthin Kipp entlang,
Rief erregt: „Wie ist das schade!
Neffe Fritz ist grab' im Bade!"
Dieser sprach : „Wir reisen, Kind!
Näthin Kipp und Neffe sind
G'rad' auf Helgoland; — wie nie
Bietet sich 'ne Prachtparthie.
Mit dem Hut von weißem Flor
Kam sie sich entzückend vor.
Schelmisch blickte das Gesicht;
Widerstehen könnt' man nicht.
Doch bald war auch er zur Stelle,
Und des Meeres laute Welle
Wob in dnmpfeS Einerlei
Märchens leisen Schreckensschrci.
wurde in den Jahren 1601 bis 1605 von den Inhabern
eines damals bedeutenden italienischen Handelshauses, dein
Herrn Bartolomäus Viatis und dessen Schwiegersohn, Martin
Peller, nach welch' Letzterem es den Namen erhielt, in vene-
tianischem Style erbaut. Die Außenseite zeigt, wie schon er-
wähnt, reichen Renaissanceschmuck, besonders bemerkenswerth
aber ist der Hof dieses Hauses, bei dessen Betreten wir uns
ganz nach Italien versetzt fühlen. Wie unser Bild aus S. 120
gewahren läßt, ist der Hof des Peller'schen Hauses ein läng-
liches Viereck, umgeben von drei übereinander aufgeführten
offenen Gallerten mit flachen Kreuzgewölben und dreifacher,
durch hervortretende Thörlein reich ausgestatteter Bogen-
stellung. Eine Wendeltreppe, welche beim Aufstieg reizende
perspektivische Durchsichten gewährt, führt uns in die einzel-
nen Geschosse des Hauptbaues mit seinen holzgetäfelten Kor-
ridoren und Zimmern. Besonders bemerkenswerth ist die
schöne alte Holzdecke des Saales, die erst 1883 ausgefuuden
wurde. Der jetzige Besitzer des Hauses, der Möbelfabrikant
Eysser, hat das Innere mit Möbeln und kunstgewerblichen
Erzeugnissen aller Art ausgestattet und hält es der Besichti-
gung der Fremden offen. Am interessantesten aber ist jeden-
falls das Bauwerk selbst, und wer inmitten des Hofes steht
oder unter den hallenden Bogengängen dahinwandelt, fühlt
sich unwillkürlich in den Hof "einer jener italienischen Palazzi
versetzt, wie wir sie in Florenz, Rom, Venedig, Verona u.s.w.
so zahlreich finden, während derartige Bauten in Deutsch-
land zu den Seltenheiten gehören.