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Heft 8._FUuMirte FamUren-Deitung. Zahrg. ms.


In Ewigkeit.
Roman

raf Tito kränkelte.
Diebesscbritt batte


um diese Zeit immer ein Hauptheld des
Karnevals gewesen. Da sein Palast nicht
unmittelbar nm Korso lag, wo der Jubel
und Tumult in diesen Tagen seinen Höhe-
punkt erreicht, so hatte er wenigstens dort einen großen
Balkon sür sich und seine Familie gemiethet, und sich
während der Umfahrten aus den Straßen mit Eonsetti-

(Mchdruck verboten.)
ieUzeUniers Ker piket'.
Mit einem wahren
Diebesschritt hatte das Alter den sonst so
feurigen und lebhaften Mann überschlichen,

von
Woldrmar Urban.
(Fortsetzung.)

TSssid ihn niedergeworfen und ihn griesgrümlich
2^. und ärgerlich gestimmt. Sonst war er


und Blumenwerfen ergötzt. Das Ivar ja nun freilich
auch in diesem Jahr geschehen, mehr aus Gewohnheit,
als aus Bedürfnis;.
Der Hausverwalter auf dein Korso hatte eben dein
Herrn Grafen „seinen" Balkon wieder reservirt, der
Tapezierer ihn dekorirt und Ton Pasquale die Rech-
nungen bezahlt— Alles aus Gewohnheit, weil es immer
so gewesen war. Aber das Alter wollte sich auf keine
Gewohnheiten und auch auf sonst nichts Anlassen. Es
hatte ihn gepackt, und nun lag er, während draußen
auf den Straßen und Plätzen Tollheit und Jubel,
Jauchzen und Lachen des Bolksgewimmels erscholl, auf
dem Sopha. Seine Haut war trocken, seine Beine
schwach, sein Haar grau, seine Hände zitterig, sein
Magen schlecht — nichts war mehr, wie es sein sollte
und ivie es früher war. Und doch spielte die Erinnerung
an all' die verlebten fröhlichen, übermüthig - luftigen
Zeiten wie ein Heller Schein bis in das einsame Zimmer
des Grafen Tito. Es war jedoch nicht mehr das Helle,
warme Leuchten des Tages, sondern es war nur noch
das Abendroth, das sich, nachdem die Sonne schon unter-
gegangen ist, noch einmal prahlerisch leuchtend über den
ganzen Himmel rothglühend ergießt.
Graf Tito wußte, daß es nichts mehr damit war,
daß die Nacht kam, die todte, finstere, kalte Nacht. Und
das war's, ums ihn ärgerte. Der Tag war zu schön
gewesen, als daß ihm sein Ende nicht trübselig erscheinen
sollte.
„Was?" fragte er sich im Stillen, „und das ist Alles?
Und das ist der ganze Rest?"
Und dann waren auch noch andere Geschichten, die
ihn immer trüber und bänger stimmten. Wenn er jetzt
plötzlich einmal abberufen werden sollte, wie würden
sich die Beziehungen der Familie, besonders seiner zwei
Söhne und seiner geschiedenen Frau gestalten? Seine
zweite Heiralh war eine Dummheit gewesen, darüber
war er ja schon längst mit sich einig. So lange er
nun lebte, konnte er wohl dafür sorgen, daß ähnliche
Dummheiten seinen Söhnen nicht passirten, daß diese

Agotiagöo, der neue König von Dayomen, mit feinen Aranen. (S. 191)
 
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