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letzte Ton verklungen war. „Wenn anders Fremde das
Recht haben, Ihre Zeit in Anspruch zu nehmen. Sie
spielen so schön. Ihr Vortrag ersetzt zur Halste den
Gesang. Wissen Sie das?"
„Nein!" sagte sie ebenso schnell, von dem Alleinsein
beängstigt.

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„Natürlich, es ist ja Abend!" scherzte sie. „Was
verlangen Sie da noch mehr?"
Ihr liebliches Lächeln thnt dem Baron weher, als
er je geglaubt.
„Jetzt nicht mehr, wo ich Sie gesehen und gehört
habe."
Bechthold beobachtete ihr Erröthen scharf. „Wenn
Sie also jetzt weiter spielen, Fräulein Lindner," sagte
er, das Gefühl der Eifersucht durch ein flüchtiges

Das Buch f tt r All e.

„Singt Ihr Herz nicht nut? Es klingt so!" Eine
gewisse Bitterkeit gegen Mynheers Annäherungsversuche
gab ihm die Frage ein.
„Eben jetzt meinen Sie?" fragte sie verwirrt.
„O, nein! Ich —", er brach ab. Die kräftige Gestalt
des Holländers erschien im Thürrahmen und schritt

chmnonstischcs.

Die kluge D r u rr a.



Lächeln verbergend, „so versetzen Sie Ncynheer van Zuylen
in ein Meer von Glanz und Wonne."
„So ist es! So ist es!" rief der Holländer in seine
breiten Hände schlagend. „Herr v. Bechthold hat Recht.
Aber ich hoffe, wir werden uns auch direkt verständigen."
Der Baron biß sich auf die Lippen. „Mynheer
van Zuylen," sagte er, sich erhebend, „mir scheint, Sie
bedürfen dazu meiner Unterstützung nicht mehr!" Lang-
sam ging er aus der Thür.

Heft 22.
freundlich grüßend an ihm vorüber auf Alma Lind-
ner zu.
„Habe Sie überall gesucht und nicht gefunden."
Er streckte ihr zwanglos die Hand entgegen, in welche
sie ruhig die ihre legte. „Die ganze Welt sieht mir
heute grau aus."



Alma Liudner, gleichsam aus einen: Traum er-
wachend, fuhr bei diesen Worten leicht zusammen, raffte
ihre Notenblätter auf und wollte das Zimmer verlassen,
als Mynheer ruhig sagte:
„Ein sehr guter Mensch, der deutsche Baron! Herz
und Kopf sehr edel! Wie alt sind Sie, Fräulein?"
„Zweiundzwanzig Jahre," versetzte sie verwundert.
„Und für wie alt halten Sie mich?"
„Ach, Mynheer, wie soll ich wissen —"
 
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