Die erste urkundliche Erwähnung der Kapelle gibt uns das Jahr
1264. In einer Urkunde vom 24. September dieses Jahres1) bezeugt das
Kapitel des Bartholomaeusstiftes gemeinsam mit den Vertretern der Stadt-
gemeinde, dass der Kitter Rudolf von Praunheim dem Kantor Cristan und
dem Kaplan Godeschalk von der St. Nicolai-Kapelle („capellano sancti
Nicolai“) einen Hof verkauft habe; in dieser Zeit hatte also die Kapelle
bereits einen eigenen Geistlichen. Dieser wird in einer Urkunde aus dem
Jahre 1275 „Gotscalcus dictus de Kuningistein capellanus rector capeile
beati Nicholay apud Frankenfort“ genannt; im Jahre 1284 war er noch
Kaplan an der Kapelle, 1290 aber Pleban in Gronau. Von der Kirche
als solcher hören wir zuerst im Jahre 1270, als der Bürger Wicker an
der Brücke und seine Frau Gisele mit anderen Gotteshäusern auch dem
des heiligen Nicolaus jährlich sechs leichte Denare zur Beschaffung von
Kerzen vermachten. Zwei Jahrzehnte später, 1290, soll nach Lersner die
Kapelle ihren Thurm erhalten haben; diese Angabe bezieht sich aber wahr-
scheinlich auf die erste Fertigstellung des Thurmes. Nach einer Nach-
richt des Chronisten Latomus wurde der Bau der Kapelle in diesem Jahre
durch Rudolf von Habsburg vollendet, nach einer anderen der Hochaltar
zu Ehren des heiligen Nicolaus am 30. Oktober 1290 geweiht. Ein an-
geblich noch dem XIII. Jahrhundert angehörendes Necrologium nennt ohne
Jahresangabe den ,26. August als Weihetag; am Ende des XV. Jahrhun-
derts feierte, man die Kirchweihe Ende Juni am Sonntag nach dem Jo-
hannistag. In der nördlichen inneren Mauer fand man beim Umbau in den
vierziger Jahren in arabischen (?) Ziffern die Jahreszahl 1290 eingehauen.
Dass gegen Ende des XIII. Jahrhunderts an der Kirche bauliche Ver-
änderungen vorgenommen wurden, lässt das Bestehen einer Kirchenfabrik
erkennen, welcher der Bürger Hermann von Köln im Jahre 1297 drei
Pfund Heller vermachte.
Die Nicolai-Kapelle war auf königlichem Grund und Boden erbaut
worden, wohl um als Ersatz der alten Plofkapelle im benachbarten Saalhofe
bei Ueberschwemmungen zu dienen, oder weil die letztere aus Mangel an
Raum dem gottesdienstlichen Bedürfnisse der königlichen Beamten und
des auf den Zusammenhang mit dem Königspalaste angewiesenen Theiles
der Bevölkerung nicht mehr genügte. Die Verleihung der Kaplanei an
der zweiten Hofkapelle zu St. Nicolaus stand somit auch dem Könige und
dem Reiche zu; der Kaplan stand in keinerlei untergeordnetem Verhält-
niss zur Hauptkirche der Stadt, zu dem Domstifte. Im Jahre 1292 hob
König Adolf die Selbständigkeit der Kapelle auf, behielt aber das Patro-
natsrecht sich und seinen Nachfolgern ausdrücklich vor. Im Mai des
Jahres 1292 war der König bei seiner Wahl in Frankfurt anwesend; am
30. Oktober stellte er in Oppenheim eine Urkunde aus, laut welcher der
Geistliche, welcher dereinst das Amt des zeitigen Rektors der Nicolai-
l) Böhmer S. 132.
1264. In einer Urkunde vom 24. September dieses Jahres1) bezeugt das
Kapitel des Bartholomaeusstiftes gemeinsam mit den Vertretern der Stadt-
gemeinde, dass der Kitter Rudolf von Praunheim dem Kantor Cristan und
dem Kaplan Godeschalk von der St. Nicolai-Kapelle („capellano sancti
Nicolai“) einen Hof verkauft habe; in dieser Zeit hatte also die Kapelle
bereits einen eigenen Geistlichen. Dieser wird in einer Urkunde aus dem
Jahre 1275 „Gotscalcus dictus de Kuningistein capellanus rector capeile
beati Nicholay apud Frankenfort“ genannt; im Jahre 1284 war er noch
Kaplan an der Kapelle, 1290 aber Pleban in Gronau. Von der Kirche
als solcher hören wir zuerst im Jahre 1270, als der Bürger Wicker an
der Brücke und seine Frau Gisele mit anderen Gotteshäusern auch dem
des heiligen Nicolaus jährlich sechs leichte Denare zur Beschaffung von
Kerzen vermachten. Zwei Jahrzehnte später, 1290, soll nach Lersner die
Kapelle ihren Thurm erhalten haben; diese Angabe bezieht sich aber wahr-
scheinlich auf die erste Fertigstellung des Thurmes. Nach einer Nach-
richt des Chronisten Latomus wurde der Bau der Kapelle in diesem Jahre
durch Rudolf von Habsburg vollendet, nach einer anderen der Hochaltar
zu Ehren des heiligen Nicolaus am 30. Oktober 1290 geweiht. Ein an-
geblich noch dem XIII. Jahrhundert angehörendes Necrologium nennt ohne
Jahresangabe den ,26. August als Weihetag; am Ende des XV. Jahrhun-
derts feierte, man die Kirchweihe Ende Juni am Sonntag nach dem Jo-
hannistag. In der nördlichen inneren Mauer fand man beim Umbau in den
vierziger Jahren in arabischen (?) Ziffern die Jahreszahl 1290 eingehauen.
Dass gegen Ende des XIII. Jahrhunderts an der Kirche bauliche Ver-
änderungen vorgenommen wurden, lässt das Bestehen einer Kirchenfabrik
erkennen, welcher der Bürger Hermann von Köln im Jahre 1297 drei
Pfund Heller vermachte.
Die Nicolai-Kapelle war auf königlichem Grund und Boden erbaut
worden, wohl um als Ersatz der alten Plofkapelle im benachbarten Saalhofe
bei Ueberschwemmungen zu dienen, oder weil die letztere aus Mangel an
Raum dem gottesdienstlichen Bedürfnisse der königlichen Beamten und
des auf den Zusammenhang mit dem Königspalaste angewiesenen Theiles
der Bevölkerung nicht mehr genügte. Die Verleihung der Kaplanei an
der zweiten Hofkapelle zu St. Nicolaus stand somit auch dem Könige und
dem Reiche zu; der Kaplan stand in keinerlei untergeordnetem Verhält-
niss zur Hauptkirche der Stadt, zu dem Domstifte. Im Jahre 1292 hob
König Adolf die Selbständigkeit der Kapelle auf, behielt aber das Patro-
natsrecht sich und seinen Nachfolgern ausdrücklich vor. Im Mai des
Jahres 1292 war der König bei seiner Wahl in Frankfurt anwesend; am
30. Oktober stellte er in Oppenheim eine Urkunde aus, laut welcher der
Geistliche, welcher dereinst das Amt des zeitigen Rektors der Nicolai-
l) Böhmer S. 132.