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Kirchen in der damaligen Zeit vom Almosenkasten und zu dessen Gunsten
verkauft und brachten die stattliche Summe von über 9000 Gulden ein;
ein besonderes Rathsedikt untersagte aber den üblichen Wucher mit den
neuen Kirchenstühlen seitens der Zwischenhändler.

Senior Pritius und sein Amtsnachfolger Senior Münden erhielten
später in der Kirche Epitaphien und Bildnisse an der Kanzel; auch der
1747 verstorbene Stadtschultheiss Ochs von Ochsenstein fand hier seine
letzte Ruhestätte; die kunstreich gearbeitete Sandsteinplatte, welche sein
Grab deckte, ist leider bei den Wiederherstellungsarbeiten in den vierziger
Jahren zerstört worden.

Die Nicolai-Kirche wurde im vorigen Jahrhundert mehrfach bei Re-
paraturen anderer Kirchen zum Gottesdienste anstatt derselben benutzt,
so 1736 bei der baulichen Herstellung der Barfüsser-Kirche, 1763 der
Hospital-Kirche, 1768 der Dreikönigs-Kirche und von 1786 ab mehrere
Jahre für die niedergelegte Barfüsser-Kirche. Auch diente sie wie dem
Frankfurter Militär so auch den fremden Truppentheilen, welche 1734,
1752 und 1759 hier lagen, als Garnisonskirche. Im Jahre 1803 bestand die
Absicht, die baufällige Kirche abzubrechen und den Erlös für Grund und
Boden zur Förderung des Baues der Hauptkirche zu verwenden; der
Stadtbaumeister Hess machte den Vorschlag, an Stelle der Kirche ein
Lagerhaus mit Räumlichkeiten für eine Börse im Obergeschoss zu er-
richten. Welchen Erwägungen die Kirche ihre Erhaltung trotz so ver-
lockender Vorschläge damals verdankte, ist uns nicht mehr bekannt, an-
scheinend nicht der ästhetischen Rücksicht auf das Aussehen des Römer-
berges, welchen man durch das Niederlegen der Kirche eines so charak-
teristischen Schmuckes beraubt haben würde. Vom Juni 1807 bis Juni
1808 blieb die Kirche ausser Gebrauch ; in dieser Zeit wurde sie durch
den älteren Hess wiederhergestellt, die Fensterscheiben wurden erneuert,
die Gewölbe, Mauern und Decken der Emporen gesäubert und geweisst.
Im Dezember 1813 wurde die Kirche wieder geschlossen, um als Magazin
zur Aufbewahrung von Vorräthen zu dienen. Später wurde sie mit den
Anbauten an Geschäftsleute zu verschiedenen Zwecken vermiethet, wofür
der Stadtsäckel jährlich über 400 Gulden vereinnahmte. Im Sommer 1838
wurden Kirche und Anbauten von den Miethern geräumt.

Als im Jahre 1840 das Heiliggeist-Spital am Maine und dessen
Kirche niedergerissen wurden, musste eine Ersatzkirche beschafft werden.
Man schwankte zwischen der Dominikaner- und der Nicolai-Kirche; den
Ausschlag zu Gunsten der letzteren gab der jüngere Hess, auf dessen
Bericht hin der Senat bereits am 7. Dezember 1837 die Wiederherstellung
der Kirche und die Entfernung der Anbauten zu gottesdienstlichem Ge-
brauche beschlossen hatte. Dies gab die Veranlassung zu einer gründ-
lichen Erneuerung des Baues im Inneren und am Aeusseren. Die Arbeiten
nahmen die Jahre 1842—47 in Anspruch und erfolgten nach den Ent-
würfen und zum grössten Theile auch unter der Leitung von Hess. Nach
 
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