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Die Polychromierung, welche sie jetzt aufweisen, ist theilweise eine
rohe Ueberstreichung durch spätere Restaurierung. Die sorgfältige Unter-
suchung beider Skulpturen, welche ich in Gemeinschaft mit den Herren
Malern C. J. Grätz und L. Windschmitt vornahm, ergab, dass an dem Relief
der zehn Gebote — mit Ausnahme der später aufgestrichenen Oel-Zinnober-
farbe an einigen Gewändern und der Renovierung der Rleischfarbe an den
grossen Händen und an einigen Köpfen, bei letzteren mit roher Angabe der
Augäpfel und Augenbraunen durch schwarze Farbe — die ursprüngliche
Temperafarben-Bemalung ganz erhalten ist. Dagegen ist der Grabstein
des Lupi durchaus mit Oelfarbe übermalt. Unter der neuen Zinnoberfarbe
der Mütze und der Casula ist eine dunkel braunrothe Temperafarbe nach-
weisbar und unter den anderen Gewandfarben wie unter den Fleischtönen,
dem Haare und der Hintergrundsfarbe ergaben sich die ursprünglichen,
ähnlichen Töne in Tempera.“

An derselben Wand der Glauburg-Kapelle weiter nach Osten wurde
noch ein der Familie Glauburg gehöriger Grabstein mit dem Wappen in
der Mitte und einer Reihe kleinerer Wappenschilder auf beiden Seiten, alles
farbig, vorgefunden.

Eine interessante Anordnung von Epitaphien wurde dann an den
Wänden des Chors nahe über dem Fussboden aufgedeckt. Sie stammen
aus der Renaissancezeit und sind durch Säulchen, Pilaster, Hermen und
Gesimse zu einzelnen Gruppen zusammengefasst und an vier Seiten des
Achteckchores — die fünfte wurde durch den Eingang zur Sakristei in
Anspruch genommen — aufgestellt. Da finden wir zunächst an hervor-
ragender Stelle in der Axe der Kirche vier Steine, welche in Fig. 208
abgebildet sind. Es sei noch erwähnt, dass sämmtliche, an den Chorseiten
befindliche Epitaphien im unteren Theile, weil durch die Rückseiten des
Gestühls verdeckt, gut erhalten sind und, wie die Reste zeigen, sämmtlich
mit Farbe und Gold behandelt waren; die oberen Stücke waren überputzt
und fehlen in Folge dessen heute. Die genannten, in Fig. 208 wieder-
gegebenen Grabsteine gehören den vier Brüdern zum Jungen und deren
Gemahlinnen.1) Der erste Stein ist dem „Ortvino . . . scabino ac senatori“,
f 1547, seiner ersten Frau Christine von Fürstenberg, j 1540, und seiner
zweiten Frau Kunigunde von Hell genannt Pfeffer gewidmet, der zweite
Stein dem „Conrado, sacri aerarii praefecto“, f 1547, und seiner Frau
Catharina Steffan, j 1568, der dritte dem „Danieli. . . scabino et senatori“,
f 1571, und seiner Frau Margarethe von Fürstenberg, f 1549, der letzte
dem „Antonio, scabino et senatori“, f 1575, seiner ersten Frau Margarethe
vom Rhein, j 1555, und seiner zweiten Frau Margarethe Reiss. Das
ursprünglich vorhanden gewesene Gesims fehlt; das Gleiche gilt von den
Köpfen der Hermen mit einer Ausnahme.

') Lersner II, 80 ff. und IV, 98 und 99, ebenso Waldschmidts Epitaphienbuch
geben über die auf den Grabsteinen befindlichen Inschriften Aveitere Auskunft.
 
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