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der beiden Quellen lässt erkennen, dass schon in der ersten Zeit mit dem
Spitale auch eine Kirche verbunden war; doch kann es keinem Zweifel
unterliegen, dass für die gottesdienstlichen Bedürfnisse dieses ältesten
Frankfurter Krankenhauses von Anfang an wenigstens eine kleine Kapelle
vorhanden war. Die erste Nachricht von der mit dem Spitale verbundenen
Kirche ist uns erst aus der Zeit überliefert, da beide in den Besitz des
Deutschen Ordens übergingen.

Dieser im Jahre 1190 zur Pflege der Kranken und Verwundeten wie
auch zum Kampfe gegen die Ungläubigen gegründete Orden hatte bereits
gegen 1220 in und um Frankfurt festen Fuss gefasst. 1219 schenkte König
Friedrich II. den Brüdern die Kapelle in Rödelheim; wohl um dieselbe
Zeit Hessen sie sich auch im Komposteil in Frankfurt nieder.1) Aber diese
Ansiedelung war nur eine vorläufige. Ulrich von Münzenberg, des 1212
verstorben Kuno Sohn, wurde vom König Friedrich II. veranlasst, sein
Besitzthum in Sachsenhausen ihm zu übergeben, um es dem Deutschen
Orden zu schenken; durch eine am 10. April 1221 in Tarent ausgestellte
Urkunde überliess der König dem Orden für ewige Zeiten „das Haus in
Sachsenhausen mit Hospital und Kirche und allem Zubehör“; diesem Ge-
schenke fügte der Herrscher noch ein Grundstück in der Frankfurter
Gemarkung, täglich zwei Wagen Brennholz und das Weiderecht im benach-
barten Reichswalde hinzu. Die Uebergabe des neuen Besitzes von Seiten
Ulrichs an den Orden erfolgte am 25. November desselben Jahres in
Gegenwart der Bischöfe von Mainz, Trier, Metz und Speyer; es scheint,
dass der Verzicht Ulrichs auf die Baulichkeiten kein ganz freiwilliger
gewesen ist, da diese auf des Reichs Grund und Boden erbaut waren.

Von der Kirche — sie wird „ecclesia“ und nicht „capella“ genannt -—
sind uns aus dieser ersten Zeit keinerlei Nachrichten überliefert; ohne
Zweifel war sie klein; sie diente aber nicht nur dem Hospitale, sondern
auch der Bevölkerung Sachsenhausens, dessen einziges Gotteshaus sie lange
Zeit blieb. Sie war wie das Spital der Mutter Gottes geweiht und die
erste Marien-Kirche in Frankfurt; es ist bezeichnend für das damalige Auf-
kommen des Marienkultus in Frankfurt, dass in der Zeit ihrer ersten Er-
wähnung zugleich auch an der zweiten Muttergottes-Kirche zu St. Maria
und Georg, später St. Leonhard, gebaut wurde, bezeichnend auch, dass
bei der älteren sowohl als bei der jüngeren König Friedrich II. als Ueber-
geber dort an den Orden, hier an die Bürgerschaft erscheint.

Erst aus der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts geben die Ur-
kunden einige Nachrichten über die Sachsenhäuser Kirche. 1263 ertheilte
der Prediger des Kreuzes Bruder Albert, ehemals Bischof von Regensburg,
allen denen, die an den Festen der heiligen Jungfrau, der heiligen Elisabeth
und am Weihetage die Deutschordens-Kirche besuchen, einen vierzigtägigen

9 So vermuthet Battonn VII, 29 mit vollem Rechte : Niedermayer hat seinen
Zweifel nicht näher begründet.
 
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