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1400 brach Meister Mengoz den alten „runden" Thurm ab; Ende Juni
wurde der erste Stein zum Fundamente des neuen Thorthurmes gelegt.
Im November wurde die Thordurchfahrt fertig und die hölzerne Brücke
über den Graben geschlagen. Der Bau, der etwa bis zur Höhe der Stadt-
mauer ging, wurde nun mit Holzwerk überdacht und mit Schiefer ein-
gedeckt; es ist der quadratische Unterbau, das AYerk des Meisters Mengoz,
der in diesem Zustande 26 Jahre lang stehen blieb. AVährend dieser Zeit
erhielt aber 1409 die Pforte jenseits des Grabens ein Vorthor.
Vom Frühjahr 1426 bis dahin 1428 führte Meister Madern Gertener
den runden Oberbau bis zur Spitze aus; als ein besonderes AYerk von
seiner Hand werden die beiden AYappenadler an der Aussen- und Innen-
seite des Thurmes genannt. Der stolze Thurm, zugleich Vertheidigungs-
werk und Hochwarte nach Norden, erregte schon in der ersten Zeit seines
Bestehens die Aufmerksamkeit der Architekten; als 1439 der Herr von
Eppstein einen Thurmbau plante, entsandte er seinen AYerkmann zur
Besichtigung des neuen Eschenheimer Thurmes nach Frankfurt. 1445
und 1446 wurde an der Verstärkung der Pforte weiter gearbeitet; 1464
wurde ein neuer Knauf auf den Thurm aufgesetzt und wie der alte mit
den Bannern bemalt.
Kurz vor Beginn der Belagerung im Juli 1552 wurde das vor der
Pforte gelegene Vorwerk auf Verlangen des Obersten von Hanstein nieder-
gelegt. Am 2. Juli 1584 wurde der Thurm durch einen Blitzschlag schwer
geschädigt. 1628, 1632 und 1633 erhielt die Pforte die letzte Ausgestaltung,
über welche weiter unten das Nähere gesagt ist. Als im Anfänge unseres
Jahrhunderts der Neubau der Stadtbibliothek alle Gemüther bewegte,
machte der AVeinhändler Peters den Vorschlag, eine Bibliothekanlage mit
Zuhülfenahme des Eschenheimer Thurms und der dort liegenden alten
Fundamente zu schaffen, fand aber kein Gehör. *) Ein Gesuch des
Pumpenmachers Theophil Liebtreu aus dem Jahre 1819, eine Luftschrot-
giesserei auf dem Thurme einzurichten, erfreute sich der Unterstützung
des Bau-Amts, da die Anlage weder feuergefährlich, noch dem im Thurme
beßndlichen Archive zum Nachtheil sein könnte. 1822 veranschlagte der
Stadtbaumeister Hess verschiedene bauliche Aenderungen auf 1100 Gulden,
welche auch genehmigt wurden. In Folge dessen enstanden die Durchbrüche
der beiden seitlichen Nischen im Erdgeschoss und die Anbauten eines
Stiegenhauses und eines Nachtwächterhäuschens, welche später durch
Henrich wieder entfernt wurden. Eine Abbildung des Thurms mit diesen
beiden Anbauten gibt das AYerk Frankfurt a. M. und seine Bauten S. 46.
Im Jahre 1832 wurden der Haupthclm und die vier kleinen Helme für
224 Gulden mit schwarzem Mörtel neu verputzt, 1844 kleinere Reparaturen
vorgenommen, 1865 erhielt der Thurm sein jetziges Stiegenhaus durch
den Stadtbaumeister Henrich, 1867 wurde eine neue Glocke beschafft.

) Vgl. Die Stadtbibliothek in Frankfurt a. M. S. 84 und Abbildung 4.
 
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