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östliche Theil des grossen Anwesens niedergelegt und an dessen Stelle
der Thurm errichtet wurde; der westliche Theil wurde Anfang 1488
abgebrochen und an dessen Stelle das Haus mit der Rathstube erbaut. Die
Neubauten wurden um den Hof in der Mitte nach der Strasse zu errichtet.
Die Rathstube, das spätere sechseckige Zimmer der Rechneikasse,
befand sich in dem Theil von Frauenrode, der westlich an den jetzigen
nordwestlichen Römerhof anstiess; hinter ihr, nach der Römergasse zu
wurde die Stadtschreiberei eingerichtet. Die „neue" Rathstube hat den
Sitzungen des Rathes bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre
1806, vielleicht auch bis 1814 gedient; der Senat der freien Stadt aber
tagte im Wahlzimmer des Goldenen Schwans, im jetzigen Sitzungszimmer
des Magistrates.
Für diese neue Rathstube hat Sebald Fyoll 1438 den Ofen und die
Kragsteine an der Decke, 1439 den Leuchter aus Hirschgeweih, 1442 die jetzt
im Vorplatz unter der Kuppel hängende Tafel mit den Worten: „Eyns
mans redde ein halbe redde, Man sal sie billich verhören bede" gemalt;
1470 bemalte Klaus Krug die Oefen in der Rathstube und in der Schreiberei,
während sein Kollege Bechtolt den Ohristophorus vor der Rathstube, die
Malereien im Hofe und auf dem Gange vor der Schreiberstube ausbesserte
oder neu malte. Bechtolt ist dann wieder 1476 am Ofen der Rathstube
beschäftigt, während 1498 Konrad Fyoll den „Ohristotfel vor der unteren
Rathstube" ausbesserte. 1494 wurden die „Kragsteine in der Rathstube
und die Mauer hinten am Ofen" bemalt; 1498 erhält Hans Fyoll, Konrads
Sohn und Sebalds Enkel, 4 Gulden für „die Tafel auswendig der Rath-
stube zu machen", die als „Oruzihx über der Rathstube" erklärt wird.
1625 liess der Rath für seine Stube einen „neuen, zierlichen" Ofen giessen,
der wieder 1780 durch einen runden Ofen ersetzt wurde; dessen Nische
wurde in demselben Jahre von dem Stuckaturer Bartolomeo Remola aus
Mainz mit den Darstellungen der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ver-
sehen, wofür 178 Gulden bezahlt wurden.
Der Bau des Archivthurms östlich vom Hofe begann im Jahre 1436;
sein Erbauer ist Meister Eberhard von Friedberg, der auch den anderen
Bau an Frauenrode leitete. Von Anfang an war der stattliche Thurm zu
Archivzwecken bestimmt worden, denen er immer gedient hat und noch
heute dient; man nannte ihn schlechthin „das Gewölbe", eine Bezeich-
nung, die auch auf seinen Inhalt, das städtische Archiv, überging. Der
Thurm mit der inneren Einrichtung war etwa Anfang 1487 vollendet;
er hatte ursprünglich ein Schieferdach mit zwei Spitzen, deren jede mit
einem Knaufe versehen war; er wurde in den Gewölben mit vier gemalten
Adlern geschmückt. Dieses Aussehen bewahrte er bis zum Jahre 1781,
als unter Samhammers Leitung die Facade des Goldenen Schwanes nach
dem Barfüsser-Kloster zu umgestaltet wurde. Im Juli 1706 und März 1707
wurden im Unter- und Mittelgewölbe Erneuerungen vorgenommen, wie die
Inschriften über den Fenstern der beiden Gewölbe beweisen; worin dieser
östliche Theil des grossen Anwesens niedergelegt und an dessen Stelle
der Thurm errichtet wurde; der westliche Theil wurde Anfang 1488
abgebrochen und an dessen Stelle das Haus mit der Rathstube erbaut. Die
Neubauten wurden um den Hof in der Mitte nach der Strasse zu errichtet.
Die Rathstube, das spätere sechseckige Zimmer der Rechneikasse,
befand sich in dem Theil von Frauenrode, der westlich an den jetzigen
nordwestlichen Römerhof anstiess; hinter ihr, nach der Römergasse zu
wurde die Stadtschreiberei eingerichtet. Die „neue" Rathstube hat den
Sitzungen des Rathes bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre
1806, vielleicht auch bis 1814 gedient; der Senat der freien Stadt aber
tagte im Wahlzimmer des Goldenen Schwans, im jetzigen Sitzungszimmer
des Magistrates.
Für diese neue Rathstube hat Sebald Fyoll 1438 den Ofen und die
Kragsteine an der Decke, 1439 den Leuchter aus Hirschgeweih, 1442 die jetzt
im Vorplatz unter der Kuppel hängende Tafel mit den Worten: „Eyns
mans redde ein halbe redde, Man sal sie billich verhören bede" gemalt;
1470 bemalte Klaus Krug die Oefen in der Rathstube und in der Schreiberei,
während sein Kollege Bechtolt den Ohristophorus vor der Rathstube, die
Malereien im Hofe und auf dem Gange vor der Schreiberstube ausbesserte
oder neu malte. Bechtolt ist dann wieder 1476 am Ofen der Rathstube
beschäftigt, während 1498 Konrad Fyoll den „Ohristotfel vor der unteren
Rathstube" ausbesserte. 1494 wurden die „Kragsteine in der Rathstube
und die Mauer hinten am Ofen" bemalt; 1498 erhält Hans Fyoll, Konrads
Sohn und Sebalds Enkel, 4 Gulden für „die Tafel auswendig der Rath-
stube zu machen", die als „Oruzihx über der Rathstube" erklärt wird.
1625 liess der Rath für seine Stube einen „neuen, zierlichen" Ofen giessen,
der wieder 1780 durch einen runden Ofen ersetzt wurde; dessen Nische
wurde in demselben Jahre von dem Stuckaturer Bartolomeo Remola aus
Mainz mit den Darstellungen der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ver-
sehen, wofür 178 Gulden bezahlt wurden.
Der Bau des Archivthurms östlich vom Hofe begann im Jahre 1436;
sein Erbauer ist Meister Eberhard von Friedberg, der auch den anderen
Bau an Frauenrode leitete. Von Anfang an war der stattliche Thurm zu
Archivzwecken bestimmt worden, denen er immer gedient hat und noch
heute dient; man nannte ihn schlechthin „das Gewölbe", eine Bezeich-
nung, die auch auf seinen Inhalt, das städtische Archiv, überging. Der
Thurm mit der inneren Einrichtung war etwa Anfang 1487 vollendet;
er hatte ursprünglich ein Schieferdach mit zwei Spitzen, deren jede mit
einem Knaufe versehen war; er wurde in den Gewölben mit vier gemalten
Adlern geschmückt. Dieses Aussehen bewahrte er bis zum Jahre 1781,
als unter Samhammers Leitung die Facade des Goldenen Schwanes nach
dem Barfüsser-Kloster zu umgestaltet wurde. Im Juli 1706 und März 1707
wurden im Unter- und Mittelgewölbe Erneuerungen vorgenommen, wie die
Inschriften über den Fenstern der beiden Gewölbe beweisen; worin dieser