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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0021

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DER KREIS SCHMALKALDEN

Allgemeines.
Am Südwestabhange des Thüringer Waldes bis zur Werra hinab dehnt sich die alte Herr-
schaft Schmalkalden, von dem ehemaligen Kurfürstentum Hessen, zu dem sie bis 1866 gehörte,
völlig getrennt, eingeschlossen von Gebieten der Herzogtümer Sachsen-Meiningen und Sachsen-
Gotha, des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und der Provinz Sachsen (Kreis Schleu-
singen). Seit 1866 gehört die Herrschaft zu Preußen und zwar zur Provinz Hessen-Nassau,
Regierungsbezirk Cassel, und führt seit 1907 den offiziellen Namen „Kreis Herrschaft Schmal-
kalden“. Getrennt vom Hauptteile liegt weiter abwärts an der Werra, ganz umgeben von
sachsen-meiningischem Gebiet, der Flecken Barchfeld.
Die Herrschaft Schmalkalden1) hat eine ungefähr dreieckige Form. Die längste Seite wird Tafel j
gebildet durch den Kamm des Thüringer Waldes, mit dem sich die Kreisgrenze auf lange Strecken
deckt.
Sie hat einen Flächengehalt von 279,58 qkm, auf welchem, nach der Volkszählung vom
1. Dezember 1910, 44565 Einwohner leben. Auf 1 qkm kommen rund 165 Einwohner.
Die Herrschaft Schmalkalden ist nächst dem Kreise Hanau der am dichtesten be-
völkerte Kreis des Regierungsbezirks Cassel, obwohl der Wald 56 % der Bodenfläche bedeckt.
Auf dem Grat des Thüringer Waldes zieht der Rennsteig entlang. Über die Bedeutung
des Namens wird noch immer gestritten. Tatsache ist, daß er bereits im Mittelalter den Grenzweg
und außerdem gerade für unser Gebiet die Jagd- und Geleitsgrenze bildete, was für die Erklärung
des Namens beachtenswert erscheint. In dem Frankensteinschen Kaufbriefe, nach welchem im Jahre
1330 die alteingesessenen Herren von Frankenstein an die Grafen von Henneberg ihre Liegen-
schaften in dieser Gegend verkauften, findet sich die Bezeichnung „vicus qui dicitur Rynnestyg“2).

1) Mit Benutzung von A. Pistor, Der Kreis Schmalkalden. In „Hessische Landes- und Volkskunde“, heraus-
gegeben von Carl Heßler, Bd. I, 2. Hälfte. Marburg, Eiwert, 1907. Vgl. auch Frankenstein, Kuno, Bevölkerung und
Hausindustrie im Kreise Schmalkalden. Tübingen 1887, in Neumanns Beitr. zur Gesch. der Bevölkerung in Deutsch-
land, Bd. II.
2) Der Kaufbrief, welcher im folgenden noch oft erwähnt wird, findet sich abgedruckt im Hennebergischen
Urkundenbuch, herausgeg. von Schöppach, Bechstein und Brückner, 1842—1877, Bd. V, 73—75 und 118—121.

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