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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0115

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Näherstille.

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im Orte selbst, sondern irgendwo in der Flur gestanden hat. Jedenfalls ist jetzt nichts mehr von
einer solchen erhalten.
Unter den Bauernhöfen befinden sich eine ganze Anzahl charakteristischer älterer Bauten,
doch ohne besonderen Kunstwert.

Näherstille.

Dorf mit 773 Einwohnern (315 m), % Stunde oberhalb Schmalkalden im Tale der Stille
gelegen, mit lebhafter Industrie.
Nydern Stylla 13331), Nidern Stilla 13452), Nydern Stilla 13593). Nehirn-Stilla 1360 und
13684). Nidern Stilla 14205).
1380 erhält das Stift zu Schmalkalden das bisher Fliegersche Gut zu Nehirnstilla gegen
jährlichen Zins6 7). Das Stift bleibt dauernd dort begütert.
1588 verleiht Graf Wilhelm zu Henneberg eine Mühle und einen Hammer zu N'äher stilla1).
Das Salbuch von 1588 führt in Näherstille auf: „Noch ein frey erbe daselbst der Dechants
hoff genannt. Ist M. G. F. und Herrn mit Volge Reiss und Steuer zugethann“, erwähnt auch einen
„Münchshoff“ daselbst, dem Rate in Schmalkalden gehörig8).
Heim berichtet: Das Stift hatte hier einen Freihof, desgleichen einen freien Hof, der De-
chantshof genannt, nebst einer Schäferei. Dem Rat zu Schmalkalden gehöret auch ein Freihof,
der Mönchshof. Das Kloster Frauenbreitungen hatte vor Zeiten auch ein Haus allhie9).
Einer der ältesten Fachwerkbauten in der ganzen Herrschaft ist der ehemalige

Kapitelhof Tafel 52
(Nr. 36), auch Stiftshof genannt, wahrscheinlich identisch mit dem „Dechantshof“, ein langes recht-
eckiges Gebäude, wohl noch aus dem 15. Jahrhundert. In der Mitte augenscheinlich in früherer Zeit
durch eine breite Durchfahrt geteilt. Die Anlage der Räume deutet allerdings von vornherein auf eine
Zweiteilung hin, doch ist die ursprüngliche Einteilung durch spätere Änderungen unsicher geworden.
Die Kammern liegen nach der jetzigen Straße zu, die Eingänge befinden sich auf der Hofseite. Die
Stube links oben auf dem Erdgeschoß-Grundriß ist mit einer gotisch profilierten Balkendecke und
schwerem Unterzugsbalken überspannt. (Die Schiedwand, die jetzt diese Stube verkleinert, ist
späteren Ursprungs.) Die eingezeichnete Treppe ist jetzt nicht mehr vorhanden, soll aber „uralt“
gewesen sein.

1) Henneb. U.B. V, 83.
2) Ebenda II, 69.
3) Ebenda III, 15.
4) Ebenda III, 27 und III, 66.
5) Ebenda VI, 89.
6) Ebenda III, 108.
7) Staatsarchiv Gotha H, XV, 1.
8) Marburger Staatsarchiv, S. 324.
9) Heim, hennebergische Chronik III, 7.
 
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