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Weber, Paul [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 5): Kreis Herrschaft Schmalkalden: Textband — Marburg, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.12581#0032

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12

Landwehr.

bewahrt. Die übrige Anlage des mächtigen Burgwesens ist freilich auch nur noch in den Grund-
zügen erkennbar.
Eine Befestigungsanlage ganz eigener Art ist

2. die Landwehr

Tafel 1 die bei der Todenwarth ihren Ausgang nimmt. Von hier zieht sie auf dem Bergkamme gegen
und 198. Nordosten, ein Stück der Landesgrenze folgend, über den Famberg, das Heiligenholz, an den
Wüstungen Streithausen und Sickenwinne vorbei über die Rötkuppe nach dem Steinkopf. Von
da senkt sie sich nach dem Pfaffenbach herunter, schneidet in der Nähe des Waldhauses die
Straße von Schmalkalden nach dem Trusetal, steigt am Gieselsberg empor und läuft über den
Eichberg nach dem Trusetal und durch die Eimentaler Flur nach Beirode und stößt, die nörd-
liche Richtung einschlagend, mit dem vom großen Weißenberg kommenden süd-östlichen Aus-
läufer des Rennsteiges zusammen.
Da im nachfolgenden alphabetischen Inventar keine Gelegenheit ist, die Landwehr unter
einem einzelnen Orte zu behandeln, so sei gleich hier zusammengestellt, was bei dem gegenwärtigen
Stande der Forschung über sie zu sagen ist.
Vorausgesandt sei, daß eine eingehende Untersuchung und Aufnahme der Schmalkalder
Landwehr in ihrer ganzen Ausdehnung bisher noch nicht vorgenommen worden ist, — eine Tat-
sache, die ja bei den meisten deutschen Landwehren zutrifft1).
Für die Zwecke dieses Inventars mußte ich mich darauf beschränken, zwei besonders
charakteristische Querschnittprofile zu geben und durch photographische Aufnahmen eine all-
gemeine Vorstellung von der jetzigen Erscheinung zu vermitteln.
Hierzu bot ein kürzlich vorgenommener Kahlschlag in der Nähe des Waldhauses bei Schmal-
kalden die willkommene Veranlassung. Denn nur innerhalb des Waldbestandes hat sich die Land-
wehr noch erhalten. Überall, wo sie über Feldflur führt, ist sie bei der Zusammenlegung der Grund-
stücke, der „Separation“, welche seit einer Reihe von Jahren im Kreise Schmalkalden im Gange ist,
vollständig oder so gut wie vollständig verwischt worden. Dieses Schicksal teilt sie mit zahlreichen
anderen Landwehren in „separierten “Landschaften Deutschlands2).
Dort in der Nähe des Waldhauses, wo unsere photographischen Aufnahmen und das eine
Profil genommen wurden, besteht die Landwehr aus drei Gräben, von denen der oberste, flache
am höchsten in dem ansteigenden Gelände liegt. Talwärts laufen parallel damit zwei Gräben von
2,70 und 2,95 m Tiefe, von denen der eine breite, der andere eine spitze Sohle hat.
Das andere Profil wurde am Westabhange des Steinkopfs genommen. Hier ziehen vier
Gräben hintereinander her, der oberste wieder flach, der zweite wieder mit breiter Sohle, der dritte
mit spitzer Sohle und hinter diesem wieder ein ziemlich flacher Graben.
Weiterhin besteht die Befestigung auf lange Strecken nur aus drei und abwechselnd auch nur
zwei Gräben. Die Breite der Gesamtanlage schwankt zwischen 25 und 38 m.

1) Vgl. hierüber Pelissier, Der gegenwärtige Stand der Landwehrforschung. In „Deutsche Geschichts-
blätter, Monatsblätter zur Förderung der landesgeschichtlichen Forschung“, hgb. v. Armin Tille, XL Bd., 190, S. 11
und S. 224.
2) Ja, wenn es sich um den römischen Limes handelte, dann würde wohl das lebhafteste Interesse dafür
vorhanden sein. Aber da es sich „nur“ um Denkmäler deutscher Geschichte handelt, verschwinden sie sang- und
klanglos allenthalben, wie so viele andere Dinge, welche den Zusammenhang mit der deutschen Vergangenheit ver-
mitteln. Die Inventarisation der heimischen Denkmäler kommt in Deutschland überhaupt ein halbes Jahrhundert zu spät.
Übrigens ist die gegenwärtige Leitung der Seperation im Kreise Schmalkalden auf Erhaltung der Landwehr bedacht.
 
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