Hessenhof, Iweinbilder.
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Senator Dr. Otto Gerland in Hildesheim, dem die Schmalkalder Geschichtsforschung
so viel verdankt, veröffentlichte sie darauf im Jahre 1896 in einem besonderen Bande auf sieben
Lichtdrucktafeln1).
In dem Begleittexte wies er überzeugend nach, daß es sich hier um eine profane Darstellung,
und zwar um eine Bilderfolge zu dem Artusroman „Iwein mit dem Löwen“ von Hartmann von Aue
handle. Die auf den sieben Tafeln wiedergegebenen Photographien waren mit Blitzlicht in dem da-
mals noch völlig dunklen Keller aufgenommen worden. Nachdem im folgenden Jahre die vermauerten
ursprünglichen Fenster geöffnet worden waren und der Raum dadurch Tageslicht erhalten hatte,
vermochte ich bei einer im Jahre 1898 verstatteten eingehenden Untersuchung und gründlichen
Reinigung aller bemalten Flächen noch so viel weitere Reste festzustellen, daß eine Neuveröffent-
lichung wünschenswert erschien, dieses Mal farbig2). Nach dieser sind unsere Tafeln 120—122
in wesentlicher Verkleinerung hergestellt3).
Durchwandern wir zunächst den nebenstehenden Grundriß.
Der Zugang zu den Gemächern, deren eines uns diesen kostbaren Schatz bewahrt hat,
erfolgte vom Neumarkte her durch eine jetzt bis zu halber Höhe zugemauerte Tür (g), die auf einen
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Romanische Teile des Hessenhofes.
Vorplatz (&) führt. Dieser ist mit einer Tonne überwölbt. Erhellt wurde er durch einen Fenster-
schlitz in der Nordwand (/>). In der Südwand sitzen zwei kleine rechteckige Nischen (7 und r), die
wohl einst zur Aufstellung von Beleuchtungsgerät dienten. Geradeaus leitet eine im Rundbogen
geschlossene Tür (A) in ein großes Gemach (c), das heute durch eine später eingezogene Zwischen-
1) Vgl. S. 208 Anm. 1.
2) „Die Iweinbilder aus dem 13. Jahrhundert im Hessenhofe zu Schmalkalden“. Leipzig, Seemann 1901. Sonder-
abdruck aus der „Zeitschrift für bildende Kunst“. Vgl. dazu auch meine Aufsätze „Profane Wandmalereien des Mittelalters“
und „Die Wandgemälde im Hessenhofe zu Schmalkalden“, Beilage zur Münchner Allgemeinen Zeitung 1898, Nr. 16, 17
und 269.
3) Die Vorlagen sind nicht auf photographischem Wege hergestellt, weil infolge der Wölbung der Flächen die
Proportionen der Gestalten sonst zu sehr verzerrt werden, sondern in der Weise, daß die Umrisse der Gemälde gepaust und
auf Karton übertragen wurden. Auf die Kartons wurden dann alle erhaltenen Farbreste sorgfältigst eingezeichnet. Nach
diesen Zeichnungen erfolgte die mechanische farbige Vervielfältigung. Die Zeichnungen selbst, welche 1898 mit Unter-
stützung des Kreis-Ausschusses, teilweise von mir, teils unter meiner Leitung hergestellt wurden, befinden sich jetzt im
Henneberger Museum auf der Wilhelmsburg. Für die Vergleichung der Linienführung im einzelnen wird man neben unserer
Wiedergabe die auf photographischem Wege gewonnenen Tafeln in der Gerland’schen Publikation stets noch mitNutzen
heranziehen.
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Senator Dr. Otto Gerland in Hildesheim, dem die Schmalkalder Geschichtsforschung
so viel verdankt, veröffentlichte sie darauf im Jahre 1896 in einem besonderen Bande auf sieben
Lichtdrucktafeln1).
In dem Begleittexte wies er überzeugend nach, daß es sich hier um eine profane Darstellung,
und zwar um eine Bilderfolge zu dem Artusroman „Iwein mit dem Löwen“ von Hartmann von Aue
handle. Die auf den sieben Tafeln wiedergegebenen Photographien waren mit Blitzlicht in dem da-
mals noch völlig dunklen Keller aufgenommen worden. Nachdem im folgenden Jahre die vermauerten
ursprünglichen Fenster geöffnet worden waren und der Raum dadurch Tageslicht erhalten hatte,
vermochte ich bei einer im Jahre 1898 verstatteten eingehenden Untersuchung und gründlichen
Reinigung aller bemalten Flächen noch so viel weitere Reste festzustellen, daß eine Neuveröffent-
lichung wünschenswert erschien, dieses Mal farbig2). Nach dieser sind unsere Tafeln 120—122
in wesentlicher Verkleinerung hergestellt3).
Durchwandern wir zunächst den nebenstehenden Grundriß.
Der Zugang zu den Gemächern, deren eines uns diesen kostbaren Schatz bewahrt hat,
erfolgte vom Neumarkte her durch eine jetzt bis zu halber Höhe zugemauerte Tür (g), die auf einen
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Romanische Teile des Hessenhofes.
Vorplatz (&) führt. Dieser ist mit einer Tonne überwölbt. Erhellt wurde er durch einen Fenster-
schlitz in der Nordwand (/>). In der Südwand sitzen zwei kleine rechteckige Nischen (7 und r), die
wohl einst zur Aufstellung von Beleuchtungsgerät dienten. Geradeaus leitet eine im Rundbogen
geschlossene Tür (A) in ein großes Gemach (c), das heute durch eine später eingezogene Zwischen-
1) Vgl. S. 208 Anm. 1.
2) „Die Iweinbilder aus dem 13. Jahrhundert im Hessenhofe zu Schmalkalden“. Leipzig, Seemann 1901. Sonder-
abdruck aus der „Zeitschrift für bildende Kunst“. Vgl. dazu auch meine Aufsätze „Profane Wandmalereien des Mittelalters“
und „Die Wandgemälde im Hessenhofe zu Schmalkalden“, Beilage zur Münchner Allgemeinen Zeitung 1898, Nr. 16, 17
und 269.
3) Die Vorlagen sind nicht auf photographischem Wege hergestellt, weil infolge der Wölbung der Flächen die
Proportionen der Gestalten sonst zu sehr verzerrt werden, sondern in der Weise, daß die Umrisse der Gemälde gepaust und
auf Karton übertragen wurden. Auf die Kartons wurden dann alle erhaltenen Farbreste sorgfältigst eingezeichnet. Nach
diesen Zeichnungen erfolgte die mechanische farbige Vervielfältigung. Die Zeichnungen selbst, welche 1898 mit Unter-
stützung des Kreis-Ausschusses, teilweise von mir, teils unter meiner Leitung hergestellt wurden, befinden sich jetzt im
Henneberger Museum auf der Wilhelmsburg. Für die Vergleichung der Linienführung im einzelnen wird man neben unserer
Wiedergabe die auf photographischem Wege gewonnenen Tafeln in der Gerland’schen Publikation stets noch mitNutzen
heranziehen.
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