Meßverfahren zur Übertragung der Modelle in den Stein
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Wie haben wir den Anteil dieser beiden Parteien auf die fertigen Skulpturen
zu verteilen?
Wieweit konnte sich der Einfluß des leitenden Kopfes auch in Einzelheiten
durchsetzen ?
Das sind die großen Fragen, mit denen sich jede stilistische Untersuchung
dieser Skulpturen einmal auseinanderzusetzen hat. Denn man kann nicht aus
stilistischen Einzelheiten den Urheber dieser Skulpturen erweisen wollen, wenn
man gar nicht weiß, ob diese Einzelheiten überhaupt auf den Schöpfer zurückgehen
und nicht vielleicht Zutaten der ausführenden Hände sind.
Diese Schwierigkeiten werden nicht von heute auf morgen überwunden wer-
den, man wird aber einer Lösung näherkommen können, wenn man zunächst ein-
mal auf eine Nebenfrage eine Antwort sucht: auf welche Weise und mit welchen
Hilfsmitteln man nämlich diese Modelle in den Stein übertrug. Man ist über diesen
Punkt meist sehr kurz hinweggegangen, setzte auch vieles voraus, was doch schließ-
lich nicht selbstverständlich war.
So lehnt man beispielsweise auf der einen Seite große Modelle für die Parthe-
nonskulpturen ab, weil man mit ihnen die unbestimmte Vorstellung einer mecha-
nischen Übertragung verbindet. Man bringt diese Anschauung auf eine sehr einfache
Formel: Gab es für die Parthenonskulpturen große bis in alle Einzelheiten ausge-
führte Modelle, so sind diese Skulpturen selbst nur Kopien, und das ist einfach un-
denkbar. Auf der anderen Seite fordert man diese großen Modelle, leugnet die
mechanische Übertragung, erklärt aber nicht, auf welche Weise eine nicht mecha-
nische Übertragung sich bewerkstelligen ließ.
Hier müssen verschiedene Vorstellungen von den antiken Verfahren vorliegen.
Denn was man unter einer mechanischen Übertragung zu verstehen hat, kann doch
rein begrifflich nicht zweifelhaft sein. Worin nun die Verschiedenheit dieser Vor-
stellungen im Einzelnen liegt, läßt sich schwer sagen, weil wirklich greifbare An-
gaben fehlen. Auf diesem Wege wird eine Einigung nicht zu erzielen sein. Es handelt
sich aber um ganz einfache, praktische Fragen, und nur ebenso einfache, konkrete
Antworten darauf können genügen.
Es wäre natürlich wünschenswert, die weiteren Ausführungen nur auf Ma-
terial aufzubauen, das uns aus der Antike erhalten geblieben ist, und an sich wäre
das auch möglich. Es ist aber in diesem Fall nicht zweckmäßig damit zu beginnen,
weil im Zusammenhang mit diesen Fragen immer auch sehr viel über moderne Bild-
hauertechnik gesprochen worden ist. Schon um hier eine scharfe Grenze zwischen
Modernem und Altem ziehen zu können, muß auf die heutige Technik zunächst kurz
eingegangen werden.
Das bekannteste moderne Meßverfahren :) zur Übertragung eines Modells in
den Stein beruht auf dem geometrischen Grundsatz, daß drei Punkte immer in einer
Ebene liegen müssen und man von diesen drei Punkten aus einen vierten im Raum
) Eine eingehendere Behandlung der modernen
Verfahren bei Schittenhelm-Schneider, Das
Punktieren3, Leipzig 1920. Bohnhagen, Der
Stukkateur S. 109 ff.
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Wie haben wir den Anteil dieser beiden Parteien auf die fertigen Skulpturen
zu verteilen?
Wieweit konnte sich der Einfluß des leitenden Kopfes auch in Einzelheiten
durchsetzen ?
Das sind die großen Fragen, mit denen sich jede stilistische Untersuchung
dieser Skulpturen einmal auseinanderzusetzen hat. Denn man kann nicht aus
stilistischen Einzelheiten den Urheber dieser Skulpturen erweisen wollen, wenn
man gar nicht weiß, ob diese Einzelheiten überhaupt auf den Schöpfer zurückgehen
und nicht vielleicht Zutaten der ausführenden Hände sind.
Diese Schwierigkeiten werden nicht von heute auf morgen überwunden wer-
den, man wird aber einer Lösung näherkommen können, wenn man zunächst ein-
mal auf eine Nebenfrage eine Antwort sucht: auf welche Weise und mit welchen
Hilfsmitteln man nämlich diese Modelle in den Stein übertrug. Man ist über diesen
Punkt meist sehr kurz hinweggegangen, setzte auch vieles voraus, was doch schließ-
lich nicht selbstverständlich war.
So lehnt man beispielsweise auf der einen Seite große Modelle für die Parthe-
nonskulpturen ab, weil man mit ihnen die unbestimmte Vorstellung einer mecha-
nischen Übertragung verbindet. Man bringt diese Anschauung auf eine sehr einfache
Formel: Gab es für die Parthenonskulpturen große bis in alle Einzelheiten ausge-
führte Modelle, so sind diese Skulpturen selbst nur Kopien, und das ist einfach un-
denkbar. Auf der anderen Seite fordert man diese großen Modelle, leugnet die
mechanische Übertragung, erklärt aber nicht, auf welche Weise eine nicht mecha-
nische Übertragung sich bewerkstelligen ließ.
Hier müssen verschiedene Vorstellungen von den antiken Verfahren vorliegen.
Denn was man unter einer mechanischen Übertragung zu verstehen hat, kann doch
rein begrifflich nicht zweifelhaft sein. Worin nun die Verschiedenheit dieser Vor-
stellungen im Einzelnen liegt, läßt sich schwer sagen, weil wirklich greifbare An-
gaben fehlen. Auf diesem Wege wird eine Einigung nicht zu erzielen sein. Es handelt
sich aber um ganz einfache, praktische Fragen, und nur ebenso einfache, konkrete
Antworten darauf können genügen.
Es wäre natürlich wünschenswert, die weiteren Ausführungen nur auf Ma-
terial aufzubauen, das uns aus der Antike erhalten geblieben ist, und an sich wäre
das auch möglich. Es ist aber in diesem Fall nicht zweckmäßig damit zu beginnen,
weil im Zusammenhang mit diesen Fragen immer auch sehr viel über moderne Bild-
hauertechnik gesprochen worden ist. Schon um hier eine scharfe Grenze zwischen
Modernem und Altem ziehen zu können, muß auf die heutige Technik zunächst kurz
eingegangen werden.
Das bekannteste moderne Meßverfahren :) zur Übertragung eines Modells in
den Stein beruht auf dem geometrischen Grundsatz, daß drei Punkte immer in einer
Ebene liegen müssen und man von diesen drei Punkten aus einen vierten im Raum
) Eine eingehendere Behandlung der modernen
Verfahren bei Schittenhelm-Schneider, Das
Punktieren3, Leipzig 1920. Bohnhagen, Der
Stukkateur S. 109 ff.