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Blümel, Carl; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Griechische Bildhauerarbeit — Berlin, Leipzig, Band 11.1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.42528#0013
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Abb. i. Gemme, New York.

Von den technischen Verfahren der Bildhauer des Altertums vermögen uns
nur die Bildwerke selbst eine Vorstellung zu vermitteln. Gelegentliche Nachrichten
der antiken Schriftsteller I), Angaben in den Inschriften und bildliche Darstellungen 2)
können dabei helfen; sie sind jedoch leider so lückenhaft, oft vieldeutig, gewöhnlich
auch nur für bestimmte Zeiten der alten Kunst gültig und lassen uns gerade in den
wichtigsten Fragen meistens so vollkommen im Stich, daß sie für sich allein nur
eine falsche Anschauung geben könnten. Man muß die Spuren der verschiedenen
Werkzeuge, wo immer sie sich an den Bildwerken selbst finden, sehen lernen und
damit die Vorstellung von der Arbeitsweise des Bildhauers verbinden können.
Freilich decken sich die Methoden der modernen Künstler nur zum Teil mit
den antiken Verfahren, und doch ist man darauf angewiesen, von der Art und Weise,
wie heute gearbeitet wird, rückschließend aus den verschiedensten Anhaltspunkten
sich ein Bild von dem Schaffen in den antiken Werkstätten zu machen. Daß die
Möglichkeit dazu besteht, wollte man aus einer geringen oder einseitigen Kenntnis
der heutigen Bildhauertechnik heraus nie recht zugeben, aber zu Unrecht. Die Spuren
aller Werkzeuge, die man jetzt im allgemeinen verwendet, lassen sich auch an antiken
Skulpturen nachweisen. Und das ist nur natürlich, wenn man bedenkt, wie wenig
verschiedene Meißelformen es im Grunde geben kann. Das Spitzeisen Taf. i a, das
Zahneisen Taf. i d, das Schlag- oder Breiteisen Taf. i b war wohl den Bildhauern
aller Zeiten bekannt; von ihnen gibt es eine Unzahl Spielarten in Größe und Form,
die den verschiedensten Anforderungen der Arbeit entsprechen, aber im wesent-
lichen fallen sie immer mit diesen Grundformen zusammen. Die technischen Vor-
gänge bei der bildhauerischen Arbeit sind immer zum großen Teil in der jeweiligen
Formanschauung begründet gewesen, und der Unendlichkeit der Formungsmöglich-
keiten entspricht in der Bildhauerei die große Zahl von Verwendungsmöglichkeiten
dieser wenigen Hauptformen der Werkzeuge. Diesen in den verschiedenen Zeiten
und verschiedenen Stadien der Arbeit nachzugehen, dazu bietet sich uns noch in
den Resten der antiken Plastik ein so reiches Material, daß sich wenigstens in den
Grundzügen die Verfahren des antiken Bildhauers und ihre Entwicklung im Verlauf
der Zeiten übersehen lassen. Die feste und einheitliche handwerkliche Tradition
wenigstens im griechischen Altertum gestattet uns, von einer Arbeit, bei der wir

:) Eine Zusammenstellung gibt H. Blümner, Techno- *) Gummerus, Darstellungen aus dem Handwerk
logie und Terminologie der Gewerbe und Künste auf römischen Grab- und Votivsteinen, Jdl.
bei Griechen und Römern S. 69 ff., 187 ff. 28, 1913, 93 ff.

Ergänzungsheft XI.

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