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Blümel, Carl; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Griechische Bildhauerarbeit — Berlin, Leipzig, Band 11.1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.42528#0060
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Beschreibung unvollendeter Skulpturen

gruppe um 340 anzusetzen .pflegte. Damit würde dann die Zuschreibung der originalen
Arbeit in Rom durch Plinius an den älteren Kephisodot, der Kopie durch Pausanias
an Praxiteles gar nicht mehr so unverständlich sein.
Ist man einmal zu der Überzeugung gekommen, daß der Hermes kein griechi-
sches Original des vierten Jahrhunderts sein kann, so muß man sich auch vor Augen
halten, daß er für die kunstwissenschaftliche Forschung von fünfzig Jahren der
Kronzeuge für die originale statuarische Kunst dieses Jahrhunderts gewesen ist;
was es daneben gab, wie beispielsweise die Statuen aus dem Weihgeschenk des
Daochos in Delphi, trat mehr in den Plintergrund. Es gilt jetzt für viele Werke nach-
zuprüfen, inwieweit sie ihre jetzige kunstgeschichtliche Stellung dem Hermes ver-
danken. Es gehören dazu in erster Linie der Satyrtorso aus dem Louvre und der
Eubuleus, dann aber auch der Ilioneus, der Knabe von Subiaco, der Kopf vom
Südabhang der Akropolis, die Niobide Chiaramonti, die Artemis und Iphigenien-
gruppe. Hier werden wohl gewisse Abstriche notwendig werden, die Kunst des
vierten Jahrhunderts bekommt dadurch ein etwas anderes Gesicht, sie wird aber
als bildhauerische Leistung einheitlicher und größer.


Nr. 1.
Kolossale Statue eines bekleideten bärtigen Gottes. Taf. 3, 4.
Höhe 10,45 m. Breite der Brust 1,70 m. Länge des Oberarms 1,90 m.
Die Figur liegt noch in einem Marmorbruch bei dem Dorf Komiaki (atov
’At-okkwva.) auf Naxos; sie ist stehend gedacht, der linke Fuß ist ein wenig vorgesetzt.
Beide Arme liegen bis zu den Ellenbogen an den Seiten an, von dort ab sind sie gerade
nach vorn gestreckt. Die Kleidung ist nur angelegt. Am Kopf sind die Augen nur
leicht eingetieft; die Nase wird durch eine breite, flache Erhöhung angedeutet. Durch
den Kopf ziehen sich einige tiefe Risse; sie sind wahrscheinlich der Grund gewesen,
 
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