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schneidekunst nach mancher Richtung hin auch über das
Technische der Herstellung Aufschluss geben, so haben sie im
allgemeinen doch nur den Kennern die Gewissheit geben
können, dass die Alten zwar im wesentlichen das gleiche Ver-
fahren beobachteten, wie die modernen, dass dieselben aber
höchst wahrscheinlich noch ausserdem verschiedene Kunst-
griffe und Instrumente besessen haben, welche wir heute nicht
mehr anwenden und nicht mehr kennen. Das gilt allerdings
nur vom Schneiden, nicht vom Schleifen der Edelsteine.

Die Verarbeitung der edeln und halbedeln Steine zerfällt
nämlich im allgemeinen in drei Theile: 1) das Schleifen der
rohen Steine und Herrichten derselben, sei es nun, dass es
sich darum handelt, einem nicht zu gravirenden Schmucksteine
eine Form zu geben, in welcher er sein Feuer und seinen
Glanz am besten zeigen kann, sei es, dass ein zum Schneiden
bestimmter Stein hierfür passend hergerichtet werden soll.
2) Das Schneiden der Steine in seiner doppelten Art, ver-
tieft (als Intaglien) und erhaben (als Cameen). 3) Das Fassen
der geschliffenen oder geschnittenen Steine; eine Thätigkeit,
die in der Regel dem Goldarbeiter zufällt und daher mit den
beiden erstgenannten Thätigkeiten in keinem direkten Zu-
sammenhange steht. Wir unterscheiden demnach heut die
Arbeiten des Steinschleifers, des Steinschneiders (Gra-
veurs) und des Juweliers. Es ist sehr wahrscheinlich, dass
auch im Alterthum diese Thätigkeiten gesondert waren; indessen
fehlen die entsprechenden Bezeichnungen in der griechischen
Sprache. Nur für denjenigen Zweig der Arbeit in Edelsteinen,
welcher offenbar der wichtigste und am meisten beschäftigte
war, nämlich die Herstellung der RiDgsteine und der Ringe
überhaupt, haben wir eigene Benennungen: der oaKxuXioupYÖc
war es, dem die Herstellung derselben zufiel1). Da hierbei das
Graviren der Gemmen die bei weitem wichtigste Rolle spielt,
welcher gegenüber das Schleifen der Edelsteine kaum in Betracht
kommt, so ist die üblichste Benennung für den Steinschneider
von Y^ucPeivi der zwar für jede vertiefte oder erhabene Arbeit
üblichen, aber für Steinschneidekunst ganz speciell gebrauch-



') Poll. VII, 108 u. 179.
 
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