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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0077

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V, Valens. 59

V. Valens.

Im codex Marcianus 314; einer schön geschriebenen Hs des
XIV. Jahrhunderts, die einst im Besitz des Kardinals Bessarion war,
sind neben einer gröfseren Anzahl von Schriften des Ptolemaios auch
umfangreiche Exzerpte aus den 'AvBoXoyiou des Vettius Valens er-
halten; sie sind in zwei Bücher geteilt, alle Einzel- und Gesamttitel
fehlen. Der hier in Betracht kommende gröfsere Abschnitt ist von
Cumont im 2. Heft des Catalogus codicum astrologorum graecorum
(Brüx. 1900, p. 92—99) herausgegeben worden. Hier wiederhole ich
daraus nur die auf die Sphaera bezüglichen Stellen. In welchem
Zusammenhang sie sich finden, mag im vollständigen Abdruck ein-
gesehen werden1): es genüge hier die Bemerkung, dafs die Umgebung
ziemlich der im ersten Teukrostext entspricht.

Uber die Lebenszeit des Astrologen Vettius Valens, von dessen
grofsem Werke wir auch sonst noch sehr umfangreiche und teilweise
wertvolle, aber durch die Schwierigkeit des Inhaltes abschreckende
Teile besitzen, ist jetzt soviel ziemlich ausgemacht, dafs Valens dem
H. Jahrhundert n. Chr., der Zeit der Antoninen, angehört hat: die
späteste Zeitangabe in seinem Werk bezieht sich auf das 17. Regie-
rungsjahr des Antoninus Pius. Was gegen diese schon von Letronne2)
vertretene Anschauung vorgebracht wurde, ist nicht stichhaltig.3)

Valens war kein selbständiger Schriftsteller, sondern, wie schon
aus dem Titel seines Werkes hervorgeht, nur ein Kompilator, dessen
schriftstellerische Art Riess4) gut geschildert hat. Für die Dinge,
die uns hier interessieren, giebt er seine Quelle genau an: er zitiert cf e&*.(gt&
in diesen Abschnitten sechsmal td Zcpaipixd5), deren Verfasser er

1) Bei der Behandlung des Textes a. a. 0. habe ich mitgewirkt. Ich be-
merke daher, dafs der in dem vorliegenden Buche gegebene Wortlaut sich von
dem früher hergestellten in mehreren Punkten unterscheidet, und dafs ich in
diesen Fällen den älteren Versuch namentlich durch erweiterte und gründlichere
Einsicht in die Quellen meist stillschweigend verbessert habe.

2) Observations crit. sur l'objet des represent. zod. p. 89.

3) Bouche-Leclercq, l'astr. gr. p. XIII hat die Meinung des Salmasius wieder
aufgenommen, dafs Valens ein Zeitgenosse des Kaisers Konstantin war. Ich ver-
weise dagegen auf Krolls Ausführungen Cat. II 86 sqq. F. Hultsch nimmt im
Litterar. Centralblatt 1901, Sp. 847, an, dafs der urspüngliche Valenstext durch
viele Zusätze erweitert worden ist; das bedarf noch näherer Prüfung.

4) Pauly-Wissowa I 1822.

5) Kroll erklärt den Ausdruck kcxtö. tö cqpcaptKÜ anders (Cat. II 94, 30): KOtxä
tü cqpmptKÜ öpYö.va, in globis caeli formam exhibentibus. Der im folgenden
gegebene Nachweis einer rein litterarischen Quelle dürfte meiner Auffassung die
gröfsere Wahrscheinlichkeit sichern.
 
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