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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0146

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II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten

[seil, tö TTOtr|TiKÖv öuoiov e'xei k€Kpauevov], KaXerrai be Kai 'AttoXXujvoc
6 be ev ttj eTrouevrj tuj toö 3'Apeuuc, KaXeirai be Kai cHpaKXeouc) ist
allerdings zunächst nur von den beiden glänzenden Sternen an den
Köpfen der Zwillinge die Rede; doch ergiebt die Form des Aus-
drucks (die Genitive) deutlich genug, dafs man die Sternbilder selbst,
nicht diese Einzelsterne, Herakles und Apollon nannte. Eine dritte
Stelle zitiert Härder (a. a, 0. S. 22) aus Varro (R.R.II 1,7): Quod
si apud antiquos non magnae dignitatis pecus esset, in caelo descri-
bendo astrologi non appellassent eorum vocabulis signa, quae non
modo non dubitarunt ponere, sed etiam ab iis prineipibus duodeeim
signa multi numerant, ab ariete et tauro, cum ea praeponerent Apol-
loni et Herculi. ii enim dei ea secuntur, sed appellantur gemini. Die
Absicht des Schriftstellers war, darauf hinzuweisen, dafs die Alten
Stier und Widder vor so grofse Götter wie die in den Zwillingen
verstirnten gesetzt haben, und deshalb nahm er von allen Deutungen
natürlich die vornehmste, die das eine Bild der Gruppe sogar mit dem
Namen eines Olympiers bezeichnete. Man darf also ausVarros Schweigen
über alle andern Katasterismen nicht etwa folgern, dafs ihm Apollon
und Herakles die geläufigste oder e'ar die einzicr bekannte Auffassung
des Sternbildes gewesen wäre. — Endlich verweist Joh. Moeller in
der sorgfältigen Marburger Dissertation Studia Maniliana (1901) p. 18
noch auf Manilius IV 755ff.:

Eusinus Scythicus pontus sinuatus in arcus
sub geminis te, Phoebe, colit: post bracchia fratris
fultimus et solidus Ganges et transcolit India Cancer1)

und auf Servius Aeneis XI 259 (ut ophiuehos ipse est Aesculapius,
gemini Apollinis et Herculis esse dicuntur, sie Minervae aries esse
dinoscitur). Zu diesen litterarischen Belegen, die ich nicht weiter
f j^j bereichern kann2);j hat Thiele a. a. 0. S. 68 noch ein Bronce-Medaillon

-itJ^^ - ^"in Wien gefügt, "clas der bekannten Serie astrologischer Münzen von

■^rfiU^J^^ i^ <^ \) Yersus nondnm sanatus, wie Bechert mit Recht sagt, in dessen Ausgabe
man die verschiedenen Heilungsversuche nachsehen mag.
Al CK^'"^' 2) Bouehe-Leclercq (L'astrologie grecque p. 332) nimmt an, dafs in der
astrologischen Geographie des Dorotheos von Sidon Perrhebien und Phoenikien
^ den Zwillingen 7Aigeteilt worden sei, weil man diese als Apollon (hier als
^•.A. CcM-den Orakelspender von Dodona im homerischen Perrhebien) und Herakles-
vli\ ^ } ^•/^V^e^ar^ gedacht habe. Die Möglichkeit kann man zugeben; doch können
— ^- v fZiu^J^nz nicht wissen, ob nicht irgend ein anderes Motiv den Astrologen be-
J* ^l^wy stimmt hat. — Hephaistion von Theben schreibt I 3, wie er selbst sagt, nur den
i ^ ^jPtolemaios aus. v ^__
 
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