X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Valens. 177
ist uns als der Name des ersten Dekans des Schützen das Wort
cPnouuu erhalten (bei Firniicus IV 22 Eregbuo). In allen ägyptischen
Dekanreihen, mit Ausnahme des Rundbildes von Dendera, also von
der Zeit Setis I. bis in die römische Kaiserzeit herab auf nicht
weniger als 13 Inschriften1), steht hier der Dekanname hri-ib-uia
oder her-ab-ua, wie Brugsch ihn umschreibt. Lepsius2) übersetzt
cinmitten der Barke' und glaubt mit Rücksicht auf die hieroglyphischen
Zeichen, die meist eine Sonnenscheibe in einer Barke zeigen, den
vollen Namen als 'Sonne in der Barke' deuten zu müssen; Brugsch3)
übersetzt nur „der mitten im Schiff". Keiner der beiden Ägyptologen
hat die Eratosthenesstelle gekannt; die Identität des rrXoiov unserer
Texte und der Katasterismen mit dem ägyptischen Dekansternbild ist
nur umsomehr über jeden Zweifel gesichert. Noch eine weitere Be-
stätigung kommt hinzu. Im zweiten Teukrostext heilst dieses ttXoTov
das Schiff der Affen (tö rrXoiov tujv ttiö^kujv). Auch das scheint
durch die ägyptischen Dekanbilder seine Bestätigung zu erhalten:
im Pronaos wie im Rundbilde von Dendera hockt in dem Schiffchen
ein Affe.4) Jedoch bedarf der Plural noch der Aufklärung.
Zusammenfassend läfst sich aussprechen, dafs wir bei der Barke,
wie beim Typhon und beim Osiris ütttioc, über die gut ägyptischen
Quellen unserer Texte aufserhalb des Bereiches blofser Vermutungen
sind. An der Thatsache ist nichts zu verwundern: geben doch noch
so späte Astrologen wie Hephaistion und selbst der beschränkteste
von allen, Firniicus, die Theorie der Dekane mit ihren ägyptischen
Namen, und hantieren damit praktische Astrologen wie der Verfasser
des griechischen Horoskops eines Unbekannten, das Groodwin in Chabas'
Melanges Egyptologiques (II. Serie p. 294 ff.) behandelt hat, oder der
des Horoskops des Titos Pitenios (vgl. oben S. 156,1). Was wir hier
Neues aus Teukros und Antiochos erfahren, ist jedoch die Thatsache,
dafs zwar kaum sie selbst, wohl aber ihre Quellen die ägyptischen
Namen verstanden und richtig zu übersetzen vermochten. Wir werden
darauf in der Geschichte der Sphaera barbarica und in der Würdigung
der 'ägyptischen' Astrologie, die man etwas zu voreilig als reine
Schwindeiiitteratur anzusehen pflegte, zurückkommen müssen.
1) Sämtlich bei Brugsch Thes. p. 137—152. Vgl. auch ebendort S. 166f.;
fünf davon auch bei Lepsius a. a. 0. S. 68 f.
2) S. 75, 1.
3) S. 156 oben, 3. Reihe.
4) Abbildung bei Brugsch S. 151, n. 13. Auf unserer Abbildung des recht-
winkeligen Zodiacus unmittelbar vor dem Schützen in der unteren Reibe; desgl.
auf dem Rundbilde etwas weiter vorgeschoben unter dem Skorpion.
Boll, Sphaera barbarica. 12
ist uns als der Name des ersten Dekans des Schützen das Wort
cPnouuu erhalten (bei Firniicus IV 22 Eregbuo). In allen ägyptischen
Dekanreihen, mit Ausnahme des Rundbildes von Dendera, also von
der Zeit Setis I. bis in die römische Kaiserzeit herab auf nicht
weniger als 13 Inschriften1), steht hier der Dekanname hri-ib-uia
oder her-ab-ua, wie Brugsch ihn umschreibt. Lepsius2) übersetzt
cinmitten der Barke' und glaubt mit Rücksicht auf die hieroglyphischen
Zeichen, die meist eine Sonnenscheibe in einer Barke zeigen, den
vollen Namen als 'Sonne in der Barke' deuten zu müssen; Brugsch3)
übersetzt nur „der mitten im Schiff". Keiner der beiden Ägyptologen
hat die Eratosthenesstelle gekannt; die Identität des rrXoiov unserer
Texte und der Katasterismen mit dem ägyptischen Dekansternbild ist
nur umsomehr über jeden Zweifel gesichert. Noch eine weitere Be-
stätigung kommt hinzu. Im zweiten Teukrostext heilst dieses ttXoTov
das Schiff der Affen (tö rrXoiov tujv ttiö^kujv). Auch das scheint
durch die ägyptischen Dekanbilder seine Bestätigung zu erhalten:
im Pronaos wie im Rundbilde von Dendera hockt in dem Schiffchen
ein Affe.4) Jedoch bedarf der Plural noch der Aufklärung.
Zusammenfassend läfst sich aussprechen, dafs wir bei der Barke,
wie beim Typhon und beim Osiris ütttioc, über die gut ägyptischen
Quellen unserer Texte aufserhalb des Bereiches blofser Vermutungen
sind. An der Thatsache ist nichts zu verwundern: geben doch noch
so späte Astrologen wie Hephaistion und selbst der beschränkteste
von allen, Firniicus, die Theorie der Dekane mit ihren ägyptischen
Namen, und hantieren damit praktische Astrologen wie der Verfasser
des griechischen Horoskops eines Unbekannten, das Groodwin in Chabas'
Melanges Egyptologiques (II. Serie p. 294 ff.) behandelt hat, oder der
des Horoskops des Titos Pitenios (vgl. oben S. 156,1). Was wir hier
Neues aus Teukros und Antiochos erfahren, ist jedoch die Thatsache,
dafs zwar kaum sie selbst, wohl aber ihre Quellen die ägyptischen
Namen verstanden und richtig zu übersetzen vermochten. Wir werden
darauf in der Geschichte der Sphaera barbarica und in der Würdigung
der 'ägyptischen' Astrologie, die man etwas zu voreilig als reine
Schwindeiiitteratur anzusehen pflegte, zurückkommen müssen.
1) Sämtlich bei Brugsch Thes. p. 137—152. Vgl. auch ebendort S. 166f.;
fünf davon auch bei Lepsius a. a. 0. S. 68 f.
2) S. 75, 1.
3) S. 156 oben, 3. Reihe.
4) Abbildung bei Brugsch S. 151, n. 13. Auf unserer Abbildung des recht-
winkeligen Zodiacus unmittelbar vor dem Schützen in der unteren Reibe; desgl.
auf dem Rundbilde etwas weiter vorgeschoben unter dem Skorpion.
Boll, Sphaera barbarica. 12