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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0264

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X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Valens. 209

~1\ 6, i. -ioL

I

alte Korrektur), und eine von Brugsch1) übersetzte Inschrift aus ptole-
mäischer Zeit, die in zwei ziemlich gleichen Redaktionen aus Assuan
und Dendera erhalten ist. Der Text beginnt: cEin Hymnus an das
himmlische Sothisgestirn der Isis, der Herrin des Himmels und der
Königin der als Sterne aufgehenden Seelen der Götter, welche strahlt
am Himmel in der Nähe ihres Bruders Osiris (d. h. Orion), indem
sie immerwährend seinen Pfaden folgt' und schliefst: cDu durchläufst
deine Bahn in der Nähe des Oriongestirnes. Aufgehend im Osten
des Himmels, gehst du unter zum Leben im Westen immerwährend.'2)
Die Isis - Sothis ist in dieser Inschrift die Königin aller Sterne, und
so heifst sie auch bei Horapollon I 3: ^Icic öe rrap' auioic ecnv
dcxrip, Aituttticti KaXouuevoc lüuGic, 'GXXnvicri be dcTpoKuuuv, öc Kai
boxeT ßaaXeueiv tujv Xoittüjv dciepujv. Aber wie sie über alle Sterne i<y.,%—*t
herrscht, so vor allem über die 36 Dekane. Auch dafür sind die
Zeugnisse nicht selten. Im Sothistempel zu Syene (Assuan) heifst
die Göttin cdie hehre Sothis, die Herrin des Jahresanfanges, die
Königin und Herrin der Dekangestirne'3); in einer Inschrift zu Esne
fsatit die Königin der Dekansterne'4); weitere Beispiele sind in Brugsch'
Thesaurus p. 107 und 108 zu finden. Man wird es darnach ohne
weiteres verstehen, wenn das kurze Exzerpt V1, hier ausführlicher
als L, wo nur 6 dcxpoKuuuv steht, zum Krebs als letztes Sternbild
aufführt:

@ kuvöc dcipov, ö ecxt ßariXeiov tüjv Xc;' liipiuv.

Die 36 Jjpai oder Zeitabschnitte sind hier natürlich nichts anderes
als die 36 Dekane in ihrem kalendarischen Sinn als Dekaden. Bad-
Xeiov wird hier nicht heifsen cdie Residenz' der 36 Dekangestirne,
sondern vielmehr cdas königliche Gestirn' unter den 36 Dekanen.

Aber wie die Isis nicht nur in der Sothis, sondern noch in
mehreren andern Dekangestirnen thront5), so ist sie nach griechischen
Zeugnissen auch noch in einem andern grofsen Sternbilde verkörpert,
im Zodiakalbild der Jungfrau. Die Deutung; erscheint in den Erato-
sthenischen Katasterismen (c. 9): oi uev jap auinv cpaciv eivai Ar\iir\-
xpa bid tö e'xeiv crdxuv, oi be ~lciv, oi be 'Atap-fdnv, oi be Tuxiiv ktX.

1) Religion und Mythologie der alten Ägypter, S. 42 f.

2) Über Münzen mit Isis-Sothis und einem Hund vgl. Drexler, Zs. f. Nttmism.
13, 299 ff.

3) Brugsch, Thes. S. 110.

4) Ebenda S. 86.

5) Lepsius S. 106; vgl. die Listen in Brugsch' Thes. S. 158 ff.

Boll, Sphaera barbarica. 14
 
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