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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0266

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5. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Talens. 211

zunächst auf Isis mit Horus zu deuten wäre'. Teukros siebt nun zu
dieser Vermutung die letzte Bestätigung.

O OD

Während die Göttin bei Antiochos (V3A) den Knaben nur hält,
wie auf dem Rundbild von Dendera; giebt sie bei Teukros dem Kinde
die Brust. Die Darstellungen der Isis mit dem jungen Horos in beiden
Typen sind geradezu zahllos; Drexlers reichhaltige Sammlung1) über-
hebt mich der Mühe, Einzelnes hier anzuführen. Besonders häufig ist
Isis in der Stellung einer Säugenden unter den spätägyptischen Bronzen
und auf den alexandrinischen Kaisermünzen. Offenbar soll der Aus-
druck xpoqpöc in V1 nichts anderes besagen; doch mag auch auf
den Beinamen educatrix, den die Isis in einer römischen Inschrift2)
trägt, und auf die Bezeichnung des Harpokrates als rder herrliche
Säugling der Amme' in einzelnen ägyptischen Texten3) hingewiesen
werden. Genau hierher gehören vor allem Darstellungen wie die
späte Gemme mit der Beischrift \AQ, die bei Kopp, Palaeogr. crit.
III 649 abgebildet ist; Isis, vor deren Haupt ein Stern leuchtet4),
hält hier den Knaben im Arm, dazu drei Ähren, dergleichen auch
noch in einem Modius ihr zur Seite stehen. Diese Ähren sagen
genugsam, dafs hier die als Jungfrau im Tierkreis versternte Isis
abgebildet ist, nicht, wie Drexler sie einreiht, die Isis-Sothis, die
Göttin des Hundsgestirnes.

Der Erklärung bedarf nur noch der Zusatz ev dipiLu bei Teukros.
Isis führt in ägyptischen Inschriften aus der Zeit des Augustus die
Namen rIsis im Hause der Niederkunft' oder rdie Gebieterin des
Gebärhauses (rnshmf und ähnliche.5) Auch an das Gemach der Ap6)
könnte man denken, in welchem Isis den Horos gebiert; und dafs
der Name Isis in L durch Eileithyia ersetzt wird, scheint solcher
Auslegung günstig.7) Allein das Lehnwort Atrium weist bestimmt
auf eine nach oben sich öffnende Halle. Wiederum liefern Inschriften
von Dendera eine Analogie. In Texten, die Brugsch8) übersetzt,
wird auf die Sonnennähe des Siriussternes am Neujahrstage an-

1) Rosehers Lexikon II 504 ff.

2) Bull, della commiss. arch. mun. 1889 p. 37, vgl. Drexler a. a. 0. 502.

3) Siehe Brugsch, Religion der alten Ägypter S. 391 f.

4) Isis mit Horos, dabei Stern und Hase, bei Kopp, Palaeogr. crit. 1Y 103.

5) Brugsch, Thes. p. 290 f. Nach Spiegelberg, Zs. f. Assyr. 14, 269 ff., heilst
übrigens, wie mir Dyroff sagt, mshn soviel wie Gebärstuhl.

6) Ebenda p. 102.

1) Auch an die Einsperrung der Isis mit Horos in einem Hause durch Set
nach Osiris' Tode könnte man allenfalls denken, vgl. Wiedemann, Relig. d. alt.
Äg. S. 113.

8) Brugsch, Thes. p. 105.

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