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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0270

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X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antioehos und Valens. 213

biid der Jungfrau zu denken sei: denn das ist bereits durch die Kul-
mination gegangen, wenn das Zeichen des Steinbocks heraufkommt.
Dafs aber bei Teukros die Eileithyia nicht etwa nur durch einen
Irrtum gerade zum Steinbock gestellt ist, dafür findet sich ganz bei-
läufig ein Zeugnis, das für die Vorgeschichte unserer Texte von
aufserordentlichem Wert ist. Hephaistion I 21 bringt einen längeren
Abschnitt aus den TiaXaiol Aiyutttioi, d. h. aus den 'AcTpoXoyouueva
des Nechepso-Petosiris (fr. 6 Riefs); Kroll hat aus eben diesem
Fragment neuerdings bewiesen, dafs jenes einflufsreiche Werk schon
im IL vorchristlichen Jahrhundert entstanden ist. Hier steht nun
unter Anderm auch das Folgende (Riels p. 339, 206): 6 be ttoXiopkujv
oubev dvücei bid tö eniKOiviuveiv tlu arfÖKepiy to rrjc EiXeiöuiac £iubiov
aKeqpaXov öv. Dafs 2wbiov öfter für dcipov steht, wurde S. 81, 1
bemerkt: dennoch würde man hier zunächst an das Zodiakalbild
der Eileithyia denken, das nach den Eratosthenischen Katasterismen
(p. 84 Rob.) in der Deutung als Tuxn. ebenfalls dKeqpaXoc dargestellt
wurde. Doch wird diese Parallele dadurch aufgewogen, dafs in unsern
Texten nicht blofs ein bouuuuv oder Zdiupoc dKeqpaXoc (vgl. unten
S. 221), sondern auch eine dKecpaXoc Trepicrepd und ein d.KeqpaXoc
öqpic zum Steinbock genannt werden, wozu neben Clemens von Ale-
xandreia wieder der Tempel von Dendera Analogien bietet. Mufs
also die Eileithyia des Nechepso - Petosiris und Teukros in der Nähe
des Steinbocks gesucht werden, so möchte ich vermuten, dafs es
sich hier um einen neuen Namen für das Sternbild der Kassiopeia
handelt. Das im Opövou Ka9e£ouevrj, das man geradezu als das
eigentliche Charakteristikum dieses Sternbildes ansprechen darf (vgl.
beispielshalber Arat v. 654 oder die Katasterismen cap. 16) und das
bei Teukros selbst wörtlich dem Namen Kassiopeia beigefügt ist1),
pafst vortrefflich dazu2); und vor allem ist der Globus dieser Ver-
mutung günstig, da die Kassiopeia in der That gerade mit dem
2. Dekan des Steinbocks vollständig sichtbar wird (vgl. auch Hip-
parch p. 192, 26: Tfjc be KaccieTieiac dvareXXoucric cuvavareXXei
uev ö ZujbiaKÖc aTTÖ toHötou ß' Kai k' uoipac euuc aiyÖKepuu iß').
Weiter spricht für diese Gleichung auch die Erwähnung der ßaci-
Xicca in dem mit L nächst verwandten Anonymus V1 zu dem näm-
lichen Zeichen des Steinbocks; denn ßaciXicca ist hier ohne Zweifel
nur ein anderer Name für Kassiopeia, was bei Valens an derselben

1) S. oben S. 107.

2) Uber sitzende Geburtsgöttinnen vgl. P. Baur, Philo!., VII. Suppl. Bd. 455. 480.
 
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