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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0313

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XI. Die übrigen Stembildnamen bei Teukros, Antiocbos und Valens. 253

Schädel: die drei ßaXXicxai werden liier vielleicht als xpexovxec auf-
gefafst (s. unten S. 260), und zu Adonis tritt hier noch das Stern-
bild Aphrodite.

Falls in TR, nicht eine Lücke vorliegt, worauf Abu Macsar zu
führen scheint, soll Adonis auch den Namen Oupavöc haben; ich könnte
zur Erklärung nur darauf hinweisen, dafs Tamniuz mit Gishzida in
einer babvlonischen Lebende Thürhüter des Himmels ist.1") Wunder-
lieh ist der Zusatz ev oupavw zu den zwei Köpfen in TR. Es
scheint damit ein von gröfseren Sternbildern der betreffenden Sphäre
freigelassener Raum am Himmel, ein freier Himmelsraum bezeichnet
zu werden. Eudoxos hat offenbar das Wort in diesem Sinne g-e-
braucht. Nach Hipparch p. 76, 16 M. sagt er in der einen Abhand-
lung: uexaiü öe toO iroxauou Kai xou irnbaXiou xiic 'ApYOÜc, uttö töv
Xayujov, töttoc eexiv ou ttoXuc, duaupouc dexepae e'x^v, dagegen in
der andern: uexaEu be <joö Ttoxapou koa) toü xfjc 'ApToüc TinbaXiou,
uttö töv XaTuuöv, duaupouc dexepae e'xtuv, eexiv oupavöc ou pexae.
Wie man sieht, sind hier oupavöc und xöxroc völlig synonym im
Sinne eines (begrenzten) Hirnmeisraumes gebraucht; und so ist oupa-
vöc wohl auch bei Teukros zu verstehen.

Der Ursprung des Doppelsternbildes Adonis-Aphrodite läfst sich
mit ziemlicher Gewifsheit feststellen. Auf einer babylonischen Plani-
sphäre, die Sayce und Bosanquet in den Monthly Notices of the Royal
Astronomical Society, vol. 40, S. 105 ff. besprochen und in englischer
Umschrift wiedergegeben haben, steht unter den Sternen oder Stern-
bildern „god Tammuz", unmittelbar daneben „god Gula". Die Gleich-
setzung des Tammuz mit Adonis ist bekannt: der Name xÄdonis „be-
deutete in den semitischen Sprachen zunächst blofs Herr, daher neben
diesem allgemeineren verschiedene andere vorkommen, in Palästina
Tammuz, auf Cypern Kupic oder Kippic".2) Gula, die auch auf den babylo-
nischen Grenzsteinen einmal vorkommt (s. oben S. 200), ist die Gattin
des Marduk, des Gottes der Frühsonne und der Frühlingssonne3), oder des
Ninib, der ebenfalls die Frühsonne bezeichnet4); sie heilst „die Herrin,
welche die Toten erweckt", und es bedarf schwerlich des Hinweises
auf die Frühlingsgöttin Venus bei Lucrez oder auf die oben zitierte

1) Jastrow, Tbe Religion of Babylonia and Assyria, p. 546.

2) Preller-Robert I4 363. Adonis neben der babylonischen Unterweltsgöttin
Koüpn TTepceqpövn, 'EpecxrfGtX in einem Zauberpapyrus Wessely, Griech. Zauber-
papyrus (Wien 1888) v. 338.

3) Jeremias a. a. O. S. 22 f. 4) Jensen a. a. 0. S. 228. 474; Jastrow,
Religion of Babylonia and Assyria S. 175.
 
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