XII. Dodekaoros, Marmorfragnient des Bianchini und ostasiat. Tiercycfus. 331
Im Bononiensis 3632 f. 325 scheint wieder ein verschiedenes Exem-
plar zu stecken. Ein sechstes endlich ist durch zahlreiche Hexameter-
spuren1) besonders interessant; es steht in Monac. gr. 287 f. 92v und
Yatic. gr. 1290 f. 69v, an Ptolemaios Tetr. II 12 angehängt. In allen
diesen Texten werden die zwölf Jahre ganz, wie es Censorinus ver-
langt, beschrieben: wie die vier Jahreszeiten in ihnen verlaufen, wann
starke Stürme kommen, wann man aussäen soll, ob jeweils Vieh oder
Wein oder Getreide gedeiht oder verdirbt. Vom Krieg ist nur in dem
letztgenannten Text die Rede, aber nicht nur zu einem einzigen
Zeichen. Auch sonst wäre es ganz unmöglich, diese eingehenden und
individualisierenden Schilderungen im Sinne Scaligers in einem Sym-
bol zusammenzufassen.
Scaligers Erklärung der zwölf Tiere ist damit unmöglich ge-
worden. Salmasius hat eine andere dafür vorgeschlagen: 'Ceterum
paene pro certo habeo haec fuisse etiam vocabula signorum
Zodiaci, quae singulis etiam annis Dodecaeteridis (seil. Chaldaicae)
imposuerunt, ut alibi pluribus ostendam.' Salmasius hielt also die
zwölf Tiere für Benennungen der Teile des Zodiacus und berief sich
darauf, dafs die zwölf Jahre auch in der antiken Dodekaeteris nach
den Zeichen des Zodiacus benannt sind. Ideler hat diese Erklärung
bestritten: „Man begreift nicht, wie aus dem Cyclus der Zeichen,
der allenfalls, wie im Parapegma des Geminus, die Stelle eines Cyclus
der Sonnenmonate vertreten konnte, ein Cyclus von Jahren ge-
worden sein sollte." Idelers Einspruch war gegenüber einer scheinbar
vagen Behauptung, wie sie Salmasius ausgesprochen hatte, durchaus
berechtigt-, aber er wird entkräftet dadurch, dafs thatsächlich in der
alten Dodekaeteris, wie sie in den zwei von mir publizierten Texten
vorliegt, die 12 aufeinanderfolgenden Jahre nach den zwölf Tier-
kreiszeichen benannt werden: das erste Jahr heilst hier das Jahr
des Widders, das zweite das des Stieres, das dritte das der Zwillinge
u. s. w.2) Salmasius hat also doch, vermutlich aus der gleichen Pariser
Hs, die ich zu meiner Ausgabe benützt habe, gewufst, dafs die
12 Jahre der chaldäischen Dodekaeteris nach Tierkreiszeichen benannt
wurden. Für die zwölf Tiere des ostasiatischen Cyclus aber bleibt
Salmasius' Deutung als Tierkreiszeichen allerdings zunächst reine Ver-
mutung.
1) Vielleicht hängt es also mit den Aw&eicaeTnpioec des Ps.- Orpheus zu-
sammen (vgl. oben S. 330, 1).
2) Ginzel (Lehmanns Beitr. I 370, 1) hätte also Idelers Bedenken jetzt nicht
mehr wiederholen dürfen.
Im Bononiensis 3632 f. 325 scheint wieder ein verschiedenes Exem-
plar zu stecken. Ein sechstes endlich ist durch zahlreiche Hexameter-
spuren1) besonders interessant; es steht in Monac. gr. 287 f. 92v und
Yatic. gr. 1290 f. 69v, an Ptolemaios Tetr. II 12 angehängt. In allen
diesen Texten werden die zwölf Jahre ganz, wie es Censorinus ver-
langt, beschrieben: wie die vier Jahreszeiten in ihnen verlaufen, wann
starke Stürme kommen, wann man aussäen soll, ob jeweils Vieh oder
Wein oder Getreide gedeiht oder verdirbt. Vom Krieg ist nur in dem
letztgenannten Text die Rede, aber nicht nur zu einem einzigen
Zeichen. Auch sonst wäre es ganz unmöglich, diese eingehenden und
individualisierenden Schilderungen im Sinne Scaligers in einem Sym-
bol zusammenzufassen.
Scaligers Erklärung der zwölf Tiere ist damit unmöglich ge-
worden. Salmasius hat eine andere dafür vorgeschlagen: 'Ceterum
paene pro certo habeo haec fuisse etiam vocabula signorum
Zodiaci, quae singulis etiam annis Dodecaeteridis (seil. Chaldaicae)
imposuerunt, ut alibi pluribus ostendam.' Salmasius hielt also die
zwölf Tiere für Benennungen der Teile des Zodiacus und berief sich
darauf, dafs die zwölf Jahre auch in der antiken Dodekaeteris nach
den Zeichen des Zodiacus benannt sind. Ideler hat diese Erklärung
bestritten: „Man begreift nicht, wie aus dem Cyclus der Zeichen,
der allenfalls, wie im Parapegma des Geminus, die Stelle eines Cyclus
der Sonnenmonate vertreten konnte, ein Cyclus von Jahren ge-
worden sein sollte." Idelers Einspruch war gegenüber einer scheinbar
vagen Behauptung, wie sie Salmasius ausgesprochen hatte, durchaus
berechtigt-, aber er wird entkräftet dadurch, dafs thatsächlich in der
alten Dodekaeteris, wie sie in den zwei von mir publizierten Texten
vorliegt, die 12 aufeinanderfolgenden Jahre nach den zwölf Tier-
kreiszeichen benannt werden: das erste Jahr heilst hier das Jahr
des Widders, das zweite das des Stieres, das dritte das der Zwillinge
u. s. w.2) Salmasius hat also doch, vermutlich aus der gleichen Pariser
Hs, die ich zu meiner Ausgabe benützt habe, gewufst, dafs die
12 Jahre der chaldäischen Dodekaeteris nach Tierkreiszeichen benannt
wurden. Für die zwölf Tiere des ostasiatischen Cyclus aber bleibt
Salmasius' Deutung als Tierkreiszeichen allerdings zunächst reine Ver-
mutung.
1) Vielleicht hängt es also mit den Aw&eicaeTnpioec des Ps.- Orpheus zu-
sammen (vgl. oben S. 330, 1).
2) Ginzel (Lehmanns Beitr. I 370, 1) hätte also Idelers Bedenken jetzt nicht
mehr wiederholen dürfen.