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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0472

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XIY. Die spätere Entwicklung. Manilius und Firmicus.

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sprechen im 4. Buch gegeben (IV 17, 2): Quae omnia tunc explica-
bimus; cum ad interpretationem venerimus sphaerae barbaricae, haec
enim omnia divinus ille Abram et prudentissimus Achilles verissi-
mis conati sunt rationibus invenire. Das quae omnia würde sehr viel
umfassen müssen, wenn es sich auf alles Vorhergenannte beziehen
sollte: vitam, spern, fratres, parentes, filios, valitudines, coniugern,
mortem, actus, amicos, inimicos, cetera omnia, quae in substantia
humani generis requirentur. Jedoch wird thatsächlich nur ein Teil
dieser Dinge in der Sphaera barbarica behandelt; sie ermittelt in allen
drei Abschnitten hauptsächlich Lebensstellung und Beruf des Neu-
geborenen und die Art seines Todes, also vitam, actus, mortem.
Abraham und Achilles wären demnach als die Quellen für alle drei
Abschnitte der Sphaera barbarica zu vermuten. In Wirklichkeit ist
die wahre Quelle wenigstens des ersten Abschnittes hier so wenig
wie im 8. Buch genannt. Nur eine einzige Stelle, VIII 6, könnte von
ihr reden: In arietis parte tricesima, quae pars totum signum supra
terrarn semper ostendit, exoritur capra, quam fabulosi poetae ali-
menta volunt Iovi immulsisse nutricia (so schreibt Skutsch, Philol.
61, 194). Das hat Firmicus freilich unmittelbar aus einem Dichter,
nämlich aus Manilius (V 132: officio magni mater Iovis. illa tonanti
fuDdamenta dedit etc.)-, aber er liefs seinem Gönner Mavortius durch
den unbestimmten Ausdruck 'fabulosi poetae' klüglich die Möglichkeit,
sich einfach an Arat v. 163 zu erinnern:

AiH lepr) (rr\v uev xe Xöyoc Au ua£öv emcxeiv).

Er hat also auch hier seine wahre Quelle absichtlich im Dunkeln
gelassen. Glücklicherweise ist sie uns erhalten, und so hat schon
Scaliger gesehen, dafs Firmicus den Manilius streckenweise nur in
seine Prosa umgesetzt hat. Im Commentar zu Manilius, p. 385 der
Ausg. von 1600, sagt er darüber: Hominem ingratum piguit profiteri
per quem profecisset, ut ne nomen quidem eius memoraverit. Ubi
erravit Manilius, et ipse quoque cum duce suo erravit. Ubi partein
signi non apposuit, ne ipse quoque. Salmasius hat dieser Entdeckung
Scaligers heftig widersprochen (de ann. clim. p. 587) und es wahr-
scheinlich dadurch fertig gebracht, dafs bis auf den heutigen Tag
die Paraphrase des Firmicus für den Text des Manilius kaum mehr
verwertet worden ist. Zwar hat Bechert in seiner Dissertation De
Manilii emendandi ratione p. 18 sqq. in der Note 31a auf den Sach-
verhalt wieder aufmerksam gemacht, aber neuestensx) hält er es wieder

1) Class. Rev. 1900, p. 301.
 
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