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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0482

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404 HI. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

vor sich hatte, sondern lediglich auf eigene Faust seine Untergänge
behandelte und sie da einschaltete, wo es ihm am wenigsten Mühe
verursachte, also gleich nach den Aufgängen. Er hatte bei Manilius
(V 28) das Versprechen gelesen, dafs auch die Untergänge erläutert
werden sollten; das erfüllte er nun nach eigenen Heften auf seine
wortreiche und gedankenarme Manier und mochte sich nach dieser
Leistung allerdings zu dem Ruhm berechtigt fühlen, den Römern zum
erstenmal neue Lehre verkündigt zu haben.

Für den ersten Abschnitt der Sphaera barbarica des Firmicus
ist, um das Ergebnis zusammenzufassen, die Quellenfrage damit ent-
schieden; er hat für die Aufgänge der Sternbilder den Manilius aus-
geschrieben und die Untergänge, in engem Anschlufs an jene, nach
eigener Erfindung selbst hinzugefügt. Ein paar Kleinigkeiten, die er
anderswoher als aus Manilius wufste, sind, wie ich oben bemerkt
habe, bei den Aufgängen sozusagen dekorativ verwendet. Auch bei
den Untergängen findet sich eine nicht uninteressante Notiz: beim
8. Grad der Wage wird zum Untergang des Pfeiles das Sternbild
Styx erwähnt, das mit den übrigen Zeugnissen über die wohl dem
babylonischen tlimmel angehörigen, ev "Aibou genannten Bilder im
XI. Kapitel besprochen wurde.

Der zweite Teil der Sphaera barbarica des Firmicus wird von
ihm selbst in der Vorrede mit der Myriogenesis verglichen: er
lehrt, was jeder einzelne von den 12 X 30 Graden des Zodiacus für
Schicksal, Beruf und Art desjenigen weissagt, der bei seinem Auf-
gang geboren wird. Der erste Grad des Widders z. B. schafft Könige
und glückliche Feldherrn, der zweite Starrköpfe, Diebe, Auswanderer,
der dritte Taube, Einäugige und Idioten, der vierte schon wieder
Diebe, und zwar solche, die man hängt, der fünfte würdige Beamte
und-Richter; und so fort bis zum 30. Grad der Fische. Die Planeten
sind auch hier sehr häufig hereingezogen; sie mildern oder verschärfen
das Los, je nach ihrer freundlichen oder schadenstiftenden Natur. An
diesem Geduldspiel, das mit den abstrakten 360 Graden, nicht mit
Sternbildern getrieben wird, würde nichts für uns Interesse haben,
wenn nicht in völlig unorganischer Weise Firmicus doch in den
meisten Kapiteln wieder nicht nur einzelne Bestandteile der Tierkreis-
bilder, sondern auch das eine oder andere Sternbild aufserhalb des
Tierkreises vorgebracht hätte. Diese Angaben finden sich teils zu
irgend einem Grad des jeweils besprochenen Zeichens, teils am Schlufs
jedes Zeichens. Von Bestandteilen der Tierkreisbilder selbst werden
genannt:
 
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