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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0494

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416

III. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

Kynokephalos ist gemeint), die auf persisch saksar heilst"; oder bei
der Jungfrau: „eine Gestalt, die (auf griechisch) bats (ßoüjxric) und auf
persisch albahja heifst"; oder bei der Wage: „der Wagenlenker, den die
Perser bwdasf nennen, die Griechen aber anhs." Die selbstverständ-
liche Lösung der Frage ist, dafs Abu Macsar den Teukros nicht un-
mittelbar aus dem Griechischen, sondern erst aus einer persischen
Übersetzung kennen gelernt habe, in der auch jene griechischen Worte
mitgeteilt waren. Damit wird eine Vermutung, die A. v. Gutschmid
schon vor mehr als 40 Jahren geäufsert hat1), schlagend bestätigt.
Am Schlüsse der persischen Übersetzung von Ibn Wahsijja's angeb-
licher Thenkeloshaübersetzung, von deren Verhältnis zu Teukros im
3. Abschnitt dieses Kapitels die Rede sein wird, heilst es nämlich,
dafs nach Tabaris Zeugnis jenes Buch des Thenkelosha 80 Jahre vor
der Hidschra, d. h. 542 n. Chr. geschrieben sei. „Meine Ansicht über
Tabaris Zeugnis," sagt Gutschmid, „ist nun diese. Das von ihm an-
gegebene Jahr 542 fällt in die Regierung des Chosrü Anüshirwan,
der bekanntlich viele griechische und andere Bücher ins Persische
übersetzen liefs. Nun weist unter den wenigen Traditionen, die sich
unabhängig von Ibn Wahshijjah über Thinkelüs (= Teukros) erhalten
haben, die älteste und wichtigste im Fihrist el-ulüm bestimmt auf
Persien hin, indem sie ihn mit dem der iranischen Mythologie ange-
hörigen Dzohhäk in Verbindung bringt [vgl. den Wortlaut oben S. 10].
Ich glaube also, dafs das griechische Original des Thinkelüs frühzeitig,
eben in jenem Jahre 542, in das Persische übersetzt und diese Über-
setzung von Späteren geradezu für das Original gehalten worden ist:
alle jene Angaben über Thinkelüs dürften aus persischen Quellen ge-
flossen sein".2)

1) ZDMG 15, 88; jetzt Kl. Sehr. II 685f.

2) Bei Häggl Challfa findet sich V, n. 10877 folgender Artikel (von Dyroff über-
setzt): „Der Schatz der Geheimnisse und die Vorräte der Rechtschaffenen vom Hermes
Hermetum. Es ist ein grofses Buch über die Grundlagen dieser (d. h. der durch
den Namen Hermes angedeuteten) Disziplin. Aus ihm hat der Scheich Abu
Abd alläh Ia'is ibn Ibrahim al-UmawI das Kitäb al-istantäqät (?) entnommen.
Tankalüsäh al-Bäbili hat es mit einem seltsamen Kommentar versehen und
ebenso Täbit ibn Qurra al-Harränl und Hunein ibn Ishäq al-'Ibädl. Es ist ein

. 'k-v-T1*' grofses grundlegendes Buch in der Wissenschaft der magischen Vierecke und der
^Jr Buchstaben." Nach Flügels nicht ganz korrekter Übersetzung schien es, dafs Häggl

i Challfa den Tankalüsäh, d. h. Teukros, jenes Werk des Scheichs Abu Abd alläh habe

kommentieren lassen, ihn also für einen späteren Orientalen gehalten habe. Doch
, haben schon Ghwolson (in der später genannten Schrift S. 461) und Gutschmid

(Kl. Sehr. II 677) das Richtige vermutet. Dafs dagegen unser Teukros den
Hermes Trismegistos zitiert und vielleicht auch kommeutiert habe, ist gar nicht
, j ■ ,•: -.unwahrscheinlich.

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