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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0504

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III. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

xAstronom den Text der Vorlage in solcher Art ausgeschmückt hat.
Aber diese gelegentlichen Improvisationen sind nichts gegen das sinn-
verwirrende Schattenspiel, das ein anderer Orientale ans dem alten
Teukrosbuche herausgesponnen hat. Es ist der vielberufene Ibn Wah-
sijja, um 904 n. Chr., einer aramäischen Familie im Tra4 (Babylonien;
entstammend, der Fälscher einer kleinen Litteratur, vor allem der
cnabatäischen Landwirtschaft', die aus dem Altbabylonischen übersetzt
sein und den Beweis liefern sollte, wie unendlich hoch die alte Kultur
der Babylonier über der Bildung der gehafsten arabischen Eroberer
gestanden habe.1) Es ist bekannt, dafs D. Chwolson2) sich von der
Fälschimg täuschen liefs und unter dem Beifall von Ewald diese an-
geblichen Reste der altbabylonischen Litteratur in lebhafter Begeisterung
verherrlichte, bis iu Frankreich mehrere Aufsätze von E. Renan3),
in Deutschland die klassische Abhandlung von A. v. Gutschrnid4) den
mabatäischen Herodot' für immer entlarvten.

Eine jener angeblich babylonischen Schriften führt nun bei Ibn
Wahsijja den Titel: „Das Buch des Babyloniers Thenke'lösha aus
Qüqä0) über die Bilder der Grade der Sphären und das, was sie hin-
sichtlich der in ihnen Geborenen anzeigen." Bei dem Namen Then-
kelosha sahen sich Gutschmid, Renan, Steinschneider6), ja schon Sal-
masius7) an den Babylonier Teukros erinnert. Die volle Klärung des
Verhältnisses zwischen unserm Teukros und Ibn Wahsijjas Theu-
kelosha, die ihnen allen noch versagt blieb, obgleich Gutschmid8)
bereits auf das Teukroskapitel in Laurent. XXVIII 34 und Renan9)
auf die Teukrosexzerpte in Pariser griechischen Hss hinwies, fällt uns
jetzt als eine Frucht unserer Untersuchungen ohne Mühe in den Schofs.
Thenkelösha ist niemand anders als Teukros; die Form des Namens

1) Vgl. Brockelmann a. a. 0. S. 242 f.

2) Über die Überreste der altbabylonischen Litteratur in arabischen Uber-
setzungen, Memoires pres. ä l'Acad. Imper. de St. Petersbourg, Tom. VIII (1859)
p. .329—523.

3) Revue germanique 10 (1860) p. 136—166; L'Institut 1860 p. 37—44 (diesen
Aufsatz kenne ich nur aus Gutschmid); und bes. Memoires de lTnstitut 24, 1
(1860) p. 139—190.

4) Zuerst erschienen ZDMG 15 (1860) S. 1—110; jetzt Kl. Sehr. II 568—753.

5) Vgl. über diese Stadt, die wohl Xiuxu am Tigris ist, Gutschmid a. a. O.
S. 597. Dafs Teukros wirklich daher stammte, darf man aus Ibn Wahsijja nicht
ohne Weiteres entnehmen wollen.

6) Vgl. jetzt dessen Abhandlung 'Arabische Übersetzungen aus dem Grie-
chischen', ZDMG 50, 352—54. 7) De ann. clim. praef. p. c 3V

8) Rev. germ. 10. 164; Mem. de lTnst. 24, 1 p. 187.

9) Kl. Sehr. II 708 ff.
 
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