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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0555

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472 Beilagen.

Etwas ausführlicher steht fast ganz die gleiche Reihe bei Porphyrios (isag.
in astr. p. 198), wo an fünfter Stelle biacppccYua (wie bei dem Gnostiker)
und Magen genannt ist, an elfter Unterschenkel und Knöchel zusammen.
Manilius (II 453—465) hat ganz die gleiche Reihe wie Paulos. Man
sieht, dafs der Gnostiker die Grundlage für seine Anatomie schon bereitet
fand. Andererseits hatte er für seine 'AXrjGem nun blofs mehr die Reihe
der Buchstaben nach biblischem Vorbild anders zu gruppieren als die
Astrologen: aber die Hauptidee war ihm auch hier von ihnen gegeben.
Das tertium comparationis war ursprünglich die Reihe der 12 Tierkreis-
bilder gewesen; es schied bei dem Gnostiker aus, sodafs seinem System
entsprechend die menschliche Gestalt unmittelbar zu den weltbauenden
Buchstaben in Beziehung kam und nach ihren Teilen mit dem Alphabet
verglichen wurde.

Wie aber neben dem zodiakalen System der Gliederung des mensch-
lichen Körpers noch ein planetares bestand, so wurden auch die 7 Vokale
als die vornehmsten Buchstaben den 7 Planeten gleichgesetzt. Ich will
mich auf die Einzelheiten dieser Spekulation hier nicht einlassen1); ich
bemerke nur, dafs es vermutlich nichts als ein sekundärer, verunglückter
Versuch, die zwei Systeme in eins zu bringen, ist, wenn Nestorios, der
Grofsvater des Neuplatonikers Plutarch, bei Proklos (in rempubl. II 65, 18
Kroll) die 7 Vokale den 7 Planeten, die 17 Konsonanten den 12 Tier-
kreiszeichen zuteilt.

Neuestens hat Hommel versucht, einen ursprünglichen Zusammen-
hang der semitischen Buchstaben mit dem Tierkreis nachzuweisen (Aufs,
u. Abh. S. 472 ff.). Es steht mir darüber kein Urteil zu. Ich möchte nur
auf eine Notiz bei Bouche-Leclercq aufmerksam machen, die mir in dieser
Richtung recht interessant scheint (a. a. 0. S. 609, l): cLes docteurs juifs,
Talmudistes et Kabbalistes, dressaient des tableaux de correspondance entre
les vents, les Saisons, les planetes, les signes du zodiaque, les 28 mansions
de la Lüne et les anges, les patriarches, les lettres de Falphabet, etc.
(Cf. Cl. Duret, Thresor de l'histoire des langues de cest Univers. Cologny,
1613, p. 206—216).' Das angeführte Buch ist mir leider nicht zugänglich;
aber vielleicht mögen Andere, die sich mit dem Problem beschäftigen wollen,
nicht ohne Nutzen dem Wink von Bouche-Leclercq nachgehen.

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, . , , yvl ( 3. Zwölfgötter und Tierkreiszeichen.

Ich habe oben (Kap. V, S. 60 ff.) gezeigt, dafs in den von Valens aus-
geschriebenen Xcpaipixd vor Allem Eudoxos und zwar als unmittelbare
Quelle benützt wurde. Es ist nicht ohne Interesse, denselben Einflufs auch
noch in ein paar kleinen Sätzen zu bemerken, die in scheinbar ganz sinn-
loser Weise bei Valens in die Paranatellontenverzeichnisse eingeschaltet

1) Vgl. darüber zuletzt Roscher, Philol. GO, 871 lf., bei dem die umfangreiche
ältere Litteratur angegeben ist.
 
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