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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0585

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publicique iuris factum libris omnino rarioribus esse adscribendum." Nun
habe ich zwar das Buch finden können, das Lindenbrog citiert: aber er
heifst es zu Unrecht Heron. Lindenbrog fügt nämlich a. a. 0. [Hamburg
1609, in 4°] zu Arnmianus XXII 15, 31, wo über das Aufhören des
Schattens zur Zeit der Sonnenwende in Syene gesprochen wird, als letzte
Belege: „Vide Strab. lib. II p. 78 Hero Alesand. Tiepi övoudxuuv dcxpo-
vouikujv pag. 31". Was bei Hero stehen soll, ist also nicht angeführt:
aber um Syene mufs es sich handeln. Nun hat Conrad Dasypodius
(Rauchfufs) im Jahre 1579 nicht nur zum 1. Buch der Elemente des
Euklid (Argent. 1579, in 8°, fol. 33v—50) die 'Ovöuaxa yeuuuexpiKa und
cxepeouexpiKa des Heron herausgegeben, sondern auch noch ein zweites
Büchlein mit folgendem Titel: Oratio Cunradi Dasypodii de Disciplinis
Mathematicis: Ad Fridericum H. Sereniss. Regem Daniae etc. Eiusdem
Hieronis Alexandrini nomenclaturae Vocabulorum Geometricorum translatio.
Eiusdem Lexicon mathematicum, ex diuersis collectum anticmis scriptis.
Argent. Excudebat Nicolaus Wyriot. MDLXXIX. [Ausführlich hat diesen
seltenen Band beschrieben Th. H. Martin in seinem umfangreichen Werk
Recherches sur la vie et les ouvracres d'Heron d'Alexandrie et sur tous les

O

ouvrages mathematiques grecs, qui ont ete attribues a un auteur nomine
Heron (= Memoires pres. par div. sav. a l'Acad. des inscr., I. Serie, tom. 4),
Paris 1854, p. 238—240.] Man kann durch das Eiusdem leicht zu der
Meinung kommen, dafs das cLexicon mathematicum', welches nach dem
Hiero oder Hero zuerst lateinisch und dann griechisch folgt, jedesmal
eigens foliiert, gleichfalls von Heron stamme, und Lindenbrog war offenbar
dieses Glaubens; denn sein Citat Hero xrepi övoudxwv dcxpovouiKÜJV p. 31
geht in der That eben auf dieses Lexikon, da in ihm f. 31v, mit dem Kopf-
titel Tfjc dcxpovouiac övöuaxa, wirklich von dem Fehlen des Schattens
in Syene zur Zeit der Sommersonnenwende die Rede ist. Das Citat
Lindenbrogs ist damit verifiziert; allein er ist vollständig im Irrtum,
wenn er, dem ersten Anschein folgend, diese Kompilation dem Hero zu-
schreibt, die vielmehr von Dasypodius selbst aus allerlei alten Autoren,
z. B. aus dem Almagest und der Tetrabiblos des Ptolemaios, zusammen-
gestellt worden ist. Nun hätte immerhin Is. Vofs den gleichen Fehler
wie Lindenbrog. machen und diesen Traktat ebenfalls dem Heron zuschreiben
können: aber diese Möglichkeit wird dadurch beseitigt, dafs sich die von
Vofs mitgeteilte Nachricht in der ganzen kleinen Schrift nirgendwo findet.
Vofs hat also jedenfalls nicht das gleiche Werkchen gemeint wie Linden-
brog, und damit ist auch der Schlufs Jablonskis hinfällig, dafs Vossens
Citat fHero in astronomicis' auf ein gedrucktes Buch sich beziehen mufs:
es scheint vielmehr, dafs Vofs an eine Handschrift denkt. Neue Hoff-
nung und — neuen Trug bietet ganz gegen seine Gewohnheit Ludwig
Ideler. Er wiederholt in seiner Abhandlung über den Ursprung des Tier-
kreises (Abh. der Berk Akad. 1838) S. 9, Anm. 2 die Citate des Jablonski
aus Vofs und Lindenbrog (doch schreibt er falsch pag. 120 statt 123)
und fügt dann hinzu: „Diese Schrift ist noch nicht gedruckt. Eine Hand-
schrift ist nach v. Aretins Beiträgen in der Münchener Bibliothek vor-
handen". Da könnte ich sie also in meiner nächsten Nähe finden. Allein
eine zu andern Zwecken unternommene vollständige Durchsicht der Aretin-

Boll, Sphaera barbarica. 31
 
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