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Altägyptische Festungen

ägyptische Landesaufnahme hat, konnte ich dafür nicht auftreiben. Die älteren Karten1, die
alle wesentlich zu kleine Maßstäbe zeigen, waren für unsern Zweck nicht verwendbar.

Eine kurze Beschreibung des Verlaufs unseres Weges wird klarstellen, welche Festungen
wir besucht oder gesehen haben. Dabei sollen auch, wenigstens in den Bemerkungen, die
nicht unerwähnt bleiben, von denen andere Reisende berichten, die aber von unserem Wege
aus nicht zu bemerken waren. Mit den von uns untersuchten alten Festungen ist nämlich
die Zahl der an der zweiten Nilschnelle liegenden keineswegs erschöpft.

Nachdem am Tage vorher die Ruinen gegenüber Wadi Haifa bereits besucht worden
waren, ohne daß wir dabei von dem von LYONS2 3 1892 gefundenen Festungsgraben etwas
bemerkt hatten, da er wieder ganz versandet war, brachen wir am 17. März 1900 nach-
mittags von dort auf. Da wir zuerst in einiger Entfernung vom Nil ritten, entgingen uns
die Reste der Festung des Alten Reiches (?)s Die kleine Ziegelruine auf der Insel Dulge4
und Häuserreste auf Menarte5 sahen wir aus der Ferne. Nachdem wir dann vom Felsen
von Abusir einen Blick auf das Gewirr der Nilschnelle geworfen hatten, verließen wir
den Fluß ein wenig und kamen erst bei einem uns als Matuga6 bezeichneten Dorf aus
wenigen Hütten wieder an ihn. Wenig südlich davon lagerten wir für die Nacht (1 auf der
Kartenskizze Bl. 2). Dem Lagerplatz gegenüber liegt eine durch einen damals stehenden
Flußarm vom Ufer getrennte Insel, auf deren Ostseite einige späte Häuserreste sich be-
finden, in einer davon der Anfang einer unterwölbten Treppe um rechteckigen Kern.

Am 18. März wurde früh eine unmittelbar an unserm Lagerplatz entdeckte Ecke
eines geböschten Mauerzuges aus Haustein (Abb. 1) etwas vom Sande freigegraben, ohne
daß wir aber dadurch Aufschluß über ihre Bedeutung erhalten hätten. Bald nach dem Auf-
bruch kamen wir durch das noch deutlich kenntliche Feld -eines Gefechtes, das nach Aus-
sage unserer Leute vor der Schlacht bei Toschke (1884) stattgefunden haben soll. Dahinter
erreichten wir die hoch am Flusse liegende alte Festungsruine Mirgisse7 (Bl. 3—5) und sahen

1) 1819. Burckhardt, Travels in Nubia, Karte vor S. 1 (1:5000000).

1822. Waddington and Hanbury, Journal of a visit to some parts of Ethiopia, Karte vor S. 1
(1:1 000 000).

1825. Rüppell, Reisen in Nubien, Kordofan und dem peträischen Arabien, Karte Bl. 10 (1: 1000000).

1826. Cailliaud, Voyage ä Meroe, 2 Bl. 45 (1:500000).

1835. Hoskins, Travels in Ethiopia, Karte am Schluß (1:2000000).

1843. Russegger, Reisen in Europa, Asien und Afrika, Karte im Atlas (1 : 1666667).

1856. Lepsius, Denkmäler I, 2 bis, Karte von Kiepert (1:1500000).

1867. de Gottberg, Cataractes du Nil, Bl. 4 (1:560000).

Machen die Maßstäbe dieser Karten ihre Benutzung für die Entnahme der richtigen Linien des Nillaufs
so gut wie unbrauchbar, so sind auch die in ihnen gegebenen Ortsnamen, für unsere Zwecke nicht ohne weiteres
zu verwenden. Wie in ganz Nubien, so haben auch hier an der zweiten Nilschnelle Uferabschnitte besondere
Namen, oft beiderseitig die gleichen. Werden diese Namen von den Reisenden mit bestimmten Punkten inner-
halb des Uferabschnitts in Verbindung gebracht, so können dann auf zwei Karten die gleichen Ortsnamen in großen
Entfernungen voneinander auftreten. Dazu kommt noch,- daß auch hier, wie in vielen ersten Karten, allgemeine
Ortsbezeichnungen, wie etwa Kisse „Ruine“, von dem einen oder dem anderen Reisenden als Ortsnamen aufgefaßt
worden sind, die dann von den folgenden Besuchern nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Da die Reisenden
fast ohne Ausnahme nicht Nubisch konnten, so sind Hörfehler und Abweichungen bei Lauten, die im Nubischen
wechseln können, auf ihren Karten auch keine Seltenheiten.

2) Budge, Egyptian Sudan 1,537 und Murray, Handbook for Egypt 11. Aufl. (1907) S. 544. S. jetzt
Maclver-Woolley, Buhen, Bl. G.

3) Somers Clarke a. a. O. Bl. 27 und M acIver-Wo ol 1 ey a. a. O. S. 7.

4) In Steindorffs Tagebuch: Dulge; in Schäfers Tagebuch: Dunge; Somers'Clarke a. a. O.
S. 164: Dorgaynarti.

5) In Steindorffs Tagebuch: Menarte; in Schäfers Tagebuch: Menart; Cailliaud a. a. 0. 1, 324:
Mänarti; Somers Clarke a. a. 0. 164: Mayanarti; Maclver-Woolley a. a. O. 7: Meilnarte oder Merenarti.
Ohne Namen erwähnt bei Burckhardt a. a. 0. 42.

6) de Gottberg a. a. O. Bl. 4 und die englische Generalstabskarte von 1894 geben die Nilschnellen
von Wadi Matuga 10 bis 12 km stromauf an. Matuga ist also jedenfalls ein Abschnitts-, kein Ortsname.

7) Steindorffs Tagebuch: Mirgis, Mirgise und Mirgisse; Schäfers Tagebuch: Mirgis; Lyons in Journ.
Eg. Arch. 1916, 182: Mirgisse;' Cailliaud a. a. 0. 1,331: Mirqis,. 3, 259 und Karte: Mirqisseh; Lepsius a. a. O.
Karte Mirqisseh, wohl von Kiepert aus Cailliaud entnommen, da der Name in Lepsius’ Tagebuch nicht
vorkommt; dort wird (Notizbuch VII 120, 50 unter dem 31. 7. 44) von der auf dem Westufer etwas nördlich von
 
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