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Altägyptische Festungen

Urunarti abwärts. Gerade auf diesem würde ich noch Festungen vermuten, so etwa bei Abke
die Gegenfestung zu Mirgisse und bei Wadi Haifa1 die zu der am Westufer.

Ich lasse jetzt die Beschreibung der von uns untersuchten Festungen folgen.

Mirgisse.

Die Festung liegt am Rande der Wüstenhochebene, die hier felsig und ziemlich steil
gegen den Nil zu abfällt, aber einen, wenn auch schmalen Streifen niedrigen Landes zwischen
sich und dem Fluß freiläßt (Blatt 3 a u. 4 a u. b). Bei Hochwasser muß dieser Streifen zwar
wesentlich schmäler sein, als er es zur Zeit unseres Besuches war; ob er etwa früher bei
Hochwasser ganz überschwemmt war, die Hänge vor der Festung dann also unmittelbar zum Nil
abfielen, konnten wir nicht feststellen. Da die anderen Uferfestungen, die wir sahen, aber
so angelegt sind, daß sie dicht über dem Fluß liegen, so kann man es hier wohl auch ver-
muten. Der Aufstieg zur Wüstenfläche ist hier zwar nicht am steilsten, südlich von der
Festung liegen steilere Abfälle, aber an der für die Anlage gewählten Strecke springen einige
Nasen gegen den Fluß vor, die Sicherungen stromauf und stromab bilden. Dies könnte für
die Wahl des Platzes das Entscheidende gewesen sein.

Der Grundriß (Bl. 3 a) zeigt ein inneres, mit der Langseite dem Fluß gleichlaufendes
Mauerrechteck, in dem nur die Uferseite nicht gerade, sondern dem Wüstenrande folgend
etwas eingeknickt ist. Um die drei Landseiten dieses inneren Rechtecks legt sich im Ab-
stande von rund 25 m eine Außenmauer herum, die sich durch zurücklaufende Abschluß-
mauern an die' Ecken des inneren Rechtecks an der Flußseite anschließt. An der Nordseite
springen nach außen zwei starke Mauern2 senkrecht weit vor die äußere Mauer vor, an der
Flußseite liegen drei solche vorspringende Mauern, die in verschiedenen Richtungen laufend
sich den dort liegenden Felsnasen (Bl. 4b) im Grundriß anpassen. Tore scheint die Festung
nur an der Nord- und Südseite gehabt zu haben. In der Nordseite lag der Zugang wohl
zwischen den beiden vorspringenden Mauern, dem dann in der Innenmauer vielleicht einer in
der heute dort klaffenden breiten Lücke entsprach3. In der Südseite können die beiden Tore
in den beiden dort in Innen- (Bl. 5a) wie Außenmauer sich zeigenden Lücken gelegen haben.
Außerdem ist jedenfalls ein Zugang zum Fluß nachweisbar. Er liegt an der Nordseite der
am nördlichsten nach dem Fluß zu vorspringenden Mauer. In dem schmalen Hohlweg da-
bei liegen auffallend viel Topfscherben; der in einer Breite von etwa 8 m hier hinaufführende
Weg ist noch gut erkennbar. Das Innere des Rechtecks der Festung ist heute ziemlich
flach, doch dürften bei Grabungen die Unterteile der Mauern von allerhand Bauten noch
herauszuholen sein. Nahe der Ostseite lagen in der nördlichen Hälfte die Reste eines an-
scheinend größeren Gebäudes, unweit der Nordwestecke einige Räume einer Kapelle4, die in
lufttrockenen Ziegeln und Sandstein erbaut ist (Bl. 3 b, c u. 5 c). Nordwestlich der Kapelle
zog sich in etwa 1 m Entfernung von der Innenseite der Festungsmauer die Spur einer etwa
1 m dicken Mauer entlang, die auch an anderen Stellen stets mit der Festungsmauer im
Innern mitlaufend nachweisbar war. In der Nähe der Kapelle ließen wir sie etwas freilegen
und fanden sie sotvohl wie die Innenfläche der Festungsmauer in den unteren Schichten noch
mit dem alten Nilschlammputz wohlerhalten vor (Bl. 5d). Die Umfassungsmauern auch außen

x) Maclver-Woolley a. a. O. 7—8: Altägyptische Spuren „close to the railway Station“ und „on the
river front near the north end of the Haifa lines“.

2) Die westlich davon liegenden flachen Rechtecke sind Massengräber von dem Gefecht, das hier in der
Nähe stattfand (s. o. S. 2).

3) Der von S omers Clarke a. a. 0. 166 neben dem Innenvorsprung der inneren Nordmauer gesehene,
von ihm mit J bezeichnete „narrow way trough the inner wall“ ist von uns nicht vermerkt worden.

4) Lyons a. a. O. 182/3. Die Bl. 3b, c gegebenen Aufnahmen weichen in Einzelheiten von dem
Lyons’schen Grundriß ab, ohne daß ich behaupten will, daß unsere besser seien.
 
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