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Schalfak — Urunarti —• Kumme

des Festungsberges ist so steil, daß von dort ein Angriff wohl nicht zu erwarten war, auf
der anderen Seite aber hätte der Feind die Höhe unter dem Kernbau und unter dem langen
Ausbau wohl erklimmen können. Deshalb wurde diese Seite in Abständen von rund 60 m
von einander durch vorspringende I ürme gesichert, von denen aus man die dazwischen
liegenden Stücke des Mauerfußes seitlich bestreichen konnte. Das Tor der Festung lag auf
der Südseite zwischen zwei vorgezogenen Türmen. Ob wie bei den anderen Festungen auch
hier noch ein besonderes kleineres Tor mit Abstieg zum Wasserholen vorhanden war, haben
wir nicht ermittelt. Im Innern des Kernbaus sind reichlich Reste von Häusern bemerkbar.
Die hier 1,50 m breite Mauergasse und die kleine Mauer, welche die zur Bebauung freige-
gebene Innenfläche einschließt, sind fast überall klar zu sehen. Weniger klar ist jedoch die
allgemeine Anlage bei der wie in Mirgisse mit Haustein ausgekleideten Kapelle (Bl. 13 c, d
und Bl. 14 c), die am äußersten Ende des Kernbaus liegt. Sie scheint in einer besonders an-
gebauten Bastion zu stecken. Die auch noch in den Farben recht gut erhaltenen Wandbilder in
der Kapelle, von der aber nur die unteren Schichten noch stehen, sind aus der Zeit
Thutmosis’ III. Da die dicht bei der Kapelle gefundene Stele1 (Bl. 13 c) aber aus dem 6. Jahre
Senwosrets III. stammt, so geht die Festung jedenfalls bis in dessen Zeit zurück.

Die Konstruktion der Mauern ist die übliche. Holz und Matten sind reichlich ver-
wendet. Die Mauer der ganzen Nordwestseite steht auf geböschten Steinpackungen, die
auch vom anderen Ufer aus sehr klar erkennbar sind3. Am Tor jedoch ist der Mauerfuß
zwar ebenso geböscht, aber aus Ziegeln hergestellt (Bl. 13 b).

Zu Urunarti gehören nun noch Anlagen auf dem Westufer3, die man wohl als einen
befestigten Brückenkopf ansprechen darf. Gegenüber der Mitte der Insel liegt ein nach dem
Flusse zu offenes längliches Rechteck, etwa 500 m lang, dessen jetzt in sich zusammen-
gefallene Mauern vielleicht nur aus gepackten Bruchsteinen bestanden. Stromab davon gegen-
über dem Ende der Insel befinden sich wieder mehrere ähnliche Reste von Mauern, die wohl
einst das nördliche Außenwerk dieses Brückenkopfes bildeten. Ihm entsprach gegenüber dem
anderen Inselende ziemlich dicht am Ufer der dort befindlichen brausenden Stromschnelle ein
südliches Außenwerk, von dem nur eine im Grundriß rechtwinklige Steinpackung (Bl. 14 d)
erhalten ist. Ihre Spitze und ihre Böschung ist dem Nil zugekehrt. Zwischen den gepackten
Steinen saß Nilschlamm, von dem sich aber nicht sagen läßt, ob er als Rest der hier einst
errichteten Ziegelmauern oder als Mörtel der Steinpackung oder endlich als Überbleibsel
hoher Überschwemmungen zu gelten hat.

Kumme.

Auf der den Nil schräg durchquerenden Granitbarre (Bl. 16 a) im Semne-Abschnitt
liegt auf dem Ostufer die uns seit LEPSIUS4 als Kumme bekannte Festung (Bl. 15—.17). Im
Nil tritt die Barre als eine Reihe in der Stromrichtung länglicher Felsen hervor, zwischen

1) Vielleicht von Douglas Wells 1898/9 zuerst gesehen (s. a. a. O. 180). Ich eritfnere mich, 1900
an der Wand der Kapelle einen englischen Namen angeschmiert oder angekratzt gelesen zu haben, kann aber
nicht mehr sagen, wie er lautete. Das könnte der Name irgend eines früheren Reisenden oder eines Soldaten,
der hier im Derwischfeldzug auf Vorposten gelegen hat, gewesen sein. Diesem kann die dicht dabei liegende
Stele nicht entgangen sein. Dann wäre ihm also die „Priorität“ dieses Fundes anzuerkennen.

2) Lepsius Denkm. Text 5, 198, wo nur die Angabe der „runden“ Türme auf einer Täuschung be-
ruht. Wilkinson, Trans. Roy. Soc. Lit. 2, 4, 1050, läßt die Steinpackungen der Türme, deren Ziegelmauerwerk
er aber nicht zeichnet, ebenso wie die ganze Steinpackung der Mauer weit vor sie vorspringen, gibt aber an,
daß er die Festung nur vom Westufer sah.

3) S. auch Lepsius a. a. O. 189.

4) Lepsius Notizbuch VII 120 42: Nach den Aussagen der Leute des Orts und des Reis unsrer
Barke wird die westliche Burg Semne genannt . . ., die östliche und das dabei liegende Dorf wird von Allen
nur Kumme genannt. S. auch Verhdlgn. der Berl. Ak. 1844 S. 374t die . . . östliche (Festung), nebst einem
ärmlichen, etwas südlich gelegenen. Dorfe, heißt Kumme.
 
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