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Kumme — Semne

i-7

Semne.

Nähert man sich der Festung Semne (Bl. 19, 20) von Norden, so scheint sie, da man
dort von der Wüstenebene zu ihr herabsteigt, tief und flach zu liegen. Man bekommt von
dieser Seite keine rechte Vorstellung ihrer Lage. Von Westen (Bl. ib von NW) und Süden
(Abb. 6). gesehen, von wo aus man auf flacher Wüste gegen die Festung zugehen muß, ist
diq Lage besser verständlich. Die Festung liegt stromab an der Granitbarre auf einer von

West nach Ost etwa 150 m
langen, über die umgebende
Wüste heraustretenden Fläche,

die sich gegen den Nil zu
senkt. Am Nil selbst fällt diese
Fläche in der Richtung des
Stromes gegen ein bereits
außerhalb der Festung liegen-
des Tal zu, das die Festungs-
fläche von den nördlich und
nordwestlich von ihr liegen-
den Randbergen der höheren
Wüste trennt. Mitten in der
Länge der Wasserseite ist die
Fläche die zum Aufbau der Befestigungswerke dienen sollte, durch Anlage eines viereckigen
künstlichen'Unterbaus (Bl. 20c) aufgehöht worden Am Nil ist der Abfall der Fläche recht
steil und mit Geröll bedeckt, das zu einem erheblichen Teile wohl durch Wassersgewalt
durcheinandergeworfene Blöcke früherer Unterbauten bilden.

Da die Festung also eigentlich in einer Ebene liegt, auch an der Wasserseite keine
besonderen Felsvorsprünge zu berücksichtigen waren, wie dies bei Mirgisse z. B. der Fall war,

Abb. 6. Semne von S gesehen.

so zeigt ihre Anlage nichts von der der Bergfestungen. In seinen heute sichtbaren Resten
bildet "der Grundriß (Bl. 19a) einen annähernd rechten Winkel, dessen einer Schenkel lotrecht
zum Strome gestellt ist, während der andere am Ufer entlang nach Norden sich erstreckt.
Beide Schenkel sind in’der Anordnung ihrer Befestigungsanlagen in Einzelheiten verschieden
behandelt. Der Schenkel senkrecht zum Strom ist, um den Mauerfuß bestreichen zu können,

allseitig mit weit vorspringenden geraden Ausbauten in 25 bis 40 m Abstand voneinander
besetzt. LEPSIUS und ERBKAM1 und auch DE VOGÜE2 geben zwischen den Ausbauten am
Westteil der Südseite auch noch kleinere Mauervorsprünge. Der Schenkel am Strom hat
nur, mit Ausnahme eines das Tor deckenden Ausbaus, über die Ecken vorspringende Aus-
bauten, durch die das seitliche Bestreichen nur einer der dort zusammenstoßenden Umfassungs-
mauern ermöglicht wird. Im Winkel zwischen den Schenkeln liegt ein anscheinend besonders
starker Ausbau in den Winkel halbierender Richtung. Die Stärke dieses Ausbaus könnte
uns auf den Gedanken bringen, in ihm, etwa wie in dem Doppelausbau an der Nordwestecke
von Mirgisse, ein Tor zu suchen. Bis eine Grabung uns aber nicht eines Besseren belehrt,
müssen wir ihn als einfachen Ausbau ansehen. Von ihm aus können die Mauerfüße der beiden
zusammenstoßenden langen Umfassungsmauern seitlich bestrichen werden und zwar mit ge-
ringerem Aufwand von Besatzung, als man dies ohne diesen Ausbau hätte tun können. Wenn
dieser Vorteil hier erkannt und angewendet wurde, so wäre bei Annahme einheitlicher, gleich-
zeitiger Ausführung des Ganzen nicht recht zu erklären, warum man an den beiden aus-

1) A. a. ü. I, in.

2) A. a. 0. Bl. 5.

Borchardt, Festungen.
 
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