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Altägyptische Festungen
Sehr merkwürdig sind die Reste des Südsporns, an denen sich wiederkehrende 2—3 m breite
Rillen in der jetzigen Außenfläche zeigen (Bl. 15 b—d). Nur innerhalb dieser Rillen scheint
die Mauer Holzeinlagen zu haben. Ähnliche Rillen habe ich an der Südseite der Festung
Kuban beobachtet (Abb. 5). In seiner Aufnahme von Kuban1 2 gibt ERBKAM am Nordende der
Ostseite etwa in den Ab-
ständen und Breiten dieser
Rillen Mauervorsprünge,
die ich aber schon bei
meinem ersten Besuch die-
ser Festung 1896 nicht
mehr sah. Ebensolche
V orspriinge geben auch
Douglas Wells und
Somers Clarke 2 an
Mauern von Mirgisse. Auch
DE VOGÜE3 4 spricht von
kleinen „contreforts“ von
2 m Dicke im Westteil
der Südmauer von Semne. Sicher sind solche Vorsprünge auch an der Festung gegenüber
Wadi Haifa1 nachweisbar, wo sie aber breiter als die Zwischenräume sind. Erklären kann
ich mir den Zweck dieser Vorsprünge ebensowenig wie SOMERS CLARKE, aber das hindert
nicht, daß wir sie möglicherweise auch hier am Südsporn von Kumme zu ergänzen haben.
Man müßte dann annehmen, daß hier und in Kuban die vorspringenden Teile der Mauer von
den Anwohnern zuerst abgerissen und dabei auch dahinter, da das Mauerwerk einband, ein
bis zwei Ziegelstärken mit herausgenommen worden sind.
In der nächsten Umgebung von Kumme wurden von uns nur geringe dazugehörige
Befestigungsanlagen bemerkt. Der alte Weg, der sich östlich der Festung entlang zieht, geht
schließlich im Bogen von Süden her auf die Höhe der oben erwähnten Bergfläche, die die
Festung überhöht, und endet dort in einem Viereck aus gepackten Steinen, jedenfalls den
Resten eines Außenwerks oder einer Warte. Die flache Senke zwischen dieser Höhe und
dem westlich davor liegenden, etwas niedrigerem Felsenrücken ist im Norden durch eine
Steinpackung geschlossen. Von den Steinpackungen, die Fürst PüCKLER5 und LEPSIUS6 auf
den Inseln der Barre beschreiben, haben wir nichts bemerkt.
1) L. D. I, in. Als ich 1896 Kuban besuchte, waren die Anwohner dabei, die Ostmauer, die vom Ufer
nicht sichtbar ist, abzutragen. 1900 war sie fast völlig verschwunden, 1906 war sie bis auf den vorspringenden
Torturm ganz abgerissen und schon eine Bresche in des Ostende der Südmauer gelegt. Die Westhälfte von Kuban
wird nach Weigall, Report on the antiquities of Lower Nubia 91 durch das Stauwasser überflutet werden.
2) a. a. 0. 166 und Bl. 28.
3) Bulletin Archeologique d’Athenaeum francais 1855, 82.
4) Mac Iver-Woolley a. a. O. Bl. E und G.
5) Aus Mohamed-Alis Reich 2, 336: Die meisten der Felseninseln tragen Reste alter Mauern.
6) L. D. Text 5, 205: Die Spitze der Insel Gindikolnasti (lies Gindikolnarti) mit Steinpackungen befestigt.
In Notizbuch VII 120,43 sagt Lepsius, er sei (mit Erbkam) über den ruhigen östlichen Nilarm geschwommen
und habe sich dann über zwei reißende Arme bis zur mittleren Insel an einem Strick hinübergezogen. Den Namen
der Insel, „wo ein magerer Baum steht“, zerlegt er: „Dorn-es gibt-Insel“, nach Schäfer hieße sie „Insel des
dornigen“, nämlich Baumes (?). Gindikolnarti ist also wohl kein dauernder Name, sondern nur eine Bezeichnung
nach dem damals dort stehenden Baum. Die Insel östlich davon heißt nach Lepsius Abdelladun. Erbkam
(Handschr. Tagebuch unter dem 25. 7- 44): au^ der Insel (Gindikolnarti) scheint ein Wachthäuschen gestanden zu
haben; mächtige Blöcke waren von andersher zum Unterbau herbeigeschafft, später aber wohl von der Flut zer-
streut worden.“
Ob etwa die in dem östlichen Nilarm lagerhaft und wie gefügt liegenden Blöcke der Böschung nicht
natürlicher Fels, sondern Hausteinmauerwerk sind (Bl. I7d), wie es nach der photographischen Aufnahme scheinen
könnte — an Ort und Stelle ist die zuletzt genannte Möglichkeit von mir nicht bemerkt worden —, wage ich
nicht zu entscheiden.
Abb. 5. Kuban, Ostseite von SO gesehen. (Aufnahme von 1900.)
Altägyptische Festungen
Sehr merkwürdig sind die Reste des Südsporns, an denen sich wiederkehrende 2—3 m breite
Rillen in der jetzigen Außenfläche zeigen (Bl. 15 b—d). Nur innerhalb dieser Rillen scheint
die Mauer Holzeinlagen zu haben. Ähnliche Rillen habe ich an der Südseite der Festung
Kuban beobachtet (Abb. 5). In seiner Aufnahme von Kuban1 2 gibt ERBKAM am Nordende der
Ostseite etwa in den Ab-
ständen und Breiten dieser
Rillen Mauervorsprünge,
die ich aber schon bei
meinem ersten Besuch die-
ser Festung 1896 nicht
mehr sah. Ebensolche
V orspriinge geben auch
Douglas Wells und
Somers Clarke 2 an
Mauern von Mirgisse. Auch
DE VOGÜE3 4 spricht von
kleinen „contreforts“ von
2 m Dicke im Westteil
der Südmauer von Semne. Sicher sind solche Vorsprünge auch an der Festung gegenüber
Wadi Haifa1 nachweisbar, wo sie aber breiter als die Zwischenräume sind. Erklären kann
ich mir den Zweck dieser Vorsprünge ebensowenig wie SOMERS CLARKE, aber das hindert
nicht, daß wir sie möglicherweise auch hier am Südsporn von Kumme zu ergänzen haben.
Man müßte dann annehmen, daß hier und in Kuban die vorspringenden Teile der Mauer von
den Anwohnern zuerst abgerissen und dabei auch dahinter, da das Mauerwerk einband, ein
bis zwei Ziegelstärken mit herausgenommen worden sind.
In der nächsten Umgebung von Kumme wurden von uns nur geringe dazugehörige
Befestigungsanlagen bemerkt. Der alte Weg, der sich östlich der Festung entlang zieht, geht
schließlich im Bogen von Süden her auf die Höhe der oben erwähnten Bergfläche, die die
Festung überhöht, und endet dort in einem Viereck aus gepackten Steinen, jedenfalls den
Resten eines Außenwerks oder einer Warte. Die flache Senke zwischen dieser Höhe und
dem westlich davor liegenden, etwas niedrigerem Felsenrücken ist im Norden durch eine
Steinpackung geschlossen. Von den Steinpackungen, die Fürst PüCKLER5 und LEPSIUS6 auf
den Inseln der Barre beschreiben, haben wir nichts bemerkt.
1) L. D. I, in. Als ich 1896 Kuban besuchte, waren die Anwohner dabei, die Ostmauer, die vom Ufer
nicht sichtbar ist, abzutragen. 1900 war sie fast völlig verschwunden, 1906 war sie bis auf den vorspringenden
Torturm ganz abgerissen und schon eine Bresche in des Ostende der Südmauer gelegt. Die Westhälfte von Kuban
wird nach Weigall, Report on the antiquities of Lower Nubia 91 durch das Stauwasser überflutet werden.
2) a. a. 0. 166 und Bl. 28.
3) Bulletin Archeologique d’Athenaeum francais 1855, 82.
4) Mac Iver-Woolley a. a. O. Bl. E und G.
5) Aus Mohamed-Alis Reich 2, 336: Die meisten der Felseninseln tragen Reste alter Mauern.
6) L. D. Text 5, 205: Die Spitze der Insel Gindikolnasti (lies Gindikolnarti) mit Steinpackungen befestigt.
In Notizbuch VII 120,43 sagt Lepsius, er sei (mit Erbkam) über den ruhigen östlichen Nilarm geschwommen
und habe sich dann über zwei reißende Arme bis zur mittleren Insel an einem Strick hinübergezogen. Den Namen
der Insel, „wo ein magerer Baum steht“, zerlegt er: „Dorn-es gibt-Insel“, nach Schäfer hieße sie „Insel des
dornigen“, nämlich Baumes (?). Gindikolnarti ist also wohl kein dauernder Name, sondern nur eine Bezeichnung
nach dem damals dort stehenden Baum. Die Insel östlich davon heißt nach Lepsius Abdelladun. Erbkam
(Handschr. Tagebuch unter dem 25. 7- 44): au^ der Insel (Gindikolnarti) scheint ein Wachthäuschen gestanden zu
haben; mächtige Blöcke waren von andersher zum Unterbau herbeigeschafft, später aber wohl von der Flut zer-
streut worden.“
Ob etwa die in dem östlichen Nilarm lagerhaft und wie gefügt liegenden Blöcke der Böschung nicht
natürlicher Fels, sondern Hausteinmauerwerk sind (Bl. I7d), wie es nach der photographischen Aufnahme scheinen
könnte — an Ort und Stelle ist die zuletzt genannte Möglichkeit von mir nicht bemerkt worden —, wage ich
nicht zu entscheiden.
Abb. 5. Kuban, Ostseite von SO gesehen. (Aufnahme von 1900.)