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Semne — Wege zwischen clen Festungen

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Seiten mit den aus ihr entfernten Steinen eingefaßt ist. In etwa 1150 m Entfernung läuft
eine dicke, gut gepackte Steinmauer vom Fluß zur Wüstenhöhe. Auf der Höhe selbst liegt
ein von THIERSCH bemerktes, aber von uns leider nicht näher untersuchtes Außenwerk',
wohl das dem oben besprochenen südlichen entsprechende nördliche. Hiermit dürften wir
wohl die Nordgrenze der Festungswerke von Semne erreicht haben. Ein gründlicheres Ab-
suchen der Gegend dürfte aber wohl mehr" ergeben, als wir in der kurzen Zeit sahen.

Wege zwischen den Festungen.

Außer den Verteidigungsanlagen im Vorgelände der einzelnen Festungen ist aber
auch noch zwischen den Festungen ein ganzes System von alten Sicherungen und angelegten
Wegen festzustellen. Auch hier ist sicher mehr vorhanden, als wir sahen. Was wir be-
merkten, waren Verbindungen zwischen Semne und Urunarti, Semne und Schalfak, Semne
und Mirgisse und endlich zwischen Kumme und Urunarti. LEPSIUS 3 gibt auch eine „große
Straße“ an, die von Süden auf Semne zuführt. Dies könnte die Verbindung von Semne nach
Kidinkalo1 2 3 4 sein.

Die von uns bemerkten Spuren dieser Verbindungen sollen im folgenden in der oben
gegebenen Reihenfolge kurz beschrieben werden.

Auf dem Wege von Semne nach Urunarti sahen wir nach dem Austritt aus dem
Vorgelände von Semne am Flusse rechts neben unserem Weg mit ihm gleichlaufend in
kurzen Zwischenräumen Steinhaufen, die ich für die Überreste einer einst am Flusse entlang
laufenden Mauer halten mochte, ähnlich der, die an der ersten Nilschnelle von Philae nach
Assuan läuft. Diese ist nämlich aus zwei durch Ouermauern verbundenen Ziegelschalen ge-
baut, bildet also eigentlich eine Reihe viereckiger Kästen mit Hohlräumen, die durch Granit-
stücke und Grariitschutt gefüllt wurden. An den Stellen, wo durch Abtragung und Wetter-
wirkung die Ziegel heute verschwunden sind, sieht man über dem Wüstensande nur noch in
regelmäßigen Abständen Haufen von rotbuntem Granit als einzige Reste der Mauer. Zwischen
Semne und Urunarti ist heute das Bild das gleiche. Hier könnte also auch der Ursprung
des heute Sichtbaren der gleiche sein. Sollte dies beim Nachgraben sich bestätigen, so
wäre also auch hier im Gebiete der zweiten Nilschnelle eine ähnliche Schutzmauer vorhanden
gewesen wie in dem der ersten.

In rund 2 km Entfernung von Semne führt links ab ein alter, durch Beiseiteräumen
der Steine gebildeter Weg von etwa 2 m Breite auf eine der Anhöhen, die den Fluß be-

1) Calliaud (a. a. 0. Bl. 45) gibt auf seiner Karte südwestlich und nordwestlich vom Tempel von Semne
(Semneh T.) je ein kleines Kreuz mit der Beischrift „ruine“. Damit könnte er die Stellen des südlichen und
nördlichen Außenwerks haben andeuten wollen. Die Stelle des südlichen ist ihm jedenfalls nicht entgangen, da
er die dort liegende Grabkapelle (s. o. S. 21 Anm. 4) erwähnt.

2) Lepsius Text 6, 205 spricht auch von Felssprengungen in dieser Gegend, die uns aber nicht auffielen.
Schäfer schreibt in seinem Tagebuch unter dem 25. 3. 1900 bei Besprechung des nördlichen Vorgeländes von
Semne: „Um den Rayon der Festung lief eine stärkere solche (d. h. gepackte) Mauer. Von ihrer Westseite
führen Wege . . . auf die Höhen, wohl zu Postenstellungen“. Er zeichnet dazu den Grundriß von Semne, die
oben erwähnte nördlichste Quermauer, das nördliche Außenwerk auf der Höhe und einen langen, einmal unter-
brochenen Mauerzug von der Quermauer ausgehend, westlich an Semne vorbei nach Süden. Steindorff gibt
unter dem gleichen Tage eine ähnliche Handzeichnung, bei der die nach Süden gehende Mauer aber wesentlich
kürzer ist. Sie ist mit y bezeichnet, aber im Text nicht erwähnt. Weder Schäfer noch ich können uns be-
sinnen, was mit diesem Süd-Nord gerichteten Mauerzuge gemeint sei, noch ob wir ähnlich wie zwischen Kumme
und Urunarti ’ (s. u.) etwa hier auf den Flöhen Abschlußmauern bemerkt haben. Vielleicht soll es nur eine Zu-
sammenfassung der etwa in gleicher Richtung laufenden oben beschriebenen Steinpackungen in den Schluchten
sein, die mit den Höhen zusammen einen Abschluß des Vorgeländes gegen die Wüste bilden.

3) Lepsius Text 5, 204.

4) S. oben S. 5.
 
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