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Altägyptische Festungen

Feld mit vielen Topfscherben, auch im Norden, zwischen Außenwerk und Festung, ist der
Boden weithin mit Scherben bedeckt. Hier liegt also um dieses Außenwerk entweder ein
Gräber- oder ein lange Zeit bzw. wiederholt benutztes Lagerfeld, etwa für Handelszüge aus
dem Süden. — Innerhalb der Umfassungsmauer liegen Reste von Ziegelhäusern.

Die Konstruktion bietet nichts Neues. Man kann aber an ihrem Durchschnitt (Bl. 22 b)
ermitteln, wie hoch die Mauer mindestens gewesen sein muß. Die äußere Böschung des
Walles ist sehr flach, nur 24'1. Da sie von der Mauerkrone aus vollständig zu übersehen
und zu bestreichen gewesen sein muß, so muß die Verlängerung ihrer Schräge die Umfas-
sungsmauer unter der Mauerkrone getroffen haben. Das ergibt für die Mauer eine Höhe
von nur 5 bis 6 m. Diese Ermittlung1 können wir nur an diesem Schnitt vornehmen, da hier
Walloberkante und Mauerfuß sichtlich in einer Höhe liegen. Bei den Wällen von Semne und
Mirgisse ist dies nicht so klar, bei Semne sogar sicher nicht der Fall, da dort die Wall-
oberkante sichtlich tiefer liegt, ich aber diese Höhenunterscheide leider nicht festgestellt habe.
Es würde daher eine Ermittlung an den von mir gegebenen Schnitten dieser Festungen kein
brauchbares Ergebnis bringen. Nur so viel ist sicher, daß die Mauern der Hauptfestungen
wesentlich höher gewesen sein müssen als die des Außenwerks von Semne, wohl 10 m und
mehr hoch2.

Außer den bisher beschriebenen haben wir noch einige andere Reste von Befestigungen
im südlichen Vorgelände von Semne gefunden. Geht man von der Südostecke des Außen-
werks grade auf den älteren Festungstempel zu, so erblickt man nach rund 260 m in rund
80 m Entfernung rechts, also dem Ufer zu, einen auf den Fluß zugehenden Mauerrest. Es
ist eine etwa 2 m dicke und in ihrem sichtbaren Teile etwa 20 m lange von Steinpackungen
eingefaßte Ziegelmauer, an deren einem Ende aus Steinpackungen ein kleiner Raum angelehnt
gewesen zu sein scheint. Uns schien diese Anlage irgendwie zu Wasserhebezwecken gedient
zu haben, so daß wir sie als „Saqie“ bezeichneten. In etwa 600 m treffen wir auf ein an-
nähernd senkrecht zu unserem Wege laufendes natürliches Hindernis, eine etwa 1,5 m her-
vorstehende Ader aus härterem Gestein als das umliegende der Wüste. In rund 850 m
Entfernung vom südlichen Außerwerk durchzieht wieder eine annähernd von West nach Ost
laufende Felsbank unseren Weg. In ihr ist eine uns zur Rechten - liegende Senke durch
Steinpackung zum Teil gesperrt. Man sieht also, daß diese natürlichen Hindernisse auch
der Verteidigung dienstbar gemacht wurden. Bei rund 1050 m sind wir auf der Höhe der
Unterbauten der beiden Ausbauten neben der Bresche in der Südmauer von Semne.

Auch im nördlichen Vorgelände sind Außenwerke3 4 5 in Spuren nachweisbar. Geht
man von Semne aus stromab am Ufer entlang, so sieht man in rund 330 m Entfernung1
auf der Höhe einer Felshöhle, wohl eines unfertigen Grabes h links vom Wege eine Schlucht
im Gebirge, die durch eine Steinpackung zugesetzt ist. Wenig weiter läuft eine Steinpackung
mit dem Wege. In rund 500 m Entfernung liegt wieder eine Schlucht, in der die jetzt
zerrissene Versperrung- stärker war und einen regelmäßigen trapezförmigen Querschnitt mit
glatter Krone und gleichmäßigen Böschungen zeigt. Hier und weiter, sicher für die nächsten
2 km, zeigt sich die etwa 5 m breite Straße am Fluß dadurch als alte an, daß sie zu beiden

1) Bereits von Wilkinson (a. a. 0. 104, L) in seiner Skizze des Schnitts durch die Mauer von Semne
angedeutet.

2) Leider gibt auch Somers Clarke (a. a. O. Bl. 30 und S. 171) nur geschätzte, nicht gemessene Höhen-
unterschiede.

3) Vgl. Lepsius Text 5, 205.

4) Hier sind die Entfernungen nicht abgeschritten worden, sondern nach der Zeit des Kamelritts (1 km
= 15 Minuten) bestimmt.

5) Erwähnt bei Russegger, Reise in Ägypten, Nubien und Ostsudan (Stuttg. 1846—9) 2, 3, 78;
Lepsius Text 5, 205.
 
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