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Mirgisse — Dabe

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Aus dei Verschiedenheit der Ziegelgrößen allein ist nichts Entscheidendes zu schließen,
da die Unterschiede dabei nicht gerade ausschlaggebend zu nennen sind und auf allerhand
Zufälligkeiten zurückgeführt werden können. Auch die Verschiedenheit in der Holzverwendung
und in der Wiederkehr der Mattenlager zeigt nur, daß der Bau nicht einheitlich aufgeführt
wurde. Wichtiger dürfte aber die Verschiedenheit des Mörtels sein, namentlich wenn man
den gleichsam vorgeschuhten nordöstlichen Ausbau betrachtet. Danach darf man wohl an-
nehmen, daß abgesehen von möglichen Ausbesserungen in der Innenmauer, beim Ganzen
zwei Bauzeiten zu unterscheiden sind: die der Errichtung des inneren Rechtecks und die des
äußeren; mit dem äußeren gleichzeitig wäre die Anlage der Ausbauten auf der Ostseite.
Wieviel Zeit zwischen beiden Bauperioden liegen mag, ist natürlich so nicht festzustellen.
Sie könnten auch recht kurz aufeinander gefolgt sein, gewissermaßen als zwei Teile einer und
derselben Bauzeit. Aber dagegen spricht eine allgemeine Erwägung: den trockenen Graben
vor der Innenmauer hätte man dann wohl kaum angelegt. Das Wahrscheinlichste ist also,
daß hier zuerst nur das innere Rechteck gebaut und mit umlaufendem trockenen Grabeo
versehen wurde. Später wurde die Festung vergrößert und verstärkt, indem man eine
Außenmauer mit breitem trockenen Graben und Wall davor um sie herumlegte und die
nördlichen und südlichen Ausbauten auf den Felsnasen an der Ostseite anfüo-te. Die Zeit
der ersten Anlage dürfte die der 12. Dynastie (etwa rund 1900 v. Chr.) gewesen sein.

Dabe.

Die auf der Insel etwas stromab, Mirgisse gegenüber liegende Festung erhebt sich bei
weitem nicht so hoch über den Fluß wie jene. Wir konnten ihre Höhe schnell über die
Felsen und Steine des Ufers ersteigen, trotzdem damals der Nil niedrig stand. Die
nur an zwei Seiten gerade, längliche Form der Befestigung (Bl. 6 a) paßt sich einer vor-
handenen Felsfläche an, die nicht weiter für den Bau bearbeitet worden zu sein scheint. Nur
an einigen Stellen, z. B. auf der Westseite zwischen dem 3. und 4. Ausbau von Süden her,
sind durch Steinpackungen Vertiefungen des Felsens ausgeglichen worden, um der Mauer ein
ebenes Auflager zu schaffen. In Abständen zwischen 20 und 40 m ist die Umfassungs-
mauer mit verschieden weit vorspringenden, auch verschieden breiten Ausbauten (Bl. 6 b und
7 a—d) besetzt. Zugänge scheinen drei vorhanden gewesen zu sein. Der hauptsächlichste
muß in der Mitte der Westseite1 gelegen haben, wo durch zwei lange Ausbauten gedeckt
vom Wasser her über eine künstliche, durch Steinpackung hergestellte Terrasse eine Rampe
hinaufführt. Ein zweiter liegt an der Ostecke der Nordseite. Dieser ist von außen durch
einen vom Eintretenden aus links gelegenen Ausbau und von innen durch ein kleines davor
gelegtes Mäuerchen, das den Eindringenden zu einer Wendung zwingt, gesichert. Ein dritter
schmaler Eingang liegt in der Ostseite von außen gesehen rechts neben dem zweiten Aus-
bau von Norden.

Die Umfassungsmauer steht nicht mehr sehr hoch. An vielen Stellen sitzt sie direkt
auf dem Fels auf, an einigen ist, wie oben schon erwähnt, Steinpackung mehr zur Aus-
gleichung denn als Verstärkung des Mauerfußes angeordnet. Die Ausbauten stehen fast
alle auf Steinpackungen, die sich sogar auf der Westseite gewaltig ausnehmen (Bl. 7 c, d),
da sie den Fall nach dem Flusse zu ausgleichen sollen. Die Steinpackung unter dem weit
vortretenden südlichsten Ausbau auf der Westseite (Bl. 6 b und 7 a) mußte sogar in zwei
Absätzen abgestuft werden, da sie in einem Aufbau so hoch geworden wäre, daß sie trocken
gepackt wohl nicht mehr sicher war. Die bei den anderen Festungen übliche Mauergasse

1) Als Himmelsrichtungen sind hier nicht die wahren angegeben, sondern
nordwärts ist gleichgesetzt mit stromabwärts.

Borchardt, Festungen.

auf den Nillauf bezügliche;

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